Allgemeine Berichte | 24.11.2017

Großdemonstration der IG Metall am Standort der thyssenkrupp Rasselstein GmbH

Wo man sonst unter „1000 Lichtern“ feiert, zeigten sich tausende Stahlwerker erbost

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Andernach. Die Arbeiter und Angestellten der thyssenkrupp Steel Europe AG (tkSE) fordern vehement Klarheit über ihre Zukunft. Eine absehbare Fusion des Konzerns veranlasst die Belegschaft, seit dem Bekanntwerden der Pläne im September, im Rahmen von außerordentlichen Betriebsversammlungen und Massenkundgebungen, ihren Forderungen hinsichtlich der Berücksichtigung ihrer Interessen spürbaren Nachdruck zu verleihen. Dabei ist ihnen die starke Unterstützung und der Einfluss der Gewerkschaft IG Metall sicher. So auch am vergangenen Donnerstag bei ihrer Großdemonstration in Andernach. Am Standort der thyssenkrupp Rasselstein GmbH, dem weltweit größten Produktionsstandort für Verpackungsstahl und die Arbeitswelt für rund 2400 Frauen und Männer, wurden die Andernacher von tausenden Stahlwerkern aus dem Ruhrgebiet unterstützt.

Der Hintergrund

Ist mein Arbeitsplatz noch sicher? Wird es den Ort, an dem ich ein Viertel meines Erwachsenen-Lebens verbracht habe, in den nächsten Jahren noch geben? Diese und einige andere Fragen stellen sich Arbeitnehmer in Unternehmen immer dann, wenn das Wort „Fusion“ durch die Werks- und Büroräume schallt. Wie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der thyssenkrupp Rasselstein GmbH in Andernach, einem Tochterunternehmen der thyssenkrupp Steel Europe AG. Nach nunmehr eineinhalb-jähriger Verhandlung, beabsichtigt der Industrie-Konzern nämlich, den Zusammenschluss mit einem der weltgrößten Stahlunternehmen, der indischen Tata Steel. Das Joint Venture im europäischen Stahlgeschäft wurde im September in einer entsprechenden Erklärung angekündigt. Ziel der beiden Stahlgiganten ist es, den endgültigen Fusionsvertrag bis Ende 2018 zu vereinbaren. Von den Synergieeffekten der „Stahl-Hochzeit“ erhofft sich dann der neue Konzern „thyssenkrupp Tata Steel“ mit Sitz in den Niederlanden einen Zugewinn von 400 bis 600 Millionen Euro. Sicher ist: Es werden tausende Stellen wegfallen und Standorte infrage gestellt. Auch die Rasselstein-Belegschaft befürchtet, dass der Standort Andernach hart vom Stellenabbau betroffen sein wird, denn Tata Steel betreibt in den Niederlanden Werke, die sehr günstig produzieren. Die tkSE-Arbeitnehmervertreter ließen bereits erkennen, dass sie sich bei einer möglichen Abstimmung im Aufsichtsrat des Essener Stahlkonzerns geschlossen gegen den Zusammenschluss mit Tata Steel aussprechen werden.

Für die Stahlwerker ist es jetzt „5 vor 12“

Für den vergangen Donnerstag, taggleich mit der in Essen stattfindenden Bilanz-Pressekonferenz der thyssenkrupp AG, hatte die IG Metall, erstmals in der Geschichte ihrer Neuwieder Geschäftsstelle, auch die Beschäftigten der übrigen tkSE-Standorte aufgerufen, sich an einer Demonstration in der Bäckerjungenstadt zu beteiligen. Tausende Stahlkocher aus dem Ruhrgebiet und weiterer Standorte folgten dem Ruf und kamen in über 70 Bussen nach Andernach. Nach Angaben des Veranstalters sollen sich insgesamt etwa 8000 Menschen an der Protestaktion beteiligt haben, darunter auch zahlreiche Bürgerinnen und Bürger sowie ehemalige „Rasselsteiner“. Die angereisten tkSE-Mitarbeiter stießen am Vormittag in Höhe des Koblenzer Tores zum Demonstrationszug der Rasselsteiner hinzu, um mit ihnen gemeinsam, bei oftmals lautstark angestimmten „Glückauf“- und „Stahl hat Zukunft“-Rufen, mit Transparenten, Trillerpfeifen und Sirenen zum Kundgebungsort in den Rheinanlagen zu marschieren. Neben der Bühne war dort auch eine Großbildleinwand aufgebaut. Die Rednerliste wies Gewerkschafts- und Betriebsratsfunktionäre sowie politische Vertreter aus. Markus Eulenbach, Erster Bevollmächtigter der IGM Neuwied und sein Kollege Heiko Reese moderierten die Kundgebung, die symbolhaft um „5 vor 12“ begann. Die Stadt Andernach wurde von Bürgermeister Claus Peitz in Vertretung für den erkrankten OB repräsentiert.

„Hosen runter“ - Die Forderungen der Arbeitnehmer

Auch in den Reden zur Kundgebung in den Andernacher Rheinanlagen ging es schwerpunktmäßig um die Vorwürfe und Forderungen der Belegschaften, denen sie bereits an anderen tkSE-Standorten lautstark Gehör verschafft hatten. Der Vorwurf der Arbeitnehmervertreter: „Die Unternehmen haben in ihrer Absichtserklärung ausschließlich ihre Belange geregelt. Die Beschäftigten wurden schlicht ignoriert. Und für die finanzielle Zukunft gilt das Prinzip Hoffnung darauf, dass das schon irgendwie gut gehen möge. Das ist nicht nur gefährlich, das ist verantwortungslos“, heißt es in einem Aktionsflyer der IG Metall. Die Arbeitnehmer fordern weiterhin unter anderen kurzfristige verbindliche Aussagen zu Standortgarantien, Arbeitsplatz- und Beschäftigungssicherung und nicht zuletzt zu wichtigen strategischen Investitionen. Mit ihrer Interessenvertretung, der IG-Metall, haben sie dazu einen Zehn-Punkte-Forderungskatalog abgestimmt und ihr das Mandat erteilt, für den Erhalt der Arbeitsplätze zu kämpfen. Der ehemalige Gewerkschaftschef Detlef Wetzel, heute stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der tkSE AG, trug diesen nochmal vor und mahnte den Konzernvorstand: „Heute sind wir 8000 und wenn sie uns nicht entgegenkommen, sind wir noch steigerungsfähig. Nehmen Sie sich in Acht vor der Kampfbereitschaft der Stahlarbeiter!“ Zuvor hatte bereits der Rasselstein-Betriebsratsvorsitzende Wilfried Stenz seinem Ärger Luft gemacht: „Ist erstmal der Stahlbereich aus dem Konzernverbund raus, wird es sicher nicht lange dauern, bis auch der Rest des Konzerns den geldgierigen Heuschrecken zum Fraß vorgeworfen wird, die nur ein Ziel kennen: Diesen Konzern zu zerschlagen.“ Mit einer heroisch-emotionalen Videobotschaft signalisierte die Gesamtjugendvertretung des Konzerns ihre „Kampfbereitschaft“. Nicht weniger „kampfbereit“ präsentierte sich die SPD-Fraktionsvorsitzende Andrea Nahles, in deren Wahlkreis die Demoveranstaltung ausgerichtet wurde. „Das ist mein Rasselstein! Und es ist mein Stahl!“ versicherte sie zu Beginn ihrer leidenschaftlichen und von viel Applaus begleiteten Ansprache und adressierte dann an den Vorstandsvorsitzenden der thyysenkrupp AG: „Ich verlange von ihnen, Herr Wiesinger: Hosen runter! Wir wollen wissen, was sie vorhaben!“ Der Andernacher Clemens Hoch, Chef der Staatskanzlei RLP übermittelte die Grüße der Landesregierung und sagte die Unterstützung von Ministerpräsidentin Malu Dreyer zu. Im Redenreigen folgten noch Günter Back, Gesamtbetriebsrat-Vorsitzender tkSE AG, Sebastian Hebeisen DGB Rheinland- Pfalz, Willi Segerath, Konzernbetriebsrat-Vorsitzender tk AG und Jörg Köhlinger, IG Metall Bezirksleiter Mitte. Zu Einstimmung auf die, mehr als einstündige, Rede-Kanonande, spielte und sang die deutsch-französische Musikgruppe „Mannijo“ Solidaritätslieder.

Markus Eulenbach nach der Veranstaltung zu „BLICK aktuell:“ „Es war die bisher größte Demo in der Region Koblenz. Zwei Wochen haben wir die Veranstaltung hier in Andernach vorbereitet. Für die Sicherheit sorgten 100 Ordnungskräfte und mobile Sperren aus LKW beziehungsweise Beton. Insgesamt waren rund 200 Menschen an der Organisation der Veranstaltung beteiligt.“ Der Gewerkschaftsfunktionär zeigte sich erfreut über die große Resonanz und den reibungslosen Ablauf in guter Atmosphäre.

Wo man sonst unter „1000 Lichtern“ feiert, zeigten sich tausende Stahlwerker erbost

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Leser-Kommentar
25.11.201723:41 Uhr
Armin Linden

Ich wundere mich immer wieder, über den "angeblichen Stahlstandort Andernach". Vor 3O Jahren kamen Rheinhausen- Zechen u. verarbeitende Industrie dran. Das Ruhrgebiet änderte sich. Selbst OPEL packte ein ! Stinnes - Krupp -& die Ruhrkohle AG kündigten massive Strukturveränderungen an. Sie führten Sie auch durch. Mit Johanes Rau. Auch die Kraftwerkswirtschaft kam dran. STEAG - VEBA u.v. Andere. Mannesmann wurde hinweg geblasen. Richtig ist, wer "AL" wird, lernt die Irrtümer u. falschen Versprechungen deutscher Arbeits-u.Jobcenter kennen. Fordern u. Fördern = Peterchens Mondfahrt. Gerade für diejenigen, welche über 3O J. in die Systeme gezahlt hatten, eine "Mär". Sie werden ja auch, nach 9 Monaten auf H4. gleichgeschaltet. Das sind Kleinigkeiten, die der satte Bundesbürger gerne vergessen hat. "AL" allerdings, da hat die UNION Recht, bedeutet nicht "Lebensende". Aber, man hat mal ordentlich in die Trillerpfeiffe geblasen. Glückauf.

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