6. Currywurst-Festival
In Neuwied drehte sich alles um die Wurst
Marie Currys Spezialität aus dem Londoner Doppeldecker Bus und viele andere machten das Fest zu einem Erlbenis

Neuwied. Zum 6. Festival der Currywurst übertrafen sich die Anbieter einmal mehr mit einer unglaublichen Vielfalt an ausgefallenen Rezepturen. Es gab Currywurst aus dem Dschungelcamp, vom Hamburger Kiez und aus den entferntesten Winkeln der Welt. Die Auswahl machte das nicht einfacher und so wurde so mancher Currywurst-Fan zum Dauergast an allen drei Tagen. Das Auge isst bekanntlich mit. Das gilt auch für die Currywurst. Raffinierte Dekorationen fingen nicht etwa erst beim Pappteller an. Um sich von der Masse der über zwanzig Verkaufsstände abzuheben, fuhren die Wurstbräter in interessanten Gefährten vor. Am auffälligsten waren der Krakauer Express im Oldie-Style, Mario Kotaskas schnittiges Bratwerkmobil, die Westernkutsche und der feuerrote Londoner Doppeldecker Bus. Das Obergeschoss war zum Gastraum umgebaut. Der untere Teil war das Reich von Marie Curry. Auf ihren Reisen hat sie die kulinarischen Geheimnisse und pikanteste Gewürze studiert. Sie war wo der Pfeffer wächst und lernte bei indischen Großmeistern die gehüteten Rezepturen des schärfsten Curry kennen. So jedenfalls lautete die Botschaft der Weltenbummlerin. Ursprünglich war das Festival der Currywust für die heimischen Imbissstände gedacht, die bei den verschiedenen Themenmärkten nicht ganz ins Bild passten. Flankiert wurde das Geschehene von Marktschreiern. Die Idee stieß aber auf so große Resonanz, dass die Anbieter mitlerweile von weit her nach Neuwied kommen und den Luisenplatz mühelos unter ihresgleichen aufteilen. Überregionale Berichterstattung dieses bundesweit einmaligen Festivals sorgte dafür, dass die Besucher aus einem Einzugsbereich weit über die Deichstadt hinaus kommen. Sehr zur Freude der Geschäftsleute, die ihre Läden zum ersten verkaufsoffenen Sonntag des Jahres öffneten und neueste Frühjahrstrends präsentierten.
Genuss im warmen Zelt
Wie so oft wollte das Wetter nicht mitspielen. Für die nasskalte Witterung hatten die Veranstalter, das AktionsForum und Amt für Stadtmarketing, vorgesorgt. Im beheizten Festzelt konnte man seine Currywurst in aller Ruhe genießen. Der Festausschuss der Stadt Neuwied hatte seine Getreuen zum Versorgen der Gäste mit Getränken aufgeboten. Kaffee und Glühwein gingen am besten. „Je ungemütlicher das Wetter, desto höher die Scoville“. So lautete die Einschätzung der Experten vom scharfen Zipfl aus dem bayerischen Ottobeuren. „Stimmt genau, die Wärme kommt von innen“, bestätigte ein junger Mann, der gerade eine Currywust mit Scoville im Millionenbereich verzehrte. Dass er dabei sogar glücklich aussah, lag vermutlich an den Glückshormonen, die der Körper wegen der ungeheuren Schärfe freisetzt. Neben den genannten auffälligen Ständen war auch der klassische Schnellimbiss vertreten. Würstchenbuden wie sie früher an jeder Ecke und selbst in Neuwieds Stadtteilen, zu finden waren. Brat- und Currywürste haben von Fast-Food und Döner Konkurrenz bekommen. Was lag da näher, als beides miteinander zu kombinieren? Schon im Vorjahr gab es Currywurst-Wrap und Döner-Currywurst. Mario Kotaska, bekannter Sternekoch aus dem Fernsehen, servierte eine aus Dönerbrät gefertigte Bratwurst im Fladenbrot mit einem Aufstrich aus Tomate, Gurke und Zwiebel. Am Samstag kam der Chef persönlich vorbei, unterzeichnete Autogrammkarten und ließ sich bereitwillig mit den Fans ablichten. Für Aufsehen sorgte Schausteller Jürgen Klinge aus Urmitz. Bei ihm gab es Currywurst aus dem Dschungelcamp. Die Currywurst wurde flankiert von Känguruhoden, Maden, Kakerlaken und Spinnenbeinen. „Ja, manche meinen tatsächlich, die seien echt“, schmunzelte Christel Klinge und klärte auf, dass es sich in Wahrheit um Litschi, Pinienkerne, Kakerlaken und Sojasprossen handelt. Schaustellerkollege Herbert Meyer stand daneben und kommentierte: „Hier ist Kreativität Pflicht. Genau deshalb kommen die Menschen zum Festival“. Familie Meyer aus Neuwied war gleich mit mehreren Ständen vertreten und hatte ebenfalls einige Exklusivitäten, z.B. die Currywurst-Suppe, zu bieten. Christel Klinge wundert sich, dass es trotz des Erfolges des Festivals keine Nachahmerstädte gibt. Ihre Erfahrungen aus Neuwied verbreitet sie weiter. Mit den erfolgreichsten Rezepturen hob sie sich beim Koblenzer Weihnachtsmarkt von der Konkurrenz ab. Die Fantasie der Marktbeschicker war schier grenzenlos.
Currywurst weltweit
Ob Currywurst afrikanisch, asiatisch oder südamerikanisch. Jeder Kontinent war durch landestypische Gewürze und Aromen vertreten. Doch nicht überall, wo am Wochenende Currywurst draufstand, war auch Fleisch drin. Für Vegetarier gab es fleischlose Currywurst, die aus Banane oder Tofu bestand. „Wir haben das zwar im Angebot, aber es wird kaum nachgefragt“, verriet die Verkäuferin. Klar, wer das Festival der Currywurst besucht, tut das mit der Bereitschaft zum Sündigen. FF

Daniel Robbel und Daniel Stoffel von BLICK aktuell Neuwied testeten die „Currywurst-Bombe“ aus dem hohen Norden.Foto: red