Musical begeistert das Koblenzer Publikum
Willkommen in den Zwanzigern
Mario Wielands „Spotlight“ erlebte seine Premiere mit insgesamt drei Aufführungen in der Kulturfabrik
Koblenz. Es geht um die Verwirklichung von Träumen. Als erstes erfüllte sich Mario Wieland seinen Traum von einer eigenen Musical-Produktion. Nach der Vorpremiere „Almost Spotlight“ Anfang des Jahres feierte jetzt „Spotlight“ in der Kufa Premiere. Als Nächstes geht in Wielands Geschichte der Traum der Hauptfigur, der ehrgeizigen Tänzerin Miranda (Ana Zdrobau), in Erfüllung. Sie ertanzt und ersingt sich eine Rolle in der Radio- und Theater-Show „Theater Live“ in Chicago, wo sie dem Mann ihrer Träume begegnet. Schon bei „Almost Spotlight“ besetzte Zdrobau die Hauptrolle. Dieses Mal bewirbt sie sich als Miranda zusammen mit ihrer Freundin Lisa (Jennifer Schumann) als Tänzerin für die Show. Wieder begeistert sie nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit tänzerischem Talent und „den schönsten Beinen“ aller Ensemble-Mitglieder Männer und Frauen im Publikum gleichermaßen.
Das 31-köpfige Ensemble für seine Musical-Company „Rise Up“ hatte Wieland im Januar 2012 aus etwa fünfzig Bewerbern ausgewählt und schrieb ein an den Film „Burlesque“ angelehntes Stück um Ruhm und Liebe mit der passenden Choreografie. Für die drei Aufführungen von „Spotlight“ in der Kufa wurden über 750 Karten verkauft, gibt Wieland an.
„Spotlight“ spielt in den Zwanzigern, die Ensemble-Mitglieder sind in den Zwanzigern. Fast alle studieren. Mittlerweile ist ihr Publikum eine einzige Fan-Gemeinde, die sie bei jeder Aufführung begeistert unterstützt. Und das mit Recht. Das Programm mit beinahe dreißig verschiedenen Tanz- und Gesangsdarbietungen ist atemberaubend, was das Tempo, den Spaß, die Lieder und die Tänze anbelangt. Die Stücke „Judas“ und „National Anthem“ haben sich zu regelrechten Publikums-Rennern entwickelt. Das ganze Ensemble im Chor singend, in unbewegter Haltung ein Lied lang auf der Bühne verharrend - das verursacht schon Gänsehaut-Gefühl, für das mit Jubel und begeistertem Applaus gedankt wird.
Trotz aller Ernsthaftigkeit bei der tänzerischen Ausführung kommt in Wielands Musical der Spaß nicht zu kurz. Die Werbebranche und das Showgeschäft mit ihrer Oberflächlichkeit und oftmals auch Verlogenheit werden gehörig auf die Schippe genommen. Mit Humor ausgestaltet sind auch die Figuren. Jessica Nadine Konrad spielt neben Marilyn Monroes Managerin auch die auf der Showbühne rockende, rheinisch-jecke Oma Dason, Mirandas Großmutter, die zur Ulknummer wird, auch weil die 22-Jährige auffällig zu jung ist für die Rolle. Mareike Schupp stellt die überdrehte Dr. Helena Markendice dar, die mit ihrem überzogen englischen Akzent - „Du musst feel the energy“ - nicht nur die Nerven der Bewerber für die Tanzrolle strapaziert. Die Diva herauslassen durfte Kathrin Fischer als dem Alkohol zugetane Marilyn Monroe, die auf ihre „verschissene Karriere“ trinkt.
Ensemble-Mitglieder, die bei der Handlung eher im Hintergrund bleiben, setzen stimmliche Glanzpunkten. So wie die rothaarige Lisa Schmalen bei „The Story“ von Sara Ramirez oder „Big Spender“ von Shirley Bassey - ganz fabelhaft. Oder wie Wieland beispielsweise mit der a cappella gesungenen ersten Strophe von „Fame“. Das Sahnehäubchen beim Gesang ist aber wieder Caroline Seifert, die nicht nur „You and I“ von Lady Gaga zu einem wahren Genuss macht.
Als einziger Mann neben Wieland steht Marc-André Krogmann auf der Bühne.
Als Jack verdreht er Miranda den Kopf. In Duetten mit Lisa Schmalen oder Caroline Seifert hört man ihn gerne. Am Schluss darf Jack dann ganz liebevoll Mirandas Hand halten, während sie - jeden Ton treffend - „I will always love you“ voller Inbrunst singt.
Sehr gelungen setzt das Ensemble Wielands Showtanz-Choreografie um, die überwiegend ein hohes Tempo verlangt. Die synchron ablaufenden Bewegungen der jeweiligen Tanzgruppe in immer wieder variierenden Formationen, auch mit akrobatischen Einlagen und am Schluss in Posen verharrenden Tänzern, sind das Ergebnis von offenbar sehr disziplinierten und intensiven Proben. Tanzt Wieland selbst, erkennt man, was den exzellenten und charismatischen Tänzer ausmacht: Es ist seine Leidenschaft für den Tanz, der eine Tanzausbildung an der Stage School in Hamburg einen Feinschliff verlieh.
Zum Abschluss kündigte Wieland gleich die nächste Produktion an. „Dark Paradise“ soll im Herbst 2014 an zehn Terminen in der Kufa aufgeführt werden, eine Vorschau darauf mit „Diamonds“ von Rihanna zeigte das Ensemble als Zugabe mit offenbar unerschöpflicher Kondition.
Wer vorher noch einmal „Spotlight“ sehen möchte, kann Karten bestellen für den Zusatztermin am 18. Juni in der Uni Koblenz unter www.sommeruni.com oder per E-Mail an musical-koblenz@web.de.
Mario Wieland und sein Ensemble zeigten atemberaubende Tanznummern mit hoher Präzision. Fotos: BSB Sehr verführerisch und ein bisschen erotisch die Nummer „Big Spender“, gesungen von Lisa Schmalen im schwarzen Kleid.

