Architektonisches Spiel auf dem Koblenzer Zentralplatz
Neues „Wohnzimmer“ der Innenstadt
Die Fläche zwischen Forum Mittelrhein und Forum Confluentes ist ein beliebter Aufenthaltsort
Koblenz. „Die beiden Häuser und der Platz bilden ein städtebauliches Ensemble. Durch die präzise Positionierung der Baukörper und deren Figur bilden sie eine leistungsfähige Konfiguration, die die starken Fußgängerströme und Verkehre, die den Zentralplatz als urbanen Ort mit hoher Frequentierung prägen, wirkungsvoll und wie selbstverständlich lenken und verteilen.“ Das erklärt Dipl.-Ing. Markus Sporer, der zu der Amsterdamer Architektengemeinschaft Benthem Crouwel gehört. Ihr Entwurf war in einem konkurrierenden Verfahren unter acht Architekturbüros Endes des Jahres 2007 als bester für die Neubebauung des Zentralplatzes in Koblenz ausgewählt und realisiert worden. Die Logik, die der städtebaulichen Figur zugrunde liegt, findet in der inneren Organisation der unterschiedlichen Nutzungen des Kulturbaus und des Einkauf-Centers ihren Widerhall. Da beide Nutzungen von Forum Mittelrhein und Forum Confluentes sehr starken Zielverkehr anziehen, wurden die gleichen Prinzipien in der Behandlung der Ströme umgesetzt: Beste Orientierung für den Besucher in einer leistungsfähigen, räumlichen Struktur. Durch die Anordnung der Baukörper Kulturbau und Forum Mittelrhein sind in der Innenstadt zwei neue Plätze entstanden. Der Trichterplatz öffnet sich in Richtung der Koblenzer Altstadt und empfängt die Passanten aus der Stadt großzügig oder entlässt sie in der Gegenrichtung in die Altstadt.
Der Platz ist trapezförmig geschnitten und bezieht seine besondere Dramatik aus der Spannung, die zwischen den Fassaden der beiden Gebäude aufgebaut wird. Eingestreute Inseln mit Bepflanzung und Spielgeräten laden zum Verweilen ein. Der Passant, der aus der Altstadt den Trichterplatz durchschreitet, wird an der engsten Stelle zwischen den Gebäuden umgeleitet, der Raum öffnet sich zum neuen Zentralplatz. Dieser Platz ist das neue „Wohnzimmer“ der Koblenzer Innenstadt. Die dreieckige Fläche wird gesäumt und begrenzt durch die beiden Bausteine Kulturbau und Forum Mittelrhein sowie in Richtung der Viktoriastraße durch eine großzügige Pflanzinsel mit umlaufenden Sitzbänken, die von den Bürgern gerne genutzt werden.
Highlights des Standortes
Es entstand ein großzügiger Stadtraum für vielfältige Veranstaltungen wie zum Beispiel Märkte, Konzerte oder Sportevents, ein Ort für die Koblenzer Bürger. Aufgrund seiner Öffnung nach Südwesten kann man, wenn sie scheint, den ganzen Tag die Sonne genießen. Der Platz bietet durch die Außengastronomie und die attraktive Möblierung eine hohe Aufenthaltsqualität für Passanten.
Ein Highlight ist das in den Boden ohne Begrenzungen eingebaute Wasserspiel, das mit Fontänen und Wasser- und Nebeldüsen eine weitere Attraktivität auf dieser Fläche und gerade bei heißem Wetter ein beliebter Spielplatz für Kinder ist. Der Entwurf von Benthem Crouwel wurde im Wettbewerb mit dem 1. Preis ausgezeichnet und zur Realisierung empfohlen. Ein wesentliches Kriterium für die Bewertung der Jury waren die städtischen Nutzungen und das Shoppingcenter in zwei getrennten Baukörpern, die aber zusammen mit dem neuen Zentralplatz ein städtebauliches Ensemble bilden. So war es möglich, die unterschiedlichen Nutzungen optimal zu organisieren und eine ausdrucksstarke und Identität stiftende Architektur zu entwickeln sowie einen qualitätsvollen urbanen Stadtraum zu gewinnen. Das Einkaufs-Center besetzt die südliche Hälfte des Zentralplatzes und bildet gewissermaßen den baulichen Abschluss der städtischen Blockstruktur im Süden. Das Forum Confluentes bildet im nördlichen Bereich den räumlichen Abschluss zur Clemensstraße. In der Trennung der Funktionen bot sich die Chance, zwei autarke und funktional leistungsfähige Gebäude zu entwickeln, und damit eine langfristige und unabhängige Entwicklung der beiden Bausteine sicherzustellen.
Mögliche Einschränkungen
Alexander von Canal, Architekt aus Koblenz, dessen Büro die Bauleitung des Forums hatte, schätzt dessen Architektur: „Aber wir können verstehen, dass manche Bürger Probleme damit haben“, erklärte er gegenüber Blick aktuell. Das ganze Ensemble sei zur Lenkung der Fußgängerströme intelligent gewählt. „Wir räumen ein, dass die Gebäudemasse aufgrund einer ungegliederten Glasfassade mächtiger erscheint und für viele eine störende Einschränkung ist“, sagt von Canal und weiter: „Die Fassade hat ihre Vorteile bei Nacht durch die Hinterbeleuchtung und ist eine hervorragende Projektionsfläche für Veranstaltungen auf dem Platz.“ Der Innenraum des Forum Confluentes wird, so glaubt der Architekt, jeden Besucher faszinieren und überzeugen: „Und deshalb sind wir glücklich gewesen, dass wir an der Umsetzung des Innenraums maßgeblich mitwirken konnten“, unterstrich von Canal. Die Entwurfsidee für den Kulturbau wurde eindrucksvoll geschildert mit Steine in einem Flussbett, die vom Wasser umströmt werden, also vergleichbar mit den Verkehrsströmen auf dem Zentralplatz.
