Bundesagentur für Arbeit
Beim „Tag des Ausbildungs- platzes“ geht es um Information und Toleranz statt um Masse
Arbeitsagentur will mit Aktion Jugendliche und Betriebe zusammenbringen
Koblenz. Morgens um 7 Uhr in der Arbeitsagentur: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitgeberservice, der Berufsberatung und des Reha-Teams sind - nicht nur sinnbildlich - ganz eng zusammengerückt, denn heute ist „Tag des Ausbildungsplatzes“. Der hieß früher weniger formell „Maikäfertag“, weil die Fachleute an diesem Tag ausschwärmten, um im Angesicht von hunderten unversorgter Jugendlicher bei den Betrieben in der Region um zusätzliche Lehrstellen zu werben. Doch die Lage am Ausbildungsmarkt hat sich verändert: Wenn nach dem Start eines neuen Ausbildungsjahres Bilanz gezogen wird, bleiben seit langem deutlich mehr Stellen übrig als Bewerber. Deshalb haben auch die Beschäftigten der Arbeitsagentur längst ihre Taktik geändert. Aber überflüssig ist dieser Aktionstag trotz allem nicht, betont Agenturleiterin Ulrike Mohrs. „Denn auch wenn seit Jahren mehr Ausbildungsplätze übrig bleiben, haben wir auch immer unversorgte junge Männer und Frauen, für die sich kein Arbeitgeber erwärmen konnte. Unser vorrangiges Ziel ist es deshalb heute, möglichst viele dieser ‚übrig gebliebenen‘ Stellen und Jugendlichen zueinander zu bringen.“ Denn nicht immer sind es unattraktive Jobs oder unmotivierte junge Leute, die im ersten Anlauf leer ausgehen, ist die Agenturleiterin überzeugt. „Oft sind die Vorstellungen über einen Beruf schlicht falsch oder zumindest lückenhaft. Und viele Personalchefs lassen sich von schlechten Zeugnissen abschrecken, obwohl sich hinter den mäßigen Noten vielleicht ein hoch motivierter junger Mensch verbirgt. Wir wollen auf beiden Seiten dafür werben, ein wenig genauer hinzuschauen und unvoreingenommener aufeinander zuzugehen. Dann kann am Ende viel Gutes dabei herauskommen.“
Chancen für jeden Jugendlichen
Die Fachkräfte der Arbeitsagentur haben sich deshalb auch schon seit Wochen auf diesen Aktionstag vorbereitet, indem sie sich intensiv mit den Unterlagen jener Stellenbewerber beschäftigt haben, die es vermutlich schwerer haben werden, einen Ausbildungsplatz zu finden, als andere. Nun gehe es darum, so Mohrs, Betriebe zu finden, die bereit sind, womöglich ein bisschen mehr Energie zu investieren und diesen jungen Leuten eine Chance zu geben. Dazu gehöre auch, dass Arbeitgeber auf Unterstützungsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden, die Erschwernisse im Einzelfall zumindest in Teilen ausgleichen können, betont die Agenturchefin.
Erfolgreich verlaufenes Ausbildungsjahr
Alles in allem ist Ulrike Mohrs mit dem bisherigen Verlauf des Ausbildungsjahres aber durchaus zufrieden - auch wenn der lange Winter vor allem die Arbeitgeber noch zögerlich reagieren lasse. Seit Oktober 2012 meldeten sich bei der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen und ihren Geschäftsstellen 2.627 Jugendliche, die um Rat und Unterstützung beim Berufseinstieg baten. Das sind - trotz rückläufiger Schülerzahlen - 156 mehr als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig meldeten die Arbeitgeber der Region 3.110 Lehrstellen - 63 weniger als im Vorjahr. In vielen Fällen fanden junge Leute und Unternehmen bereits zusammen, so dass zurzeit noch 1.962 Stellen unbesetzt und 1.554 junge Menschen unversorgt sind. Statistisch betrachtet kommen damit im Agenturbezirk 1,3 Stellen auf einen Bewerber. „Allerdings ist erst Halbzeit“, betont Mohrs. „Da kann sich noch sehr viel bewegen, bis die neuen Lehrlinge im September oder Oktober tatsächlich in ihren Ausbildungsbetrieben anfangen.“ Ein Trend lässt sich aber nicht leugnen: In der Vergangenheit gab es gerade in dieser frühen Phase deutlich mehr unver-sorgte Jugendliche als unbesetzte Stellen - auch wenn sich dies im zweiten Ausbildungshalbjahr wieder drehte. „Tatsächlich rechnen wir immer damit, dass wir in unserer Statistik lange Zeit eine ganze Reihe von Jugendlichen haben, die dem Ausbildungsmarkt am Ende doch nicht zur Verfügung stehen, weil sie lieber studieren, einen Freiwilligendienst antreten oder sonst eine Alternative gefunden haben. Arbeitgeber, die in diesem Jahr ausbilden wollen und ihre Stellen noch nicht gemeldet haben, sollten das also lieber schnell tun.“ Und sie sollten ein offenes Ohr haben, wenn die Agenturmitarbeiter an die Tür klopfen und ihnen einen jungen Menschen vorstellen, der kein Traumzeugnis vorweisen kann.
