Durch die Koblenzer Wochen der Demokratie rückten viele Gruppen, Vereinigungen und Institutionen näher zusammen
„Wunderbares Netzwerk wurde geknüpft“
Facettenreiche Schlussveranstaltung bei „Wozu Demokratie“ auf dem Münzplatz begeisterte mit Musik und Talk2
Koblenz. „Warum ist ein Geschlechtseintrag überhaupt notwendig?“, wurde in der Diskussionsrunde „Lieb doch wie du willst“ bei der Schlussveranstaltung der Koblenzer Wochen der Demokratie gefragt. Denn wer bei Formularen und Anträgen der Stadtverwaltung Koblenz nicht Mann oder Frau angibt, kommt einfach nicht weiter. In der Diskussion ging es um die Diskriminierung von Transgendern, von denen einige in der Runde saßen oder wie FaulenzA (Marina Doberkau aus Berlin) in ihrem Trans-female Rapp die Gesellschaft und Schönheitsideale kritisch beleuchtete.
Was sind Transgender?
Bei Transgendern weicht die Geschlechtsidentität oder -rolle von demjenigen Geschlecht ab, das ihnen nach der Geburt aufgrund augenscheinlicher körperlicher Geschlechtsmerkmale zugewiesen wurde. Das ist oft auch Thema in der Jugendbegegnungsstätte im Haus Metternich am Münzplatz, von der Betreuer unterstrichen: „Wir normalisieren, dass jegliche Art von Sexualität normal ist.“ Apropos Münzplatz: Dort war vor dem Haus Metternich die Bühne für das umfangreiche Schlussprogramm der Wochen der Demokratie aufgebaut.
Nachdem die Organisatoren Dr. Miriam Vogt von der Uni Koblenz und Dr. Thomas Metten vom Isso-Institut Koblenz die Schlussveranstaltung eröffnet hatten, erläuterte ein Mitglied des Jugendrats, dass zehn Schulklassen jeweils einen Buchstaben des Wortes „DEMOKRATIE“ nach eignen Vorstellungen gestaltet haben: „Hier flossen verschiedene Aspekte, Projekte und Kernwerte der Demokratie ein.“ Die Jugend-Kunst-Werkstatt präsentierte ihr HipHop Projekt „The Beatshakers“ mit Sänger Martin Struwe.
Kulturdezernentin Dr. Margit Theis-Scholz wies auf den Grund der Koblenzer Wochen der Demokratie hin. Sie nannte den Kongress europäischer Rechtspopulisten in Koblenz im Januar vergangenen Jahres und die Rittersturzkonferenz vor 70 Jahren: „In unserer Stadt wurde hohe Politik gemacht. Im Juli 1948 trafen sich in Koblenz alle Ministerpräsidenten, um den föderativen Zusammenschluss der Bundesländer in Gang zu bringen.“ Die Rednerin zeigte auch die Veränderung der demokratischen Kultur in Deutschland und Europa auf, hier vor allem den Rechtsruck in Ungarn und Italien.
Dr. Theis-Scholz dankte den Initiatoren und Organisatoren Prof. Dr. Wolf Andreas Liebert, Dr. Thomas Metten, Dr. Miriam Vogt und vor allem der städtischen Bildungskoordinatorin Katrin Heepenstrick, die wie andere auch seit Monaten mit dem Projekt „Wozu Demokratie?“ beschäftigt waren.
„Das Abschlussfest lässt staunen, wie sich immer mehr der Grundidee anschlossen, Impulse zum Nachdenken und Austausch über Demokratie zu setzen. Wir hoffen, dass die Koblenzer Wochen der Demokratie viele Bürger zum Nach- und Umdenken bewogen haben, denn alle sind wieder ein Stück näher zusammen gerückt. Man kann von einer Bewegung sprechen, denn es ist ein wunderbares Netzwerk aller Beteiligten geknüpft worden“, lobte die Kulturdezernentin und kündigte eine Wiederholung im nächsten Jahr an.
Drei Wochen lief das Projekt „Wozu Demokratie?“ mit fast 50 Veranstaltungen, die von tausenden Bürgern besucht wurden. Gruppen, Vereinigungen und Institutionen aus fast allen gesellschaftlichen Schichten in Koblenz hatten sich mit eigenen Ideen beteiligt. Diese unterschiedlichen Facetten spiegelten sich auch in der Schlussveranstaltung wieder, wo sich Diskussionen, Vorträge und Musik über etwa fünf Stunden abwechselten.
Zuschauerresonanz ließ leider zu wünschen übrig
Schade, dass die Zuschauerresonanz zu wünschen übrig ließ, da es vor allem für Jugendliche einen „Kracher“ gab: Die Koblenzer Punkrockband „Rag a Muffin“. Rotzig, frech und laut war die Musik der drei Punkrocker, die sich 2011 zusammenschlossen und mittlerweile in ganz Deutschland unterwegs sind.
Aber auch die Leitlinien für Internetkultur über die Landtagspräsident Hendrik Hering, Ulrich Wechselberger von der Uni Koblenz Landau, Esther Detzel vom Kinder- und Jugendbüro Koblenz und Tale Meis, die Vorsitzende des Jugendrates diskutierten, war vor allem für junge Leute interessant und informativ. Das interkulturelle Music Live Projekt Tonspuren mit Musikern aus Syrien, Afghanistan, Irak, Kurdistan und Deutschland sowie der politischer Liedermacher Heinz Ratz mit seiner Gruppe „Strom und Wasser“ begeisterten ebenfalls.
Kinder aus der Kufa Koblenz führten unter Leitung von Cynthia Thurat schauspielerisch Texte aus Elfriede Jelineks „Die Schutzbefohlenen“ auf. Einen Vortrag hielt Dieter Gube von der Landeszentrale für politische Bildung, die wie andere Organisationen auch, auf dem Münzplatz einen Infostand aufgebaut hatten. HEP