
Am 27.01.2016
Allgemeine BerichteLeubsdorfer KG feierte ihren närrischen Geburtstag
Jeckige Kappensitzung im Bürgerhaus
Leubsdorf. „88 es os nit ejal, feiern donn me allemal!“ ist das Sessions-Motto der Leubsdorfer KG, die damit direkt auf ihren närrischen Geburtstag hinweist. Kein Wunder, dass die Jecken sich zu diesem Anlass nach zweijähriger Abstinenz auch wieder eine Kappensitzung gönnten, zu der die KG am Freitagabend nicht etwa ins Bickendorfer Büdche oder in de Kaffeebud‘, sondern in das Bürgerhaus des Ortes eingeladen hatten, auf dessen Tische doppelstöckige Geburtstags-Deko-Torten standen. Highlander und Wesire, Piratenbräute und Matrosen enterten frühzeitig den Saal. Ja sogar eine Ballerina im Tütü und mit langer Federboa schwebte noch vor den Kätzchen, Marienkäfer und Biene Maja herein, die rechtzeitig vor dem angedrohten Blitzeis aufgebrochen waren. Sogar Lukas Podolski gab sich die Ehre am Tisch des goldbekrönten Königs „von Lupsdorf“, der in langem Mantel mit weißen Hermelinbesatz zusammen mit den zahlreichen Clowns und Musketieren, den jecken Ratsmitgliedern und Bürgermeister Achim Pohlen auf den Beginn der Kappensitzung wartete.
Die eröffnete der Vorsitzenden Thomas Stümper mit den Worten: „Nach zwei Jahren ohne Kappensitzung freue ich mich, heute eine ankündigen zu können!“ Da aber nach über 700 Tagen die Gefahr bestand, dass einige Jecken eingerostet sein könnten, ließ er zum Warmmachen erst einmal eine donnernde Rakete steigen, bevor er Sitzungspräsident Markus Haardt und dessen beiden „Stützrädern“, Raimund Konrad und Christian Thran, die Regie überließ. Was aber wäre ein Geburtstag ohne Rückbesinnung. Und so erinnerte der Präsident per Beamer-Show an die alles andere als leichten Zeiten im Gründungsjahr mit Zuspitzung der Weltwirtschaftskrise ein Jahr vor dem „Schwarzen Freitag“ 1929. Von einem Foto der Gründungsmitglieder schlug er einen Bogen zu Vorträgen der Doof Nuss über die der legendären Leubsdorfer Protokolarii bis hin zum ersten Straßenumzug 1980 und dem vom Pohlen-Team organisierten Motto-Karneval aus einem Guss.
„Vorhang auf, die Bühne frei“, hieß es dann für die von Caro und Sandra Schmitz trainierten „Höppe Mökche“ der KG, die sich als „Weltmeister vom Rhing“ auch prompt die nächste Rakete verdienten. Erheblich enger auf der Bühne wurde es, als das Funkencorps Blau-Gold einzog, dessen Musikzug verriet, dass die Mannen um Kommandant Alfons Schrieck Madagaskar wegen der Pest verlassen hatten. Nicht zurückgelassen hatten sie natürlich den ganzen Stolz der Truppe, ihre 35 Funken-Pänz. Wegen der Verletzung ihres Tanzoffiziers wirbelte anschließend Mariechen Sarah Böhr solo über die Bühne und schwärmte als Domstürmerin: „Du bist meine Liebe, meine Stadt, mein Verein. Es gibt 1 Million Gründe, um auf Dich stolz zu sein!“ Als Ersatz für Ehrenkommandant Schorsch Preiß ließ dann . André van den Hurk als Ersatzkommandant den Musikzug „zuungunsten“ der Funkentänzer um Alfons Schrieck resten, bevor die jungen Gardisten und Gardistinnen sie schwungvoll mit dem Rat ablösten: „Kumm mer lääve, als wör dat hück dä letzte Daach!“.
Ein besonderer Jahresrückblick
Nicht nur die letzten Tage, eher das ganze Jahr hatte Protokollarius Egon Faßbender im Blick. So berichtete er von der Säuberung des verschandelten Rheinufers an der Natorampe. „Ein Feuer lodert dort lichterloh, die Rentner waren richtig froh. Doch als sie dann die laute Glocke, zum leckeren Mittagessen locken, hatten se dat Feuerchen doch sich selbst überlassen. Es kam die Feuerwehr tatü-tata, kein Rentner mehr beim Feuer war. Experten, durchaus sehr versiert, hatte sie sich verdünnisiert!“, fasste Egon Faßbender das Thema zusammen, um sich dann der „Zugfahrt vom langen Pitter“ von Beuel bis nach Koblenz ohne Stopp in Leubsdorf. Nachdem seine Rückfahrt in Neuwied endete, „verkündete er unverhohlen: Die Bahn, die bleibt mir jetzt gestohlen!“ Auch über einen Leitersturz oder den Fahrradunfall von „Lehrerschweiß-Winzer“ Josef Rönn auf der Königswinterer Rheinpromenade konnte er in geschliffenen Reimen berichten.
„Armer Deufel“ das letzte Mal auf der Bühne
Nur kurz erholen konnten sich die Lachmuskeln der Jecken im Saal während der Gardetanz-Darbietung der „Verrückten Hühner“ von den Leubsdorfer „Herzblättchen“. Zwar verkündete das Quintett „Nie mehr Fastelovend ohne dich“, allerdings hatte Urban Schneider als „Armer Deufel“ angekündigt, dass er diese Session das letzte Mal in die Bütt steigen und auftreten werde. In seinem Vortrag nahm er nicht nur seine Frau samt Schwiegermutter aufs Korn, sondern auch den Rheinländer an sich. „Für den Rest der Republik ist ein Teilchen ein Teil von einem Ganzen. Für den geizigen Rheinländer ist es die Lösung, der ungeliebten Verwandtschaft keine Torte hinstellen zu müssen“, witzelte er, um nach seinen Paris-Erlebnissen als Möbelverkäufer von seinem Zyankali-Kauf in der Apotheke zu berichten, bei dem das Bild seiner Frau als Rezept anerkannt worden sei. „Den Wunsch meiner Schwiegermutter, im Falle ihres Todes während der gemeinsamen Israel-Reise dort beerdigt zu werden, habe ich strikt abgelehnt. Vor 2000 Jahren ist da ein Mann gestorben, der nach drei Tagen wieder auferstanden ist“, malte er sich aus, bevor er sich mit dem Fastelovend-Oldie: „Och wat wor dat fröher schön doch in Colonia!“ verabschiedete.
Weiter ging es mit dem Showtanz der Unkeler „New Diamonds“, die vom Ex-Mariechen der Linzer Husaren Grün-Weiß, Sarah Korf, und Nathalie Zwick trainiert werden. Und dann konnten die Leubsdorfer mit Johannes I., dem kleinen Prinz von Linz, auch eine Tollität begrüßen. Nicht nur mit seinen Adjutanten, Manni und Toni sowie der Präsidentin der Großen Linzer KG,. Yvonne Adams-van Beek, zog der Strünzer-Prinz ein, die staatzen Kääls von Stadtsoldaten-Kommandant Markus Paffhausen hatten ihn samt Musikzug, Männertanzgruppe unter Leitung von Markus Mollberg sowie dem Tanzpaar, „Leckerchen“ Svenja Müller und Sebastian „Mesi“ Mesenholl“ in den Süden der Verbandsgemeinde begleitet. „Vunn Hätze fiere mit Fastelovend in Linz, us Tradition mit zwei Adjutante un nem kleinen Prinz, so lautet unser Sessionsmotto. Äver Fastelovend radderdoll, is auch in Leubsdorf bunt, jeck un janz doll!“, versicherte er „Atemlos“ als Helene Fischer-Ersatz mit seinem Sessionslied den Narren der Kappensitzung, die es beim Potpourri des Musikzugs nicht mehr auf den Stühlen hielt.
Angesichts dieser aufgeheizten Stimmung kam mit Stefan Voigt der „Bauer aus der Eifel“ gerade recht, die Beanspruchung von Armen und Beinen auf das Zwerchfell zu verlagern, bevor auch noch der Sitzungspräsident in der Bütt zum Moderator des „Knuddel-TV“ mutierte und der Fanfarenzug Irlich mit Fastelovend-Stimmungsmusik nach gut vier Stunden närrischen Treibens einen Schlussstrich unter die Leubsdorfer Geburtstags-Kappensitzung zog.


Der Protokollarius hatte wieder gewissenhaft alles Närrisch-Bemerkenswerte notiert und in Reimform gebracht.