Verkehrsentlastung der B9 in Bad Breisig
Am Tunnel scheiden sich die Geister
Bad Breisig. Wer von Bonn nach Koblenz oder umgekehrt möchte und dafür die B9 nutzt, kommt ganz automatisch durch Bad Breisig. Und ebenso automatisch staut sich dort der Verkehr, insbesondere werktags zur Feierabendzeit. Die Quellenstadt ist für den Durchgangsverkehr ein echtes Nadelöhr, das Anwohner ebenso belastet wie gestresste Autofahrer. Den Stadtspitzen ist dieses Problem durchaus bekannt und seit Jahren bemüht man sich um Erleichterung. Zuletzt wurde im September letzten Jahres eine Ortsumgehung diskutiert die – ähnlich wie in Bad Neuenahr – den innerstädtischen Verkehr drosseln sollte. Seinerzeit votierte der Stadtrat aber für eine andere, potentielle Lösung. Eine Untertunnelung könne Bad Breisig entlasten. Vorbild für diesen Plan ist Bad Godesberg. Ein wichtiger Punkt dabei ist die Aufgabe des Projekts B9-Umgestaltung in den Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030, einen Rahmenplan der Bundesregierung zur Vorbereitung für Neubau und Ausbauprojekte.
Kürzlich befasste sich der Hauptausschuss mit dem Tunnel und in Kürze das Thema wohl im Stadtrat auf die Agenda kommen. Bei den Fraktionen im Rat herrschen dazu unterschiedliche Meinungen.
Rücksprache mit dem LBM
Guido Ernst hatte dazu mit Bernd Cornely, Leiter des Landesbetrieb Mobilität mit Sitz in Cochem Kontakt aufgenommen. Um in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen bedürfe es zunächst eines Beschlusses im Stadtrat. Dann könne die Verwaltung an den LBM herantreten, die schließlich weitere Prüfungen veranlasse um festzustellen, ob eine Aufnahmen in den BVWP machbar sei. Wie diese Lösung aussehen soll, ist jedoch die Frage, an der die Meinungen der Fraktionen auseinander gehen. Ernst sei dem Tunnel gegenüber aufgeschlossen. Eine Entlastung der B9 sei dringend notwendig, zumal in der Zukunft mit einem steigenden Verkehrsaufkommen zu rechnen sei. Auch im Falle eines starken Rheinhochwassers könnte die Tunnellösung funktionieren. Mittlerweile wären genug technische Möglichkeiten vorhanden um eine Überflutung von vornerein auszuschließen.
Skepsis gegenüber einer Untertunnelung
Die SPD steht dem Projekt eher skeptisch gegenüber. „Die Mobilität der Menschen wird sich weiter wandeln“, sagt Michael Matern. „Es muss hinterfragt werden, ob wir eine massive Veränderung des Ortsbildes durch dieses Jahrhundertporjekt wollen“, fügt er hinzu und verweist zusätzlich auf die hohen Kosten des Projekts. Stattdessen wären Maßnahmen für die bestehende B9 wie Flüsterasphalt, also lärmreduzierender Straßenbelag, und einer Geschwindigkeitsbegrenzung das Mittel der Wahl. Gegenwind gibt es auch von der FWG. Als „utopisch“ und als „Zeitverschwendung“ betrachte man den Tunnel in den Reihen der Freien Wähler, sagt Robert Hoß, FWG-Chef im Stadtrat. Die Idee einer Untertunnelung wäre eine gute Idee gewesen – allerdings vor 20 Jahren. Vielmehr solle man sich darauf konzentrieren, die LKWs über einem Gewicht von 7,5 Tonnen von der B9 fernzuhalten. Dies gelänge nur mit schärferen Kontrollen durch die Polizei. So würde auch die Lärmbelästigung reduziert. Für Dirk Herminghaus, Vorsitzender der FDP-Fraktion im Stadtrat, liegt die Lösung ebenfalls nicht bei einer Untertunnelung. Die sei zwar technisch möglich, jedoch befürchte Herminghaus, dass Einzelhandel und Bürger beim Bau dieses Großprojektes zu kurz kommen. Der FDP-Mann befürchtet Ladenschließungen und Wegzug. Stattdessen wünsche man sich auch bei den Liberalen, den Fokus wieder auf Flüsterasphalt und Tempo-30-Zonen zu setzen. Auch ein Pendlernetzwerk könne zur gewünschten Entlastung beitragen. ROB
Insbesondere die Ampelanlage im Norden Bad Breisig sorgt vermehrt für Stauungen.
