Handicap? Na und! – Praktikant wird zur „guten Seele des Hauses“
Montabaur. Die gleichberechtigte Teilhabe jedes Menschen an allen gesellschaftlichen Prozessen – dieses Ideal beschreibt der Begriff Inklusion. Für behinderte Menschen ist diese Teilhabe keineswegs selbstverständlich. Dabei kann das häufig ganz prima funktionieren, wie das Beispiel der Kooperation von Caritas-Werkstätten und Arbeitsagentur Montabaur zeigt.
Es ist eine Geschichte, die Mut macht.
Der in Dresden geborene Eric Seifert war nach Beendigung der Förderschule vielseitig interessiert, konnte aber aufgrund seines Handicaps bisher kein reguläres Arbeitsverhältnis aufnehmen. Im April 2024 zog er aus familiären Gründen in den Rhein-Lahn-Kreis und arbeitet seitdem in den Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn im Betrieb Sankt Goarshausen.
Die Agentur für Arbeit in Lahnstein war auf der Suche nach einer zuverlässigen Kraft, die im Eingangsbereich der Agentur für Arbeit und des Jobcenters Kundinnen und Kunden empfängt und durch das Haus „lotst“. Bei einem Austausch kamen Dieter Knopp, Geschäftsführer operativ der Arbeitsagentur und Achim Gutwald, Geschäftsführer der Caritas Werkstätten dazu ins Gespräch.
Eric Seifert schien direkt ein guter Kandidat zu sein. Unkompliziert wurde ein Probearbeiten angeboten. Seifert war sofort bereit, die Herausforderung anzunehmen – und schon wurde die Kooperation in die Tat umgesetzt.
Im Sommer absolvierte Seifert ein mehrwöchiges Praktikum und lernte die verschiedenen Aufgaben in der Eingangszone kennen. Müßiggang ist nichts für den 32-Jährigen. Er nutze das Praktikum und überzeugte.
„Uns ist gelebte Inklusion ein Herzensanliegen. Wir wollen für Menschen mit Behinderungen Chancen am Arbeitsmarkt eröffnen und damit die Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen. Dabei möchten auch wir als Arbeitgeber mit gutem Beispiel vorangehen.“ erklärt Knopp.
Der Alltag im Bereich der Eingangszone kann turbulent sein. Ein Kunde nach dem anderen betritt das Foyer. Jeder hat ein anderes Anliegen. Eine Tätigkeit, die viel Fingerspitzengefühl erfordert, da die Menschen, die das Gebäude aufsuchen häufig in schwierigen Lebenssituationen sind.
Die Arbeitslosmeldung, die Hürde beim Ausfüllen von Formularen sowie die Online-Buchung von Terminen können Menschen vor kleine und große Herausforderungen stellen. Umso besser, dass Eric Seifert sie begleitet und unterstützt. Bei komplexeren Aufgaben und Anforderungen stehen immer weitere Kolleginnen und Kollegen der Agentur für Arbeit zur Seite.
Lars Stancke, Leiter der Geschäftsstelle Lahnstein und Heike Göbel, Teamleiterin der Eingangszone sind voll des Lobes für Eric Seifert. Er ist motiviert, gewissenhaft, sehr kundenorientiert und freundlich. Von Vorteil sind auch seine IT-Kenntnisse, wenn es um die Unterstützung bei der digitalen Buchung von Terminen geht.
Unter dem „Dach der Caritas-Werkstätten“ und mit Unterstützung der Integrationsabteilung Viweca ist Eric Seifert jetzt an vier Tagen vormittags und donnerstags ganztägig in der Eingangszone in der Agentur für Arbeit tätig. Dies ist möglich, da zwischen den Caritas-Werkstätten und der Agentur für Arbeit ein sogenannter Außenarbeitsplatz geschaffen wurde.
Eric Seifert schätzt das flexible Arbeitsmodell, das ihm seitens der Caritas geschaffen wurde: In den Zeiten, in denen die Agentur für Arbeit für die Kunden geschlossen ist, wechselt er den Arbeitsplatz und ist im Caritas-Betrieb in Lahnstein tätig.
Auf die Frage nach seinen Erfahrungen auf dem Außenarbeitsplatz erwidert Seifert freudig: „Ich bin stolz auf die letzten Monate. Mir gefällt der Umgang mit Menschen, der Austausch mit den Mitarbeitenden der Agentur für Arbeit, die sozialen Kontakte und, dass ich „so viel reden kann“ während meiner Arbeit. Das liegt mir und das mache ich gerne. Ich bin von dem Agentur-Team als „gute Seele des Hauses“ bezeichnet worden. Das ist toll“.
Perspektivisch möchte die Agentur für Arbeit dem jungen Mann weitere berufliche Möglichkeiten anbieten, die in nächster Zeit geprüft werden. Bis dahin konnte eine Verlängerung des Außenarbeitsplatzes bis zum Ende 2026 vereinbart werden. Alle Beteiligten freuen sich sehr darüber, dass Eric Seifert der Eingangszone erhalten bleibt und mit seiner freundlichen Art den Kundinnen und Kunden die Besuche bei der Arbeitsagentur etwas leichter macht.
Das Beispiel in Lahnstein steht für das durchlässige und flexible Angebot, das die Caritas-Werkstätten Westerwald-Rhein-Lahn Menschen mit Handicap seit mehr als fünfzig Jahren bieten.
„Die Berücksichtigung der individuellen Bedarfe und Wünsche der Menschen, das Miteinander auf Augenhöhe sowie die vertrauensvolle Kooperation mit den externen Betrieben stehen immer im Vordergrund unserer Assistenzleistungen, um langfristige und nachhaltige Integration zu ermöglichen“ beschreibt Dagmar Theis das Erfolgskonzept von Viweca.
„Die Caritas-Werkstätten nehmen ihren gesetzlichen Auftrag ernst“ führt die Leiterin der Integrationsabteilung weiter aus. „Unser Ziel ist es, für möglichst viele Menschen, die sich flexible Angebote zur Teilhabe am Arbeitsleben wünschen, ein Türöffner zu sein und damit zu einem inklusiven Arbeitsmarkt beizutragen“.
Pressemitteilung Agentur für Arbeit Montabaur
