Verband Deutscher Schulmusiker
Ein Fest musikalischer Begegnungen
Unter der Schirmherrschaft von Kultusministerin Doris Ahnen fand das bundesweite „Schulen musizieren“ statt
Koblenz. Nach 30 Jahren ist Koblenz nach Trier das zweite rheinland-pfälzische Gastgeberland dieser schulmusikalischen Begegnungen gewesen. Die Schüler musizierten vier Tage lang auf Bühnen im Freien und in der Halle, in Kirchen, im Einkaufszentrum, in Ateliers oder in Senioren-Einrichtungen. Neben dem praktischen Musizieren wurden zudem eine Reihe von Teilnehmer-Workshops angeboten. Mehr als zwei Jahre sei die Großveranstaltung geplant worden, sagte Oberbürgermeister Prof. Dr. Joachim Hofmann-Göttig bei der Begrüßung der Teilnehmer. Neben der Organisation unterstützte die Stadt die Bundesbegegnung auch finanziell und mit Sachleistungen. Etliche weitere Initiativen und Unternehmen förderten die Veranstaltung. Gemeinsam leisteten damit alle einen entscheidenden Beitrag zur kulturellen Bildung. Sicher war es sehr motivierend für die mehr als 550 Schul-Musiker aus unterschiedlichsten Schulformen, sich in Koblenz nun auch einmal überregional präsentieren zu können. Aus jedem der 16 Bundesländer und aus Frankreich wurde je ein schulmusikalisches Ensemble zu den Begegnungstagen geschickt. Rheinland-Pfalz stellte die Gesangsklasse 6a des Gymnasiums Nieder-Olm vor, eine komplette Schulklasse mit dem Schwerpunkt Singen, wobei das Talent kein wichtiges Kriterium für die Aufnahme in die Klasse ist, sondern einzig die Freude am Gesang. Diese Klasse war zu sehen und zu hören beispielsweise am „Koblenz-Tag“ beim ersten Begegnungskonzert. Es fand statt in der Florinskirche unter Moderation von Etienne Ernard vom Landesmusikrat Rheinland-Pfalz. Dort präsentierten sich neben den Rheinland-Pfälzern, Orchester und Chöre aus Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen. Das Konzert bot ein breites Spektrum an Musizierenden und Musikstücken. Die musikalische Palette reichte von einem türkischen Volkslied über Kirchen-Hymnen bis zu Liedern von Claude Debussy, Benjamin Britten oder sogar den Beatles. Solche Begegnungskonzerte seien wichtige zentrale Veranstaltungen, sagte der VDS-Bundesvorsitzende, Georg Kindt. Alle Teilnehmer der Bundesbegegnung sollten bei ihnen zuhörend oder musizierend anwesend sein. Ein solcher musikalischer Austausch ist für die Schüler wichtig, um neue Erfahrungen zu sammeln, die eigenen musikalischen Fertigkeiten weiter auszubauen.
Musik mit Regentonnen
Neben diesem Konzert zeigten am Koblenz-Tag Schulgruppen vorwiegend aus Koblenz und Rheinland-Pfalz einen Querschnitt ihrer schulmusikalischen Aktivitäten. Es gab eine bunte Mischung aus Bläser-Ensembles, Big Bands und Symphonieorchestern von Realschulen, Grundschulen, Integrierten Gesamtschulen oder Gymnasien. Ein Konzert mit einem bei Schulmusik nur selten gespielten Instrument eröffnete die Lotto Open-Air Bühne im Biergarten am Deutschen Eck. Nach dem großen Trashdrumming-Festival mit über 300 Schülern im vorigen Jahr auf der Festung Ehrenbreitstein verschafften sich nun hier die „CoolTrashDrummers“ der Koblenzer Albert Schweitzer-Realschule Plus unter Leitung von Schlagzeuger Alex Sauerländer mit rhythmischem Trommeln auf Plastik-Regentonnen Gehör. Ein weiteres Mal kam das Ensemble beim letzten Begegnungskonzert in der Rhein-Mosel-Halle zum Einsatz. Hier spielte es zusammen mit Mitgliedern der Rheinischen Philharmonie die Uraufführung von „Trash meets Classic“. Komponiert hat das Stück für Trash- und traditionelle Instrumente im Auftrag von Lotto Rheinland-Pfalz, in Kooperation mit dem VDS und der Jeunesses Musicales, der 15-jährige Remscheider Schüler Valentin Ruckebier. Trommeln sei ein wunderbarer Weg, Kinder an Musik heranzuführen, sagte Sauerländer, der das in Kooperation mit der Musikschule Koblenz vor etlichen Jahren gestartete Projekt leitet. „Wir holen sie damit von der Straße in den Konzertsaal“, ist er überzeugt. Kindt lobte dieses besondere Projekt, das Lotto Rheinland-Pfalz auf den Weg gebracht habe. Die Idee des Lotto Geschäftsführers Herbert Laubach weiter zu spinnen für „Schulen musizieren“ sei ein Leckerbissen für die Bundesbegegnung, die viele schöne Konzerte mit Schülern aus ganz Deutschland präsentiere. Und dann zeigte Sauerländer auf der Lotto-Bühne, welche energie- variations- und temporeichen Klänge seine coolen Trommler mit ihm als „Vortrommler“ den Regentonnen entlocken können. Fast regungslos standen die jungen Musiker vor ihren „Instrumenten“, nur die von ihren Händen geführten Schlaghölzer erzeugten, auf Tonnenboden und -rand oder Holz auf Holz schlagend, den ins Blut gehenden Rhythmus. Mal laut, mal leise, mal schnell, mal langsam – Mambo und Walzer – alles kein Problem für die Gruppe. Bei Sauerländer ging der Daumen hoch, er war zufrieden mit der Leistung der Musiker. Zumal für fast alle die Regentonne ihr erstes Musikinstrument überhaupt war und nur 90 Minuten pro Woche geübt wird.
Klangflüsse – Flussklänge
Eine weitere gute Idee stieß bei der Bundesbegegnung auf reges Interesse. Im Vorfeld von „Schulen musizieren“ war ein Kompositionswettbewerb mit dem Motto „Confluentes: Klangflüsse – Flussklänge“ ausgeschrieben worden. Den mit 2.000 Euro dotierten ersten Preis hatte das Orchester der Gemeinschaftsgrundschule Richardstraße, Düsseldorf gewonnen. Zusammen mit den drei nächstplatzierten Ensembles aus Bayern, dem Saarland und Rheinland-Pfalz durften sie bei „Schulen musizieren“ ein Preisträgerkonzert gestalten. Als die Bundesbegegnung zu Ende war, war klar, was Hofmann-Göttig mit seinem im Programmheft abgedruckten Grußwort meinte: „Musik ist immer ein Stück Leben. Musik sind Träume und große Gefühle. Musik bewegt, berührt und beflügelt.“
Herbert Laubach, Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, hat das TrashDrumming Projekt initiiert.
Eine Singklasse in der Florinskirche beweist ihr Können.
