Fast wie richtige Kinder: Die Babysimulatoren haben die 14 Absolventen des Elternpraktikums ganz schön gefordert. privat

Am 04.06.2015

Allgemeine Berichte

JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael

Verantwortung ist ein gutes Gefühl

14 SchülerInnen absolvieren in Boppard das fünfte „Elternpraktikum“

Zell. „Es ist gut, jetzt noch kein Kind zu bekommen und den richtigen Augenblick abzuwarten.“„Es ist anstrengend, aber dennoch ein gutes Gefühl, für jemanden Verantwortung zu haben.“ Diese Sätze schrieb eine Schülerin zur Frage: „Was waren Deine wichtigsten Erfahrungen?“ in der schriftlichen Abschlussreflexion des Elternpraktikums nieder. Im Zitat werden zentrale Ziele des Praktikums deutlich, nämlich zum einen zu verdeutlichen, dass ein Baby auch Arbeit macht und zum anderen, die SchülerInnen anzuregen, über den für sie idealen Zeitpunkt der Verwirklichung des Kinderwunsches nachzudenken.

Zum fünften Mal wurde das „Elternpraktikum“ mit zwölf Schülerinnen und zwei Schülern des Wahlpflichtfachs „Sozialpädagogik“ der bischöflichen Realschule Marienberg durchgeführt. Mittlerweile ist dieser außerschulische Lernort in den Ablauf des Faches Sozialpädagogik fest integriert und die Jugendlichen werden schon bei der Wahl dieses Wahlpflichtfachs darüber informiert. In Vorbereitung auf das dreitägige Praktikum wird vom pädagogischen Team, bestehend aus Ingrid Gundert-Waldforst von der Beratungsstelle donum vitae sowie Hermann Schmitt von der JugendBegegnungsStätte (JBS) St. Michael, in einer Schulstunde informiert sowie ein Elternabend angeboten, denn durch die Ankunft des Babysimulators verändert sich das System Familie. Manchmal „rutschen“ Eltern in die Großelternrolle.

Was ist das „Elternpraktikum? Jugendliche leben einige Zeit, hier etwa 42 Stunden, mit einem Babysimulator, also einer Babypuppe, die die Bedürfnisse eines Babys nach Nahrung, Windelwechsel, Aufstoßen und Körperkontakt zu den Eltern simuliert und das Pflegeverhalten aufzeichnet. Die Jugendlichen erhalten ein Erkennungschip, durch den die Babypuppe „erkennt“, dass die „Eltern“ anwesend sind und einzelne Pflegemaßnahmen ausführen können. Die Puppe „verhält“ sich in Annäherung an ein echtes Baby, sie kann sich also nur durch Laute und Schreien verständlich machen und erwartet auch nachts Zuwendung.

Ziel des Praktikums ist es, die Jugendlichen für die Verantwortung, die mit der Zeugung bzw. Empfängnis eines Kindes auf sie zukommt, zu sensibilisieren, ohne den Kinderwunsch, den Jugendliche in diesem Alter für ihre Zukunft äußern, infrage zu stellen. Weiterhin hat dieses Erleben auch einen Einfluss auf den aktuellen Umgang mit ihrer Sexualität.

Die 14 SchülerInnen des Wahlpflichtfachs beschäftigten sich am ersten Tag mit ihrer Motivation und ihren Erwartungen für das Praktikum, ihren Gedanken rund um das Thema Kind, anhand eines Films und einer Puppe, die die körperlichen Auswirkungen von Alkohol in der Schwangerschaft darstellt, mit der Wirkung von Alkohol und Nikotin auf den Fötus und erlernten den Umgang mit den Babysimulatoren.

Vier „Elternpaare“ und sechs „Alleinerziehende“ verließen gegen 13 Uhr die JBS St. Michael mit ihren Babysimulatoren und begaben sich in die Selbstlernphase. Am zweiten Tag trafen sich die SchülerInnen in der Beratungsstelle von donum vitae, um über ihre Erfahrungen in der ersten Nacht zu sprechen. Die Gespräche drehten sich um die Durchführung der Pflegemaßnahmen, den geringen Schlaf und die Reaktionen der Familie sowie des sozialen Umfelds. Im weiteren setzten sich die Jugendlichen mit der „Pille danach“ und ihren ethischen Implikationen, dem Schütteltrauma und Verhaltensweisen dieser Überforderungssituation zu entgehen sowie der staatlichen Unterstützung (SGB II) für minderjährige Mütter und ihre Kinder auseinander. Gegen 12 Uhr begann der zweite Teil der Selbstlernphase.

Der dritte Tag bildete den Abschluss des Projekts. Die SchülerInnen trafen sich hierzu wieder in der JBS St. Michael. Hier wurden die Puppen abgeschaltet, die Pflege in Einzelgesprächen besprochen und ausgewertet, der Film „Babys“ geschaut, der einen Einblick in Geburt und Erziehung von Kleinkindern in verschiedenen Kontinenten gibt. Die Jugendlichen waren durch diese Bilder verstört, erkannten aber, dass es auch andere Umgangsweisen mit Säuglingen und Kleinkindern gibt als die westeuropäische.

Abschließend reflektierten die Jugendlichen das Praktikum schriftlich. 13 würden es Gleichaltrigen empfehlen, unter anderem, weil „es eine wichtige Erfahrung ist“, „es eine sehr gute Erfahrung war und man auch gesehen hat, wie anstrengend Kinder sein können“, „es eine gute Erfahrung war und ja auch nur über ein paar Tage hinweg geht, was es erträglich macht“, „es auf jeden Fall wert ist, eine solche Erfahrung zu machen“, „es eine Herausforderung ist, bei der man erste Erfahrungen für das spätere Leben sammelt“, „man viele Erfahrungen sammelt und mitbekommt, wie anstrengend es ist, aber Freude macht“, „man den Ablauf mit einem Kind kennenlernt und das für manch einen gut sein könnte“, „man viele Erfahrungen sammeln kann und so nicht nur die guten Seiten eines Babys kennenlernt.“

SchülerInnen wurden auch nach ihren wichtigsten Erfahrungen befragt. Hier ein Einblick: „Dass es anstrengend sein kann, besonders auch nachts, und dass es gut wäre, wenn man als Mutter nicht sofort wieder arbeiten geht, weil Arbeit und Kind schwer unter einen Hut zu bekommen sind und man dann für andere Sachen fast keine Zeit mehr hat.“ „Nach einer Weile entsteht Routine. Die Umwelt, also Fremde haben schockiert reagiert.“ „Ich werde in Zukunft meine Ruhe mehr zu schätzen wissen.“ „Zu erfahren, wie das Umfeld auf Mütter reagiert, die schon früh ein Kind bekommen.“ „Es war anstrengender, als ich gedacht hatte, und ich habe viele wichtige, neue Dinge über den Umgang mit Babys erfahren.“ „Die ganze Zeit Verantwortung für etwas zu haben.“ „Dass man eine große Verantwortung übernimmt.“ „Jetzt noch kein Kind zu bekommen und den richtigen Moment abzuwarten. Es ist anstrengend, aber dennoch ein gutes Gefühl für jemanden Verantwortung zu haben.“ „Dass ein Baby sehr anstrengend sein kann, besonders nachts. Es muss viel und oft gepflegt werden. Man hat weniger Freizeit und alles richtet sich nach dem Baby.“

Neben den Erfahrungen, die die Jugendlichen mit den Babysimulatoren gemacht haben, mussten sie mit diesen auch in der Öffentlichkeit auftreten und sich als TeilnehmerIn an dem „Elternpraktikum“ outen: „Meine Familie und Freunde fanden die Babypuppe eigentlich alle ganz cool und süß. Fremde haben meist schräg geguckt.“ „Sie wussten es ja, waren jedoch alle überrascht, als die Puppe dann da war, und haben sich auch darum gekümmert. Hatten Spaß und Freude daran.“

Fast wie richtige Kinder: Die Babysimulatoren haben die 14 Absolventen des Elternpraktikums ganz schön gefordert. Foto: privat

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