Suchhunde Adenau am Nürburgring
Zwei- und Vierbeiner sind seit 2015 erfolgreich
Auch für die Kriminalpolizei war das Team schon im Einsatz
Adenau. Susanne Lehmann und Monika Wirfs sind die Gründer der Suchhunde Adenau. Kennengelernt haben sich die beiden Hundeführer, als Susanne von einem herrenlosen Hund in den Wäldern von Adenau erfuhr, dem sie helfen wollte, und sich auf die Suche nach ihm begab. Bei der dreimonatigen Suche lernte sie Monika und deren Australian Shepherd Jimmy kennen, die ihr halfen.
Als der herrenlose Aussie, wie Australian Shepherds liebevoll genannt werden, endlich gesichert wurde, sollte er ins Tierheim. Für Lehmann war das keine Option, und so kam sie zu Trusty, den sie zum Suchhund ausbildete. Mittlerweile geht für Susanne noch die dreijährige Mischlingshündin Elsa aus dem Tierschutz auf Spurensuche, und Monikas Rüde bekommt Unterstützung von der jungen Aussie-Hündin Joola.
Aber auch die Zweibeiner bekamen im Laufe der Zeit Verstärkung – so gehören mittlerweile Kristina Hammes mit ihrem Labrador Lui und die rumänischen Mixhündin Maja, die beim Besuch ihr allererstes Training absolvierte, Anna Haubrichs mit Cleo, einem Bayerischen Gebirgsschweißhund, und Gitti Löhr mit dem einjährigen Mix Jack zum Stammteam der Suchhunde Adenau.
Somit stellt sich die Frage, ob jeder Hund als Suchhund geeignet ist. Eine Beantwortung frei nach Louis de Funès: „Nein! Doch! Oh!“, denn sicherlich gibt es rassespezifisch Hunde, deren Arbeitswille oder auch körperliche Beschaffenheiten Vorteile bieten, aber für fast alle Hunde handelt es sich um ein „interessantes Spiel“, bei dem sie gefordert werden und dessen positive Bestätigung sie für die Arbeit als sogenannte Man-Trailer motiviert.
Nicht alle Anfragen können angenommen werden
„Mittlerweile bekommen wir drei bis vier Anfragen pro Woche“, erzählt die selbstständige Susanne, und Monika ergänzt: „Wir können gar nicht alle annehmen. Wir müssen gebietsbezogen arbeiten, was für uns einen Umkreis von maximal 40 Kilometern bedeutet, denn wir sind alle berufstätig und nehmen uns oft sogar frei, um schnellstmöglich helfen zu können. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, wie aktuell, wo uns ein Tier besonders am Herzen liegt, und ansonsten arbeiten wir auch mit Suchhundeteams aus anderen Regionen zusammen.“ Netzwerke sind hier ein wichtiges Thema für den Erfolg.
Rund 50 Einsätze in diesem Jahr
In diesem Jahr rückten die Suchhunde Adenau rund 50 Mal aus. Gerade rund um den Nürburgring passiert es häufig, dass Hunde von Touristen verlustig gemeldet werden, die nun auch nicht schnell den Weg nach Hause finden können. So beziffern die Beiden die Zahl der zu findenden Tiere zu 80 Prozent auf Hunde, danach Katzen, Pferde, ja selbst eine Schildkröte galt als vermisst. Aber auch die Kripo wandte sich schon an die Suchhunde Adenau, um die Fährte auf einen Menschen aufzunehmen. Die Erfolgsquote wird mit etwa 80 Prozent beziffert. „Seit 2015 sind nur zwei Hunde nicht mehr in ihr Zuhause zurückgekehrt“ berichtet Lehmann.
Wie wird also vorgegangen, wenn das Team kontaktiert wird? „Das ist sehr individuell“ erklärt Trustys Frauchen. Zuerst würden die Halter über die einzuleitenden Schritte informiert, wie zum Beispiel die Information an Polizei, Tasso, Tierheime und vor allem auch die Jäger. Während es oftmals ratsam sei, 48 Stunden zu warten, bevor man Hund oder Katze mit der Suche nach ihnen noch mehr verängstige und vielleicht vor sich hertreibe, müsse man bei sehr alten oder jungen und verletzten Tieren sofort mit der Suche beginnen, gleichfalls, wenn ein Hund noch mit Leine unterwegs sei, weil die Verletzungsgefahr sonst einfach zu groß sei.
Monika, also Jimmys Zweibeiner, führt fort: „Dann brauchen wir ein Geruchsmuster, sei es in Form von Tierhaaren, Liegeflächen oder Ähnlichem, um am letzten Sichtungsort unsere Hunde die Spur aufnehmen zu lassen, denn Mensch und Tier haben einen Individualgeruch, der so einzigartig ist, wie ein Fingerabdruck. Wir laufen mit GPS, und so können wir Spuren und Gebiete hervorragend auswerten.“
Leistung wie bei einem Marathonlauf
Bis zu 45 Minuten kann ein Suchhund eine Spur ohne Unterbrechung verfolgen – diese Höchstleistung, bei der der Vierbeiner fast 300 Mal pro Minute ein- und ausatmet, ist mit dem Energieaufwand eines Marathonläufers zu vergleichen, bei dem die Hunde schnell überhitzen können.
Man empfehle den Tierhaltern dann, sich in dem abgesteckten Gebiet zu bewegen, um den eigenen Geruch dort zu erhalten, erklärt Susanne weiter, und dort auch Futterstellen einzurichten und Duftspuren für den Heimweg zu legen.
Auch mit Wildtierkameras und Lebendfallen kann die Suchhunde-Truppe weiterhelfen. Aber oftmals bedarf es nicht nur der unterschiedlichsten Hilfsmittel, sondern vor allem auch der Geduld. So konnte eine Hündin erst nach vier Monaten gesichert werden, denn Finden ist die eine Sache, das Tier zu fangen eine andere.
Alle Mitglieder des Teams sind sich einig, dass sich die zeitraubende Suche von Haustieren lohnt. Die Freude von Mensch und Tier beim Wiedersehen sei unbeschreiblich.
Vor Silvester ist Vorsicht geboten
Einen Tipp möchten die Hunde-Fachfrauen unbedingt noch geben. Silvester stehe bevor und es habe noch kein Neujahr gegeben, bei dem sie nicht auf Spurensuche waren, denn auch der ausgeglichenste und bravste Hund könne durch Böller dermaßen verschreckt werden, dass er davonlaufe. Das Suchhunde-Team empfehle, je zwei Tage vor und nach Silvester ungesicherten Freigang zu verwehren, bei Hunden Sicherheitsgeschirre zu nutzen und Flexileinen zu sichern. Außerdem kann es nicht nur zum Jahreswechsel ein Vorteil sein, Duftmarken in Form von ausgekämmten Haaren luftdicht aufzubewahren. Weitere Infos gibt es unter www.tiersuchhunde.com.
Kristina Hammes’ Labrador Lui weiß, warum er seinen Job macht – später gibt es eine Belohnung.
Monika Wirfs mit Zweithund Joola.
