Während des Sessionsstarts im Stil einer Prunksitzung wurden die Ushaaler Tollitäten am Sonntag proklamiert
Felix I. und Paula I. sind die närrischen Herrscher von Rheinbreitbach

Rheinbreitbach. Zum Sessionsstart hatte der neuformierte Vorstand der Breitbacher KG „Me haalen et us“ in das Burghotel „Ad Sion“ eingeladen. Und dessen nicht gerade kleiner Saal war schon lange vor 11.11 Uhr bis auf den allerletzten Platz gefüllt. So mussten etliche Jecken mit Stehplätzen in der „Kapelle“ und im Foyer vorlieb nehmen, denn auch wenn die Temperaturen die „Burgbläser“ hinsichtlich des „Winters, wenn et widder schneit“ Lügen strafte, als et Trömmelche jing, stunden die Breitbacher Jecke all parat. Und so schallte den beiden Vorsitzenden, Rudolf Martin und Thomas Saß, die mit Ex-Muuzemändelche Karoline Laufenberg die Narrenschar mit einem fröhlichen „Fastelovend zesamme!“ begrüßt hatten, ein dreifach donnerndes „Breitbach – Alaaf!“ entgegen.
Dann übergaben die drei das Mikrofon dem frisch ernannten präsidialen Moderator, Patrick Wolf, der mit den „Flöhen“ und „Sternen“ die jüngsten Tänzerinnen der ebenfalls neu formierten „Burggarde“ ansagen konnte. Von Sandra Bovelet trainiert, tanzten die sich mit „In Kölle jebütz“ nicht nur in die Herzen ihrer sie begleitenden Fan-Gemeinde, auch die Jecken im Saal war begeistert, sodass die Bitte der Tänzerinnen „Liebchen, vergiss mich nicht“ eigentlich überflüssig gewesen wäre.
„Huusmeister vom Bundesdaach“
Mit dem Auftritt der „Huusmeister vom Bundesdaach“ schließlich näherte sich der Sessionsstart immer mehr einer Prunksitzung an. Von Berlin an den Rhein zurückgekehrt, berichtet die beiden nicht von „Frau von der Leinen“ und Andrea Nahles, sondern nahmen alle Minister der Großen Koalition bei ihrem „Steuerhinterziehungsheim“ oder dem „Datenklau“ aufs Korn. Ja sie wussten sogar angesichts des Abhörskandals, das Angela Merkel SPD gewählt hatte.
Während etliche Vertreter befreundeter Gesellschaften und Organisation die Veranstaltung im Saal verfolgten, zog die Unkeler KG um Präsident Markus Winkelbach mit den „Nachwuchs-Majoretten“ ein. Nicht diese präsentierten sich als „Mädche vom Rhing“.
Das gelang auch Prinzessin Lena I. mit ihren Ehrendamen Berenike und Marina, die mit ihrer Ansprache am Sonntag mit zu einer „superjeile Zick“ beitrug. „Es ist toll, dass Ihr Eure turbulente Phase überwunden habt und gleich im ersten Anlauf nach dem drohenden Aus ein so hervorragend-närrische Veranstaltung auf die Beine stellen konntet, lobte Markus Winkelbach die Ushaaler, die ihre Gäste schunkelnd auf das Highlight, die Proklamation des Kinderprinzenpaares vorbereiteten.
Junge Tollitäten
Und schon zogen die jungen Tollitäten, Felix I. „aus dem Hause Hüttner“ und Paula I. „aus dem Hause Scheinpflug“ mit ihren Pagen Etienne Frings und Jenny Schulz in den Saal ein.
„Die vier gehen alle in 4b der Gebrüder-Grimm-Grundschule“, verriet Prinzenführerin Karoline Laufenberg. Schon seit seiner Geburt sei der Prinz KG-Mitglied. Die Hobbys des Neunjährigen, dessen Lieblingsfach Sport ist, sind Karate, die Kölner Hunnen und Lego. „Sein Traumberuf war eigentlich Pfarrer, bis er hörte, dass er dann nicht heiraten dürfe. Dann werd ich eben Diakon, hat sich Felix umentschieden“, berichtete das Ex-Muuzelmändelche.
Prinzessin Paula ist eine Leseratte. „Sie möchte Lehrerin werden, weil sie Kinder mag und gerne unterrichtet“, wusste die Prinzenführerin.
Die Zehnjährige hört besonders gerne die Musik von Passenger und Rihanna, während Felix für „Tokio Hotel“ schwärmt. Der beste Freund des Prinzen, Page Etienne, spielt gerne Fußball und Nintendo vor, die beste Freundin von Paula I., die Gitarre spielende Pagin Jenny Schulz, begleitet die Prinzessin schon seit dem Kindergarten durch dick und dünn.
Inthronisation des Prinzen
Während im Haar von Paula I. bereits beim Einzug mit der Kleinen Burggarde das Prinzessinnen-Diadem geglitzert hatte, inthronisierte Patrick Wolf nun Felix I., indem er ihm die Fasanenfedern an die Prinzenmütze steckte und der Tollität die Narrenpritsch als Zeichen seiner Macht überreicht. „Als Felix, der Glückliche, bin ich bekannt. Mit Paula, minger Prinzessin Hand in Hand und us Pagen, Jenny un Etienne, stohn ich hier. Un jetz regiere mier!“, stellte der Kinderprinz sich und seine Prinzessin samt Gefolge vor. Rektorin und Bürgermeister hätten ab sofort nichts mehr ze schwade, „denn mir han ab hück he dat sare“, verkündete das Prinzenpaar kategorisch in seiner Regierungserklärung. „In Breitbach wed ab hück jelaach un vill Blödsinn jemaach. Laut und wild, statt nett un brav: ein dreifach donnerndes Breitbach – Alaaf!“ forderte es sein jeckes Völkchen auf, das natürlich diesem Befehl gehorsam Folge leistete. Immerhin saß ihm ja auch noch Prinzessinnen-Vater Jörg als Kapitän der Breitbach-Seeräuber im Nacken und diese Piraten wurden von der Kleinen Burggarde prompt frei gelassen.
Besondere Ehrung
Dem legendären Ex-Präsidenten und Sänger der „Vier Asse“, Hans-Georg Frings, war es vorbehalten, eine besondere Ehrung vorzunehmen. „Martin Wensing, ein Juwel im Breitbacher Fastelovend, stammt aus einer Familie, die Karnevalsgeschichte hier im Ort geschrieben hat, sein Vater als Urgestein der KG, sein Mutter als Mitbegründerin der Weckmöhnen“, erinnerte er. Als 17-Jähriger war Martin Wensing in die Gesellschaft eingetreten, in der sofort Verantwortung übernommen hatte. Nahezu 30 Jahre war er zweiter Vorsitzender, die letzten Jahre gehörte er dem alten Vorstand als Geschäftsführer an.
„IN schweren Zeiten hast Du 1987 die Betreuung der Burggarde übernommen, die längst wieder ein Aushängeschild für unseren Ort geworden war, als Du dieses Amt 1999 in andere Hände gegeben hast“, so Hans-Georg Frings. Stets sei Martin Wensing im Einsatz gewesen, ohne groß in Erscheinung zu treten. So habe er auch an diesem Tag für die Bewirtung gesorgt. „Du hast immer gearbeitet, damit andere fröhlich feiern können“, fasste der Laudator zusammen, der in das Lob auch die Ehefrau des verdienten Karnevalisten, die langjährige Literatin Gerda Wensing, einbezog.

Mit Martin Wensing (und Ehefrau Gerda) ehrte Expräsident Hans-Georg Frings zwei Karnevalisten, die den Breitbacher Karneval lange bestimmt hatten.