Projekt: Schulbildung für Kinder der Steinbrucharbeiter in Südindien
Zwei Mendiger übernehmen Patenschaft und gehen mit gutem Beispiel voran
Onthimalai (Indien)/Mendig. Indien ist bekanntlich ein Halbkontinent der schroffen Gegensätze. Entwicklung und Hightech sowie Armut und Chancenlosigkeit existieren in der nach wie vor kastengeprägten Gesellschaft nebeneinander. Auch für die Kinder der Steinbrucharbeiter in Onthimalai am Rande der Stadt Madurai im Staat Tamil Nadu/Südindien war der Begriff Bildung bis vor etwa 18 Jahren ein Fremdwort. Seitdem leitet der Pallottinerpater Dr. Emmanuel Savariaradimai, SAC ein von ihm aufgebautes Bildungshaus für katholische Laien. Er musste sehr schnell feststellen, dass sich niemand um die Menschen in den umliegenden Dörfern kümmerte, die Tag für Tag ihre armseligen Hütten verließen, um im Steinbruch zu arbeiten. Pater Emmanuel nahm sich vor, für die Kinder dieser Menschen Bildungsmöglichkeiten zu schaffen und damit Lebensperspektiven zu eröffnen.
Kindergarten und Schule entstehen
Mit Hilfe kirchlicher Stellen und der Unterstützung vieler Freunde errichtete er 2002 zunächst einen Kindergarten. Die ersten Kinder verließen die Steinbrüche, in denen sie bis dahin jeden Tag mit ihren Eltern bei oftmals über 40 Grad verbrachten. Alle kamen aus Hindu-Familien und das hat sich nach den Worten von Pater Dr. Emmanuel Savariaradimai bis heute nicht geändert. „Ihre Eltern sind Analphabeten und haben Mühe, ihr karges Leben zu finanzieren. Erstmals hörten sie damals von uns, dass Bildung dem Leben ihrer Kinder eine andere Richtung geben kann. Es sollte viele Jahre dauern, bis die Eltern hiervon wirklich überzeugt waren“, so der Pallottinerpater.
In Etappen wurden die Gebäude für Kindergarten und Schule errichtet. Die Finanzierung erfolgte durch deutsche Diözesen, Deutsche und Schweizer Pallottiner, das Kindermissionswerk sowie durch zahlreiche überaus großzügige Einzelspender in Deutschland und in der Schweiz.
2009 konnte Pater Dr. Emmanuel Savariaradimai zum ersten Mal berichten, dass kein Kind mehr im Steinbruch arbeitet und keine Mädchen-Morde mehr stattfinden. Diese waren zuvor noch weit verbreitet, weil die Eltern keine Möglichkeit sahen, die in Indien erforderliche Mitgift für ihre Töchter zu finanzieren.
2011 wurde die Schule zur Higher Secondary School ausgebaut, um guten Schülern die Möglichkeit für ein Studium zu schaffen.
2012 gab es die erste Abschlussprüfung der Highschool (Klasse 10) durch die staatliche Prüfungskommission und die Schüler schlossen hervorragend ab. Hierauf folgte der Ausbau der Higher Secondary School mit dem Abschluss nach 12 Schuljahren.
Im November 2016 konnte der Pallotinerpater berichten, dass sich die überwiegende Zahl der Abiturienten an Universitäten beworben und einen Studienplatz erhalten hat. Zu dieser Zeit wurde auch eine Allumni-Organisation gegründet, um künftig den Kontakt zwischen Schule und Schülern sowie zwischen den Schülern zu halten.
Das Lehrerkollegium umfasst 19 Lehrerinnen und fünf Lehrer. Nach dem Schulunterricht wird den Kindern und Jugendlichen am Nachmittag Spiel und Sport angeboten, wobei die Mädchen in Karate geschult werden, um sich bei Übergriffen wehren zu können. Während schwächere Schüler Nachhilfeunterricht bekommen, gibt es einen Zusatzunterricht für die Klassen 10 und 12 zur Prüfungsvorbereitung.
Förderer und Spenden benötigt
Unverändert gilt, dass der gesamte Schulbetrieb einschließlich der Lehrergehälter privat finanziert werden muss. Es gibt keinerlei staatliche Unterstützung. Durch die immer größer werdende Zahl der Kinder und Jugendlichen im Kindergarten, in der inzwischen abgetrennten Grundschule sowie in der Higher Secondary School (die Gesamtzahl liegt inzwischen bei 500 Kindern) steigen natürlich auch die Kosten für das Projekt. Deshalb freut Pater Emmanuel sich über jeden neuen Förderer und jede Spende. Nur durch die Unterstützer in Deutschland und der Schweiz kann der Schulbetrieb gesichert werden.
Unterstützung aus Mendig
Ebenso wie Herbert Kranz, der kürzlich mit der Ehrenbürgerwürde von Mendig ausgezeichnet wurde, zählt auch Heinz Lempertz zu den ersten Mendigern, die eine Patenschaft für ein indisches Kind übernommen haben. Gegenüber „Blick aktuell“ berichtet Heinz Lempertz: „Zu der ersten Begegnung mit Dr. Emmanuel Savariaradimai kam es eher zufällig, da dieser 2012 zu Gast bei dem Pallotinerpater Prof. Dr. Heribert Niederschlag war, mit dem ich seit 1956 befreundet bin. Ich hatte beide zum Kaffee eingeladen und bei dieser Gelegenheit berichtete Pater Emmanuel von den Steinbruchkindern. Außerdem erfuhr ich, dass Herbert Kranz schon seit längerem das Projekt ‚Schulbildung für Kinder der Steinbrucharbeiter in Südindien‘ als Förderer unterstützt. Das hat mich derart berührt, dass ich mit meiner Frau Maria spontan beschloss, die Patenschaft für ein Kind zu übernehmen. Außerdem nahm ich Kontakt mit Willi Bennerscheidt aus Siegburg auf, der über willi.bennerscheidt@gmail.com jederzeit Auskunft über das Projekt gibt.
Mit einer Patenschaft kann einem Kind aus der untersten Kaste eine Zukunftschance ermöglicht werden. Mit einem Jahrbeitrag von 150 bis 200 Euro können die jährlichen Kosten für einen Schüler im Wesentlichen gedeckt werden. Es steht selbstverständlich jedem frei, die Höhe des Patenschaftsbetrages zu festzulegen. So übernehmen einige Förderer eine Patenschaft über 14 Jahre vom Kindergartenalter bis zum Abitur; andere wiederum unterstützten das Projekt mit einem einmaligen Betrag.
Weitere Informationen unter: www.bildung-suedindien.de. Das Spendenkonto lautet: Missionsprokura der Pallottiner, Hypo-Vereinsbank Augsburg, IBAN: DE 75 720 200 700 007 705 417, BIC: HYVEDEMM408, Stichwort: Projekt Pater Emanuel. Auf Wunsch wird selbstverständlich eine Spendenquittung ausgestellt.
Für die Kleinen errichtete der Pallottinerpater einen Kindergarten. Foto: FRE
Mit großer Freude nehmen die indischen Kinder und Jugendlichen am Unterricht teil. Foto: FRE
