
Am 08.10.2013
Allgemeine BerichteHöfe Gilles und Nick wollen das Gotteshaus am Fuße des Schocks retten
Renovierung dringend erforderlich
Treis-Karden. Es klang schon fast wie ein Hilferuf, als Franz Nick vom Gotteshäuserhof am Fuße des Schocks auf den desolaten Zustand der Hofkapelle zwischen den beiden Höfern Nick und Gilles aufmerksam machte. „Ich kann das unmöglich alles alleine stemmen“, meinte er leicht resignierend und zeigte auf das kleine Gotteshaus mit seinen tiefen und immer breiter werdenden Rissen im Mauerwerk. Auch Franziska Gilles von dem anderen Hof unterstreicht die Dringlichkeit von baldigen Renovierungsmaßnahmen, damit die Kapelle nicht eines Tages regelrecht auseinanderbricht. Dringend werden Mitstreiter gesucht, um sie wieder auf Vordermann zu bringen, damit sie eines Tages wieder in neuem Licht erstrahlen kann. Doch vor den Erfolg hat in leichter Abänderung bekanntlicherweise der liebe Gott den Schweiß gesetzt. Langsam schließt Franz Nick die kleine Kapelle auf, die 1900 von den Hofbewohnern errichtet worden war. Ihre Sonntags-Gottesdienste besuchten sie aber traditionell immer im Nachbarort Lieg, obwohl sie gemarkungsmäßig zur Moselgemeinde Treis-Karden gehören. Der Gotteshäuserhof selbst ist schon viel, viel älter und weist wegen seines ursprünglichen und noch heute mundartlichen Namens „Kotzhausen“ auf die fränkische Siedlungs- und Rodungsphase hin, wobei es sich um den Eigennamen des Erstsiedlers gehandelt haben könnte, wie das die beiden Heimatforscher Dr. Norbert Pies und Klaus Layendecker herausfanden. Doch neuere Erkenntnisse bringen den Namen mit dem benachbarten Schock in Verbindung, von dem es viele geheimnisvolle Vorfälle, Sagen und Mythen noch heute zu erzählen gibt.
Wissen um die Entstehung
Basiert sie auf einem schrecklichen Geschehen im Dreißigjährigen Krieg? Damals nämlich brandschatzten, mordeten schwedische Soldaten und verbreiteten Angst und Schrecken auch in der hiesigen Region. So hatte das benachbarte Lieg riesige Brandschäden erlitten und fast die Hälfte seiner Bevölkerung eingebüßt, als ein schwedischer Reiter die Tochter des Hofbauern vergewaltigen wollte, wie es in dieser schlimmen Zeit gang und gäbe war. Das Mädchen aber schrie laut um Hilfe. Ihr Vater eilte hinzu und erschlug kurzerhand den Schweden. Ob dabei auch die Brüder des Opfers halfen, ist nicht bekannt. Aber wohin mit der Leiche? Man beschloss, den toten Landsknecht im Backofen zu verbrennen, um mögliche Racheakte seiner Kumpane zu vermeiden. Doch das Gewissen plagte den Hofbauern und er gelobte, eine Kapelle zu bauen. Zur Buße schleppte er die entsprechenden Steine zu Fuß auf dem Rücken vom Schock zu der Baustelle. War das die erste Kapelle für den Gotteshäuserhof? Man weiß es nicht. Die beiden genannten Heimatforscher haben herausgefunden, dass in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und später eine Familie Escher in den Annalen genannt wird. Es gibt jetzt einen großen Zeitsprung in das Jahr 1900, als ein neues Gotteshaus auf dem „Kotzahof“ errichtet wurde, das noch heute dort steht. Der Altar baute und stiftete der Lieger Schreinermeister Hermann Kluwig, dessen Ehefrau eine geborene Nick vom Gotteshäuserhof stammte. Er konnte aus französischer Gefangenschaft fliehen und gelobte bei einer sicheren Heimkehr den Altar in der Kapelle zu erbauen. Sein Gelübde hielt er natürlich ein. Geweiht ist sie der Heiligen Familie, und zwar mit folgendem Text, der sich im Eingangsbereich der Kapelle findet: „Erbaut zur Ehre Jesus, Maria und Josef. Allen, die ein andächtig Gebet hier verrichten und für einen Sterbenden beten, eine glückliche Sterbestunde“. Das Glöckchen stammte von einer Stiefschwester von Johann Gilles, dem Urgroßvater von Franziska Gilles, deren Vater ebenfalls Johann hieß. Das an der rechten Turmseite stehende Basaltkreuz wurde erst vor über 25 Jahren rechts am Eingang postiert, ebenfalls von besagtem Johann Gilles. Doch der Zweite Weltkrieg brachte wieder Tod und Verwüstung. In den letzten Kriegstagen 1945 hatten deutsche Soldaten am 14. März drei Geschütze in der Nähe des Hofes getarnt aufgestellt. Bei einem Angriff der Amerikaner mit Volltreffer, der möglicherweise zu verhindern war, wurden drei deutsche Soldaten getötet und die Kapelle durch eine Detonation fast restlos zerstört. Ihr Wiederaufbau an gleicher Stelle war 1948 unter den damaligen Möglichkeiten. Heute aber bietet das kleine Gotteshaus einen trostlosen Eindruck: Ein verwahrloster Altar, tiefe Risse innen und außen am Mauerwerk deuten auf einen langsamen Verfall hin. „Im Interesse der ganzen Region muss diese negative Entwicklung dringend gestoppt werden“, betonten die Höfer Franziska Gilles und Franz Nick, die Helfer, Sponsoren und Förderer suchen, um die kleine Kapelle vor dem endgültigen Verfall zu retten. Wer sich mit einbringen will mit Spenden, Materialien aber auch handwerklichen Arbeiten ist herzlich gerne gesehen und kann sich mit den beiden Hofleuten Franziska Gilles und Franz Nick in Verbindung setzen.


Franz Nick deutet auf die Risse im Mauerwerk.