Zum ersten Mal nahm die KGS Meckenheim am Mundartwettbewerb des Rhein-Sieg-Kreises teil
„…un wor rich för sing Lääve lang!“
Mit einem großartigen zweiten Platz kam die 9-jährige Antonia Wolff zurück

Altendorf. Die Schülerin am Teilstandort Altendorf der KGS Meckenheim hatte das Märchen vom Sterntaler auf Kölsch vorgetragen. Die Jury, u. a. mit der zuständigen Schulamtsdirektorin Bernadette Malcher prominent besetzt, lobte besonders ihre natürliche und klare Artikulation. Auch wurde hervorgehoben, dass der Text wirklich im lokalen Dialekt, also „Al-Erscher Platt“, gesprochen wurde.
Grundlage war die Märchenfassung des „Stänedaler“ aus der Sammlung von Rolli Brings, aus der Antonias Lehrer Gerd Engel im Unterricht schon mal vorliest. „So gut, wie man es als gebürtiger Krefelder eben kann“, schmunzelt der. „Zum Glück hören die Kinder aus Altendorf im Deutschunterricht auch ab und zu die zu dem Buch gehörende CD. Mundart ist Teil des Lehrplans Deutsch. Und rheinische Martins- und Karnevalslieder singen wir auch.“ Apropos Karneval! Im Karneval hat Antonia auch drei Jahre als Mitglied der Tanzgruppe „Hätzblättchen“ mitgemischt. „Ich liebe Karnevalslieder!“, sagt sie. Offenbar eine gute Grundlage für den Wettbewerb.
„ …ich ben su hungrich.“ oder „… ich han Honger wie e Pead!“
Die Hauptarbeit bei der Vorbereitung haben Antonias Vater und ihre Oma geleistet. Vater Thomas Wolff spielt in einer Kölsch-Band und übertrug den Text in die Ersdorfer Mundart. Und das war nicht nur wegen der lautlichen Verschriftung kniffliger als gedacht. Beispiel gefällig? Rolli Brings ließ den alten Mann, dem das Sterntalermädchen als erstes begegnet, sagen: „ …ich ben su hungrich.“ Jenseits der A61 sagt man aber: „… ich han Honger wie e Pead!“ Eine Redewendung, die Antonia besonders gefiel. „Meine Oma hat mit mir geübt und Gisela Küster, eine ältere Frau aus dem Dorf, hat bis zum Schluss noch Verbesserungsvorschläge gemacht“, berichtet Antonia. Genau diesen Effekt erhofften sich die Initiatoren aus dem Kreishaus auch: Über das „Platt“ die Generationen zu verbinden. Mit dem Entdecken der lokalen sprachlichen Wurzeln ist man - auch ohne goldene Taler -, wie es bei den kölschen Grimms heißt, „rich för sing Lääve lang.“ Vor dem Wettbewerb in Siegburg legte Antonia schon mehrere Auftritte hin: Beim Seniorenkaffee des Altendorf-Ersdorfer Ortsausschusses, dem Lebendigen Adventskalender in der Altendorfer Schule und bei einer Kulturveranstaltung von „Rheinbach liest“.
Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas auf Kölsch!
Der spannendste Moment waren für Antonia daher nicht die drei Minuten vor der Jury, sondern die anschließende Siegerehrung der Dritt- und Viertklässler. „Alle hatten schon ihre Urkunden bekommen. Nur ein Junge aus Königswinter und ich noch nicht.“ Am Ende sprach die Jury ihm den 1. Platz zu. „Nicht unverdient“, meint auch Antonia. „Der konnte die Weihnachtsgeschichte nach Lukas auswendig - auf Kölsch!“
Aber auch Antonia bekam noch einmal Gelegenheit vor den rund 100 Besuchern im Kreishaus, darunter der „Mundartpapst“ Josef Cornelißen aus Kevelaer, ihren „Stänedaler“ zu lesen - zu knapp sei die Entscheidung gewesen, so Schulamtsdirektorin Malcher. Mit einer schönen Urkunde und einem Buchgutschein ging es für Antonia anschließend noch auf den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt in Siegburg: „Einfach ein cooler Tag – hausaufgabenfrei hatte ich auch!“
Im nächsten Jahr will Antonia wieder mitmachen, dann als Schülerin einer weiterführenden Schule, denn seit Neuestem dürfen auch Fünft- und Sechstklässler teilnehmen. „Wir als KGS Meckenheim haben zum ersten Mal eine Teilnehmerin zum Wettbewerb geschickt, aber sicher nicht zum letzten Mal“, versichert Schulleiterin Corinna Stühm. Aus Siegburg brachte Gerd Engel gleich drei kölsche Weihnachtslieder mit, die der Chor einer Hennefer Grundschule im Rahmenprogramm vorgetragen hatte. „Die klangen so schön, ich bekam direkt Lust, die an unserer Schule zu singen.“ Nun will er sich mit seinen Altendorfer Kolleginnen im Dorf umhören, welche Alteingesessenen ihnen beim „Mundarttraining“ mit den Kindern helfen können.

Antonia Wolff aus Altendorf belegte den zweiten Platz beim Mundartwettbewerb.