In Bad Bodendorf und Löhndorf wurde eine Wolfsfähe mit einem Jungtier gesichtet – Politische Fraktionen in Sinzig äußern sich zum Umgang mit den Tieren

Die Angst vor dem Wolf ist unangebracht

Die Angst vor dem Wolf ist unangebracht

Längst ist der Wolf in Deutschland angekommen und nun auch im Kreis Ahrweiler. Foto: Pixabay.com

01.02.2022 - 08:43

Sinzig. Der Wolf ist wieder da. Laut einer Mitteilung des Kreisjagdmeisters im Kreis Ahrweiler, Dr. Stephan Schuck, handelt es sich dabei um eine Wolfsfähe, einem weiblichen Tier also, mit einem Jungtier. Die Wölfe wurden in Bad Bodendorf und Löhndorf von einer Kamera festgehalten. „Eine besondere Scheu der Tiere konnte nicht festgestellt werden“, heißt es in der Pressemitteilung. Spaziergängern wird geraten, sich einem Wolf nicht weiter zu nähern, sondern den Abstand zu vergrößern. Hunde sollten an die Leine genommen werden, lautet ein weiterer Ratschlag.

Während manche die Rückkehr des Wolfes ausdrücklich als Wiederbereicherung der heimischen Fauna begrüßen, sehen andere Beobachter darin eine Gefahr für Nutztiere und den Wildbestand. Sinnvolle Präventionsmaßnahmen wie Wolfzäune sind ein Ansatz, während radikalere Kommentatoren sogar einen Abschuss der Tiere für ein angemessenes Mittel halten. Somit ist um die Wiederkehr des Tieres längst eine politische und hochemotionale Debatte entfacht.


Die Anwesenheit des Wolfes ist längst Alltag


Doch wie beurteilen die politischen Fraktionen in Sinzig die Anwesenheit der Wölfe? Franz Hermann Deres ist Vorsitzender der CDU Sinzigs. Er stellt fest: „Der Wolf ist eine streng geschützte Tierart und unterliegt somit nicht dem Jagdrecht.“ Da ein Wolf erstmals in Sinziger Ortsteilen gesichtet wurde, müsse man sich auf ein Zusammenleben einstellen. Verständlich sei, dass Nutztierhalter Risse befürchten. Hier müsse man durch geeignete Präventionsmaßnahmen gegensteuern. Schon im März 2021 habe es schließlich Wolfsrisse gegeben, so beispielsweise in Remagen und Adenau. Deres betont, dass diese Entwicklung bereits seit über 30 Jahren anhalte. Schon seit 1990 breiten sich Wölfe in Deutschland wieder aus. Von den Erfahrungen anderer Kommunen im Umgang mit dem Wolf könne man sicher lernen. Generell sehe er aber Land und Bund in der Pflicht, das Zusammenleben von Mensch und Tier zu regeln.


Angst und Verniedlichung sind nicht angebracht


Die Freien Wähler Sinzig haben zum Wolf ebenfalls eine Meinung und fordern einen angemessenen Umgang mit den Neuankömmlingen im Kreis Ahrweiler. „Wölfe vermeiden den Kontakt mit dem Menschen und ziehen sich zurück, ohne das der Mensch es merkt,“ sagt Reiner Friedsam, stellvertretender Fraktionssprecher der Freien Wähler im Sinziger Stadtrat. Deshalb sei die Angst vor dem Wolf unangebracht – aber ebenfalls eine Verniedlichung. Dennoch gelte stets der oberste Grundsatz, dass die Sicherheit der Menschen an oberster Stelle stehe. Wann und wie Gefahr durch einem Wolf drohe, solle individuell von Fachleuten geklärt werden. Präventionsmaßnahmen seien unerlässlich. Gleiches gelte für Ausgleichszahlungen für Halter, falls ein Nutztier gerissen wird. Auch die Freien Wähler betonen, dass der streng geschützte Wolf mittlerweile ein Bestandteil der deutschen Fauna sei – und der Realpolitik zwischen Berlin und Brüssel.


Wolf könnte Wildbestandnatürlich regulieren


Der Sinziger Ortsverband der Grünen begrüßt die Rückkehr des Wolfes im Kreis. Sollte es sich nicht um durchziehende Tiere handeln, sondern um jene die im Kreisgebiet sesshaft werden, könne eine Population auf natürliche Weise den Wildtierbestand regulieren. Hardy Rehmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen betont, dass für den Menschen keine Gefahr ausgehe und weist auf den Artenschutz hin. „Wir müssen jedoch erst lernen mit dem Wolf zu leben,“ weiß Rehmann. Deshalb wünsche er sich eine umfassende Informationskampagne seitens des Landes. Konkrete Handlungsanweisungen gäbe es bereits mit dem so genannten „Managementplans für den Umgang mit Wölfen in Rheinland-Pfalz“, das von dem ehemaligen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten herausgegeben wurde. Für die Tierhaltung im Freien bestehe nun erhöhter Sicherungsbedarf in Form von Zaunanlagen oder Hütehunden, so Rehmann. Nutztierhalter sollen hier Unterstützung vom Land erhalten.


Abschuss als „Ultima Ratio“


Auf den Managementplan verweist auch Hartmut Tann, Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützte die Wiederansiedlung des Wolfes und auch Tann begrüßt im Großen und Ganzen die Rückkehr. „Von dem Wolf geht gewöhnlich keine Gefahr für den Menschen aus,“ befindet auch Tann. Dies gilt zumindest für durchziehende Tiere. Wölfe, die sich niedergelassen haben, bedürfen aber genauer Beobachtung und Gegenmaßnahmen. „Ein Abschuss als ultima ratio darf kein Tabuthema sein,“ erklärt er. Bevor es so weit komme, sollen aber zunächst Präventionsmaßnahmen geprüft und umgesetzt werden. Dazu gehört das Aufstellen von Elektro- bzw. Litzenzäunen oder der Einsatz speziell trainierter Herdenschutzhunde. Landwirte die einen Wolfriss zu beklagen haben, können entschädigt werden, so Tann.


Wird der Wolf sesshaft?


Volker Thormann, Fraktionsvorsitzender der FDP im Stadtrat, betrachtet den Wolf als Bestandteil der heimischen Natur. Während der Wolf im Bayrischen Wald oder Westerwald genügend Raum zu leben habe, sehe Thorman diesen verfügbaren Platz im Sinziger Wald nicht. Er befürchtet, dass ein Wolf sich bei einer Ansiedlung überwiegend von Nutztieren ernähren werde, gerade dann, falls der Wolf im Gebiet um Sinzig sesshaft werden sollte. Dies sei durch die grundsätzliche Nähe zur Zivilisation bedingt. Für diese Schäden bekäme der Halter zwar eine Entschädigung, sagt Thormann. Die reiche aber nicht aus, um auch präventive Maßnahmen wie höhere Schutzzäune umzusetzen. Da es aber zu diesem Zeitpunkt weder geklärt sei, ob der Wolf sesshaft werde, sieht die FDP derzeit keinen Handlungsbedarf. Auch Angst vor dem Wolf sei nicht angebracht. „Der Wolf ist scheu und tut keinem Menschen etwas zu Leide“, so Thormann.

ROB

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