
Am 18.10.2022
PolitikVortrag in Karweiler
Dirk Schneider referierte zur Energiekrise
Karweiler.Kürzlich referierte der Geschäftsführer der MAINGAU Energie GmbH Dirk Schneider zum Thema der Energieknappheit. Der Ortsbeirat Karweiler freute sich, einen ausgewiesenen Fachmann für dieses Thema gewonnen zu haben.
Die bisherige Strategie Deutschlands lautete, dass Erdgas noch über viele Jahre als Übergangslösung dienen sollte, bis der Ausbau erneuerbarer Energien ausreichend gelungen sei. Doch durch den Krieg Putins, dessen Ziele über die Ukraine hinausgehen, ist vieles anders geworden. Durch die Drosselung und Kappung der Gaslieferungen aus Russland werden alle früher gezwungen sein, auf alternative Energieträger zurückzugreifen und Gas einzusparen. Russischen Staatsfirmen gehörte bis Mitte 2022 der größte Gasspeicher Europas in Rehden. Üblicherweise leeren sich Gasspeicher im Winter und werden ab dem Sommer aufgefüllt. Doch im Sommer 2021 unterblieb die Auffüllung des größten Gasspeichers in Europa. Jeder könne aus diesem Fakt seine eigenen Schlüsse ziehen, so Dirk Schneider. Bisher war Russland der größte Lieferant Deutschlands für Gas, gefolgt von Norwegen und den Niederlanden. Russland drosselte zunächst und stoppte sodann die Gaslieferungen. Das Gas entwickelte sich als Kriegswaffe in der Ukraine-Krise und der folgenden Sanktionen gegen Russland. Die Bundesrepublik Deutschland entschied sich, standhaft zu bleiben und nach Alternativen zu suchen und Gas einzusparen. Aus Norwegen kommt mehr Gas und aus den USA und Katar soll LNG-Gas kommen. Dirk Schneider zeigte an Schautafeln die rasante Preisentwicklung bei Gas und Strom und erläuterte, warum und wie der Strompreis dem Gaspreis folge. Auch die Entwicklung der Strompreise bereitet derzeit Sorgen. Die Situation habe sich zwischenzeitlich verschlimmert durch die vorübergehende Außerbetriebnahme eines Großteils der französischen Atomkraftwerke und dadurch notwendige Energieexporte aus Deutschland. Der günstigste Stromerzeugungspreis ist derzeit i.d.R. bei Windenergie und Solarenergie und am teuersten ist derzeit die Stromerzeugung in Gaskraftwerken. Da sich der Strompreis am Preis des teuersten Anbieters orientiert, derzeit die mit Gas betriebenen Kraftwerken zur Stromerzeugung, machen zum Beispiel die günstigen Stromhersteller durch Sonnen- und Windkraft sehr hohe Gewinne, die die EU zum Nutzen der Verbraucher als sog. Zufallsgewinne abschöpfen will.
Um die enorme Belastung der Bürgerinnen und Bürger abzuschwächen, hat die Bundesregierung bisher drei Entlastungspakete mit einem Gesamtwert von 95 Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Dirk Schneider erläuterte darüber hinaus die aktuellen Vorschläge einer Expertenkommission zur Gaspreisbremse und die Bereitschaft der Bundesregierung, die Bürgerinnen und Bürger und die Betriebe mit weiteren 200 Milliarden Euro bis ins Frühjahr 2024 zu unterstützen. Dirk Schneider ging auf das Dilemma der Regierung ein, dass „schnell und gerecht zugleich“ kaum gelingen könne und dass das Hauptziel sei, das Gros der Bevölkerung zu erreichen. Andere europäische Länder sähen die deutschen Entlastungspakete kritisch, da hierdurch deutsche Firmen Wettbewerbsvorteile erzielen könnten. Ganz konkret ging Dirk Schneider auf mögliche Auswirkungen einer Gaspreisbremse auf den Geldbeutel eines Haushaltes ein, der ca. 25 000 kwh Gas pro Jahr verbrauche. Die Zuhörerinnen und Zuhörer sahen enorme Kostensteigerungen und welche Ersparnisse durch geringeren Verbrauch von Gas möglich wären. Genauso konkret erläuterte Dirk Schneider, die wichtigen Inhalte einer Energieabrechnung. Kunden, die in der jetzigen Zeit Mitteilungen über Preiserhöhungen von ihrem Energieversorger bekämen, sollten genau prüfen, ob ein Wechsel überhaupt vorteilhaft ist und wie und nach welchen Kriterien ggf. eine Anbieterauswahl erfolgen könne. Erhöhen würden über kurz oder lang sehr viele Anbieter die Preise, denn die Anbieter könnten keinesfalls dauerhaft teuer Gas einkaufen und dieses dann unterhalb des Einkaufspreises weitergeben. Zumindest aber werde aller Voraussicht nach das alte günstige Niveau der Energiepreise nicht mehr erreicht werden können.
Auf ein weiteres Problem wies Dirk Schneider noch hin. In 2022 konnten die Speicher teilweise noch mit russischem Gas gefüllt werden. Falls auch in 2023 kein Gas aus Russland käme, würde es schwieriger die Gasspeicher wieder zu füllen.
Dem Vortrag folgte eine rege Frage- und Antwortrunde. Mit vielen Gedanken im Kopf traten die Zuhörer den Nachhauseweg an nach diesem umfassenden und gelungenen Vortrag.
Pressemitteilung
Ortsbezirk Karweiler