Politik | 02.06.2017

Ein Überblick aus Sicht des Kreises Ahrweiler

Ein Jahr nach den Unwetterschäden

Hochwasser-Schutzkonzepte, Mittelahr-Renaturierung, Präventionsplan

Beispiel Nierendorf: Vor einem Jahr wurden Häuser und Höfe überflutet, kreisweit 800 Gebäude beschädigt.  Kreisverwaltung Ahrweiler/Gausmann

Kreis Ahrweiler. Vor einem Jahr, Anfang Juni 2016, sorgten heftige Unwetter mit extremen Regenfällen für teilweise verheerende Schäden in Teilen des Kreises Ahrweiler. Besonders betroffen waren Orte in den Verbandsgemeinden Adenau und Altenahr, der Gemeinde Grafschaft sowie in Teilen der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler und Remagen. 800 Gebäude wurden beschädigt. „Wie lassen sich solche Schäden künftig vermeiden?“ Diese Frage wird von Bürgern und in den Kommunen intensiv diskutiert. Antworten hat auch der Kreis Ahrweiler beigesteuert. Dazu gibt die Kreisverwaltung eine Übersicht.

In der Akutphase vor einem Jahr trat die Technische Einsatzleitung des Kreises (TEL) zusammen. Zunächst koordinierend und unterstützend (2. Juni, Ahr-Hochwasser), später leitend (4. Juni, Überschwemmungen vor allem in der Grafschaft und der Kreisstadt). 1.800 Einsatzkräfte in den Kommunen leisteten 35.000 Stunden Hilfe. Der Abfallwirtschaftsbetrieb organsierte 80 Sperrmüll-Sonderfahrten.

„Nachbar in Not“ unterstützte Betroffene

Die Spendenaktion aus dem Hilfsfonds „Nachbar in Not“ für die besonders Geschädigten brachte 160.000 Euro aus 350 Einzelspenden. Die Gelder wurden über die Kommunen, die entsprechende Bedarfe ermittelt hatten, an die Betroffenen ausgezahlt.

Was geschieht perspektivisch? Ein strategischer Baustein ist der Fünf-Jahres-Präventionsplan des Kreises Ahrweiler für überörtliche Ereignisse im Katastrophenschutz. Er sieht 250.000 Euro für 2017 bis 2021 vor. Die Schwerpunkte: Hochwasser und Starkregenvorsorge – für Ausrüstung in den Kommunen, beispielsweise Pumpen, Rollcontainer, Stapler, Wathosen und vor allem Sandsäcke, deren Bestand bereits auf 20.000 Stück aufgestockt wurde; großflächiger Stromausfall - konkret: Stromerzeuger, Beleuchtung; Evakuierung und Unterbringung der Bevölkerung – unter anderem mit Zelten und Ausstattung, Einmalschutzkleidung; größere überörtliche Schadenslagen (Land, Wasser, Schiene) – etwa Schlauchmaterial, Material für Bereitstellungsräume, Boote und Langzeit-Pressluftatemgeräte.

Kreisfeuerwehrinspekteur Udo Schumacher macht am Beispiel der Sandsäcke jedoch klar: „In erster Linie müssen die Bürger und die Kommunen selbst Vorsorge treffen. Die Sandsackreserven auf Kreisebene können nur im Notfall zum Einsatz kommen.“

Die Kommunen sollen örtliche Hochwasser-Schutzkonzepte aufstellen. So lautet die Empfehlung von Ralf Schernikau, im Umweltministerium Rheinland-Pfalz zuständig für Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge, bei der Bürgermeisterdienstbesprechung Ende September 2016, zu der Landrat Dr. Jürgen Pföhler 170 haupt- und ehrenamtliche Amtsinhaber und weitere Funktionsträger eingeladen hatte. Thema: „Starkregen und Hochwasser“. Kernbotschaft: Das Land Rheinland-Pfalz fördert die Konzepte mit bis zu 90 Prozent der Kosten. Sachkundige Begleitung können sich die Kommunen durch Ingenieurbüros einholen. Bei der Aufstellung der Konzepte erfolgt eine umfangreiche Bürgerbeteiligung. Schernikau: „Hochwasser kann man nicht verhindern, durch Wasserrückhalt in der Fläche und Gewässerrenaturierung jedoch abmindern.“

Renaturierungen verbessern den Hochwasserschutz

Dort setzt der Kreis Ahrweiler ebenfalls an und plant Renaturierungsmaßnahmen an der Mittelahr, die auch den Hochwasserschutz verbessern. In Auenbereichen am Flussufer sollen wieder Retentionsflächen entstehen, in denen sich die Ahr schadlos ausbreiten kann. Vorgesehen sind Flächen von insgesamt 32.000 Quadratmetern in Liers (Ortsgemeinde Hönningen), Kreuzberg, Altenburg (beide Ortsgemeinde Altenahr) und Dernau. Das Vorhaben ist mit den Eigentümern der Flächen – meist Ortsgemeinden, in einigen Fällen Privatpersonen – besprochen. Den Eigentümern entstehen keine Kosten. Die Gesamtkosten werden auf 600.000 Euro geschätzt. Das Land Rheinland-Pfalz hat eine Förderung von 90 Prozent in Aussicht gestellt. Die Bauarbeiten sollen im Sommer oder Herbst 2018 beginnen.

Anlässe für diese Mittelahr-Maßnahmen waren das Ahrhochwasser im Juni 2016 und die Gewässerschau im November 2016, bei der unter anderem festgestellt wurde, dass mehrere Auenbereiche durch natürliche Prozesse zugeschwemmt wurden, beispielsweise durch Kiesablagerungen.

Weitere Akzente des Kreises Ahrweiler sind das Naturschutz-Großprojekt Obere Ahr-Hocheifel und Einzelprojekte wie die naturnahe Umgestaltung des Mündungsbereichs des Trierbachs in Müsch, beides auch im Sinne des Hochwasserschutzes.

Das Land Rheinland-Pfalz hat die Unwetterereignisse als Elementarschäden anerkannt. Zwei Gewerbe- und ein Landwirtschaftsbetrieb hatten daraufhin Anträge auf Finanzhilfen gestellt. Die Kreisverwaltung hatte eine Schadenskommission gebildet, die dem Land einen Entscheidungsvorschlag unterbreitete. Das Land hat allen drei Anträgen stattgegeben und die Finanzhilfen ausgezahlt. Pressemitteilung der

Kreisverwaltung Ahrweiler

Beispiel Nierendorf: Vor einem Jahr wurden Häuser und Höfe überflutet, kreisweit 800 Gebäude beschädigt. Foto: Kreisverwaltung Ahrweiler/Gausmann

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