Herrliches Vergnügen auf der Landesbühne im Schlosstheater Neuwied
83 Haarnadeln und 1,1 Promille
Weitere Vorstellungen im Dezember - ein Besuch lohnt sich

Neuwied. Mondscheintarif - eine Komödie nach dem Buch von Ildikó von Kürthy - ist das neue Stück, das im Neuwieder Schlosstheater aufgeführt wird. Es ist ein herrliches Vergnügen für alle, die die Tücken des Liebeslebens von Singles kennen oder kennenlernen wollen. Situationskomisch bringt die Inszenierung von Constanze Jungnickel alle Peinlichkeiten auf die Bühne, die Frauen in der Liebe begegnen können. Viele träumen nachts davon, als Ausgleich für ihr harmonisches Alltagsleben, für manche sind sie ein „Déjàvue“. Irrungen, Wirrungen und allerlei Peinlichkeiten lassen die Frage aufkommen, was der Titel bedeutet: Mondscheintarif. Der kommt aus der Zeit, als das Telefon noch eine feste Einrichtung im Haus, die telefonische Kommunikation zwischen den Freunden stationär und das Telefonieren abends günstiger war. Das Bühnenbild ist eher spartanisch ausgestattet, Ortswechsel finden durch geschickte Umbauarbeiten zwischen den Szenen statt, dank der Bühnengestaltung von O.W. Meyer für den Zuschauer problemlos nachvollziehbar. Cora Hübsch, himmlisch verkörpert von Heike Kloss, nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise in ihr Gefühlsleben als Single-Frau von 43 ¾ Jahren. Sie begegnet dem Arzt Dr. Daniel Hoffmann - souverän und mit Augenzwinkern dargestellt von Marko Putisek - und verliebt sich in ihn. Unterstützt und begleitet wird sie von ihrer besten Freundin Johanna Dagelsi, eine erfolgreiche Singlefrau, die ich Leben im Griff hat, obwohl sie im Laufe der „Verhandlung“ auch mit einer brennenden Küche zu tun hat. Diese Rolle wird wunderbar umgesetzt von Anouschka Renzi. Sie taucht im Stück mehrmals auf, als beste Freundin, Vamp und zauberhafte Pizzeriabesitzerin, mit dem jeweils passenden Akzent. Mehrere Auftritte hat auch Marko Putisek, der nicht nur als vermeintlicher Dandy, sondern auch als plötzlich auftauchender „Verflossener“ Cora zur Verzweiflung treibt. Etwas überraschend ist der Schluss, jedoch für jeden Geschmack etwas dabei: Die einen sind erleichtert, will sie nach dem (Alb)-Traum wieder in ihrer wohlgeordneten Alltagswelt mit Happy-End aufwachen, die anderen wissen: Im wahren Leben geht die Geschichte so nicht aus. Aber alle haben sich köstlich amüsiert, zwei Stunden Lachen und unbeschwertes Vergnügen. Und das sagt eine Mittfünfzigerin, die über das Theaterstück schreiben soll und ihren Kuli im Auto vergessen hat.
Weitere Aufführungen
Weitere Vorstellungen sind vom 12. bis 16. Dezember, am 18., 19. und 30. Dezember.
Karten gibt es an der Theaterkasse und unter Tel.: 02631 / 22288
www.schlosstheater-neuwied.de
-he-


Szene am Büffet (v.l.n.r.): Heike Kloss, Anouschka Renzi und Marko Putisek.