Politik | 26.03.2019

Kreistag gegen den Bahnlärm

Ahrtalbahn soll schon vor der geplanten Elektrifizierung attraktiver werden

Verbandsdirektor Thorsten Müller SPNV Nord stand dem Kreistag Rede und Antwort – Bahnhof Oberwinter bald wieder mit stündlicher Schnellverbindung -

Kreis Ahrweiler. Gegen die Belastungen durch den Güterverkehr auf der Schiene und gegen den Bahnlärm im Mittelrheintal will sich der Kreistag Ahrweiler auch weiterhin einsetzen. Deshalb bestätigte er in seiner jüngsten Sitzung einstimmig eine Resolution aus dem Jahr 2012, die von allen Kreistagsfraktionen gemeinsam eingebracht worden war.

Darin fordert das Gremium erneut den Neubau eine Alternativstrecke sowie ein Bündel von Maßnahmen zur Lärmreduzierung.

Dazu gehören etwa Fahrverbot bei Überschreitung von Lärmgrenzwerten, Schallschutzwände und Tempolimits für Züge in Ortslagen. Mit dem Beschluss stellte sich der Kreistag zugleich auch hinter ähnliche Forderungen der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Die hatte jüngst gefordert, verbindliche Lärm-Grenzwerte einzuführen, eine rechtsrheinische Alternativtrasse umzusetzen, auf Flüsterbremsen umzurüsten und das Schienenlärmschutzgesetz strikt einzuhalten. Dies sieht ab Ende 2020 ein Verbot von lauten Güterzügen vor. Der Kreistag beschloss außerdem, die „Bürgerinitiative Mittelrheintal“ in ihrem Engagement gegen den Bahnlärm weiter zu unterstützen. Anlass für diesen Kreistagsbeschluss war die Ankündigung von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), eine alternative Trasse nicht in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplanes aufzunehmen.

Eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte im Kreis

Zuvor hatte Verbandsdirektor Thorsten Müller vom Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Nord (SPNV Nord) dem Kreistag einen Sachstandsbericht zur geplanten Elektrifizierung der Ahrtalbahn gegeben. Den hatte die CDU-Fraktion gefordert, „weil das eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte im Kreis Ahrweiler ist“, so Fraktionschef Karl-Heinz Sundheimer. Deshalb sei er froh über die Aussage des rheinland-pfälzischen Verkehrsminister Volker Wissing (FDP), die Ahrtalbahn zwischen Remagen und Ahrbrück sei mit Priorität zu elektrifizieren. „Das ist eine wichtige Grundsatzentscheidung und die Voraussetzung für neue Antriebstechnik, mit der die Bahnstrecke noch effizienter bedient werden kann“, war Sundheimer überzeugt.

Müller hatte eine gute Nachricht im Gepäck: In absehbarer Zeit werde der Rhein-Ruhr-Express (RRX) wieder am Bahnhof Oberwinter halten, womit wieder jeweils stündlich eine Schnellverbindung in Richtung Köln und Koblenz eingerichtet werden könne. Voraussetzung dafür sei allerdings der ohnehin geplante Umbau des Bahnhofs mit der notwendigen Erhöhung des Bahnsteigs. Wenn alles glatt laufe, könne schon Ende 2020 oder Mitte 2021 der Zug wieder in Oberwinter halten. Eine Nachricht, die der Kreistag ebenso mit Freude aufnahm wie Ingo Konrads von der „Initiative Bahnhof Oberwinter“, der als Zuhörer an der Kreistagssitzung teilnahm: „Offensichtlich hat unsere Öffentlichkeitskampagne gegen das Rangieren des RRX in Remagen gefruchtet.“ Der hochmoderne RRX mit seinen energiesparenden, leisen und komfortablen Fahrzeugen werde nach Auskunft von Müller im Kreis Ahrweiler ab Juni 2019 auch die Bahnhöfe Remagen, Sinzig und Bad Breisig ansteuern.

Unterschiedliche Varianten für die Elektrifizierung

Die Elektrifizierung der Ahrtalbahn könne mit unterschiedlichen Varianten durchgeführt werden, führt Müller weiter aus. So könne die Ahrtalbahn entweder an den Regionalexpress Richtung Wesel angedockt werden oder an die Mittelrheinbahn in Richtung Köln und Bonn. Letztere Variante werde derzeit vom SPNV Nord bevorzugt, weil die Pendlerströme aus dem Kreis Ahrweiler weit überwiegend in den Köln-Bonner Raum tendierten. Möglich sei sogar eine Einbindung in die Bonner S-Bahn, was besonders viele Vorteile mit sich bringe. Vermutlich werde es eine Kombination aus den drei Möglichkeiten geben.

Auf jeden Fall soll der Anteil der dieselbetriebenen Fraktionen deutlich verringert werden, er liegt derzeit noch bei 40 Prozent im Zuständigkeitsbereich des SPNV Nord. Dafür könne vor allem der Fördertopf aus dem Gemeindeverkehrsförderungsgesetz des Bundes (Bundes-GVFG) angezapft werden, die erst vor wenigen Tagen von 333 Millionen auf eine Milliarde Euro aufgestockt worden seien. Im Zuge der Ahrtalbahn seien allerdings die zahlreichen Tunnel eine technische Herausforderung für die notwendige Ausstattung mit Oberleitungen, was zudem auch noch höhere Kosten verursache.

Batteriebetriebener Zugwagen als Alternative

Denkbar sei auch eine Alternative in Form eines batteriebetriebenen Zugwagens, eines sogenannten BEMU. Dies sei ein vollwertiger elektrische Triebzug für den Betrieb auf elektrifizierten Strecken, mit zusätzlichen Traktionsbatterien für den Betrieb auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten. Die Batterien hätten eine Reichweite von bis zu 40 Kilometern, was exakt für die Ahrtalbahn mit ihren insgesamt etwa 19 Kilometern Länge passen würde. Landrat Dr. Jürgen Pföhler (CDU) schlug vor, einen solchen Batteriezug als Test für die Landesgartenschau 2022 einzusetzen, was Müller als hervorragende Idee ansah und versprach, zumindest eine Probefahrt zu organisieren, um zu sehen, ob dies technisch überhaupt machbar sei.

Schon im Vorfeld der Elektrifizierung der Ahrtalbahn wolle man deren Leistungsfähigkeit verbessern, so Müller weiter. Zwar bringe eine von den Grünen geforderte Wiedererrichtung des zweiten Gleises im Bereich des Haltepunktes Walporzheim derzeit nichts. Doch das „Remagener Loch“ müsse so schnell wie möglich beseitigt werden, wie es die Grünen ebenfalls gefordert hatten. In den 1990-er Jahren sei dort das zweite Gleis aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen herausgerissen worden, „das war töricht und ein Fehler“, gab Müller zu. Noch in diesem Jahr soll die Infrastruktur dort verbessert werden.

Elektronisches Stellwerk mit Bedienplatz in Ahrweiler

Zudem sei eine Modernisierung der Leit- und Sicherungstechnik geplant durch die Einführung eines Elektronischen Stellwerks mit Bedienplatz in Ahrweiler. Der erste Bauabschnitt umfasse den eingleisigen Streckenabschnitt von Walporzheim nach Ahrbrück und könnte ab 2020 starten, sofern die Finanzierung sichergestellt werden könne. Der zweite Abschnitt für den zweigleisigen Bereich von Remagen nach Walporzheim könnte jedoch frühestens im Jahr 2028 beginnen, goss Müller etwas Wasser in den Wein. Im Zuge des ersten Bauabschnitts seien einige Bahnübergangsmaßnahmen in der Planung. So sollen die beiden Bahnübergänge in Dernau sowie die Bahnübergänge in Altenahr und Kreuzberg mit einer neuen technischen Sicherung ausgestattet werden. Im Zugang zum Bahnsteig in Dernau soll zudem eine technische Reisendensicherung errichtet werden. JOST

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