
Am 21.06.2014
Allgemeine BerichteKlinik für Kindermedizin des Marienhaus Klinikums lud Ärzte, Erzieher und Lehrer ein
Psychosomatische Beschwerden von Kindern im Mittelpunkt
Neuwied. Immer häufiger treten bei Kindern und Jugendlichen chronische Schmerzsymptome wie Kopf- und Bauchschmerzen auf, bei denen keine organisch auffälligen Befunde nachgewiesen werden können. Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin hat das Thema „Chronische Schmerzen bei Kindern und Jugendlichen“ daher in den Mittelpunkt einer Tagung für Fachbesucher gestellt. Knapp 80 Personen folgten der Einladung. Während der Veranstaltung wurden unter den Fachleuten Ursachen, mögliche familiäre, soziale und gesellschaftliche Auswirkungen sowie ambulante und stationäre Therapieansätze dieser chronischen Problematik diskutiert. Zunächst berichtete Privatdozent Dr. Sven Gottschling, Leiter des Zentrums für Palliativmedizin und Kinderschmerztherapie des Universitätsklinikums Homburg/Saar, über die noch immer vorhandene schmerzmedizinische Unterversorgung von Kindern und Jugendlichen, bei geschätzt 300.000 Patienten in dieser Altersgruppe. Ein Schwerpunkt des Vortrags waren chronische Kopf- und Bauchschmerzen. Studien haben ergeben, dass bereits 90 Prozent der 12-Jährigen Kopfschmerzen selbst erlebt haben und 25 Prozent dies bei Bauchschmerzen angeben. Nur bei einem geringen Anteil dieser jungen Menschen lässt sich jedoch eine entsprechende organische Ursache herausfinden. Umso wichtiger ist es, Alarmsignale für ernst zu nehmende organische Beschwerden von Auslösern aus dem psychosomatischen Bereich zu unterscheiden. Nur dann kann die richtige Therapie eingeleitet werden; Gottschling berichtete während seines Vortrags von unkonventionellen Therapieformen, wie der tiergestützten Therapie und Biofeedback-Verfahren, aber auch von hoch dosierten, sehr wirksamen Schmerzmitteln bei Onkologie-Patienten. Dr. Christoph Conrad, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Marienhaus Klinikums St. Elisabeth Neuwied, vertiefte das Thema „chronische Kopfschmerzen“ in der ambulanten Betreuung. Er legte in seinem Vortrag den Schwerpunkt auf die Differenzierung möglicher Ursachen dieser Beschwerden und insbesondere die nichtmedikamentösen Therapiemöglichkeiten. Mit großem Interesse wurde abschließend die Vorstellung der psychosomatischen Behandlungseinheit in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Marienhaus Klinikums verfolgt; hier wurde das interdisziplinäre Konzept aller beteiligten Berufsgruppen vorgestellt: Dr. Bassem Irscheid, Oberarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, gab einen Überblick über die Erkrankungsbilder, die zur Aufnahme in eine zweiwöchige psychosomatische Gruppentherapie führen können. Er berichtete insbesondere über die ärztlichen Aufgaben, wie medizinische Diagnostik, Elternschulung und Einführung in positive Erziehungstechniken. Die Heilpädagogin Astrid Nowotny erläuterte die Inhalte des sozialen Kompetenztrainings, welches von ihr im Rahmen des Aufenthaltes mit den Kindern durchgeführt wird. Auch die Schmerzbewältigungstechniken, die die jungen Patienten von Psychologin Monika Peperkorn erlernen, waren Thema ihres Vortrags. Abschließend berichtete Jasmin Knörr, Kinderkrankenschwester im Haus, über die Funktion der Pflege bei dieser speziellen Patientengruppe, die - neben den normalen pflegerischen Aufgaben - auch Hilfestellungen bei der Alltagsorganisation, Selbststrukturierung zur Stressvermeidung, Stärkung der Frustrationstoleranz und auch Förderung der Kommunikationsfähigkeit umfassen. Allen gemeinsam war das Anliegen, inhaltlich zu vermitteln, dass die Kinder während ihres Aufenthaltes ein Bewusstsein für sich selbst erwerben sollen, um ihren Alltag zu meistern und nicht von den Schmerzen beherrscht zu werden. Das Motto der zwei Wochen im Klinikum ist daher: „Die Schmerzen sind zwar stark, aber ich bin stärker“.