Remagen feierte den Tag der Demokratie

Ein deutliches Zeichen für Freiheit und kulturelle Vielfalt

Ein deutliches Zeichen für Freiheit und kulturelle Vielfalt

Die Vertreter der Stadt Remagen und des veranstaltenden Fördervereins Altes Jugendheim freuten sich, Vertreter der Lokal- und Landespolitik beim Tag der Demokratie begrüßen zu dürfen (v. r.): Marcel Hürter, Roger Lewentz, Dr. Jürgen Pföhler, Herbert Georgi, Wolfgang Kroeger, Marcel Möcking, Rolf Plewa und Christine Wißmann. AB

Ein deutliches Zeichen für Freiheit und kulturelle Vielfalt

Marcel Möcking übernahm die Moderation des Programms.

Ein deutliches Zeichen für Freiheit und kulturelle Vielfalt

Für gute Laune sorgten die „Räuber“ mit kölsche Tön.

Remagen. Zum sechsten Mal wurde er am Samstag gefeiert: der Tag der Demokratie in Remagen. Damit setzte die Bevölkerung erneut ein deutliches Zeichen gegen rechtes Gedankengut und den Aufmarsch von Neonazis. Veranstalter des Tages der Demokratie war erneut der Förderverein Altes Jugendheim um Vorsitzenden Rolf Plewa in Partnerschaft mit der Stadt Remagen. Die gelungene Moderation des ausgesprochen erfreulichen Nachmittages auf dem Remagener Marktplatz übernahm Tourismusleiter Marcel Möcking. Engagiert beim Tag der Demokratie waren der Seniorenbeirat Remagen um Ulf Busch mit Kaffee und Kuchen, der Beirat für Migration und Integration um Vorsitzenden Vitor Leite Martins mit internationalen Speisen und die SPD AG 60+ um Vorsitzenden Günter Martin mit Informationen zu Demokratie und Toleranz. Ergänzt wurde das Angebot von Michael Krohner und Tanja Wolf von der „Alten Rebe“, die neben Kölsch zum Thema „Arsch huh, Zäng ussenander“ bei kühlen Temperaturen auch für eine heiße Kartoffelsuppe sorgten. Auch Bauernschänkenwirt Marc Langen hatte seine Pforten schon früher geöffnet und bot Außensitzplätze, einen Wärmestrahler für Frierende und vor dem Imbiss Platz für die Schatzkammer Oberwinter. In den kurzen musikalischen Veranstaltungspausen konnten die Gäste am Zelt der Schatzkammer Musik auf der Krak, einem eritreischen Saiteninstrument, lauschen. Den Abschluss markierte eine Luftballonaktion, bei der die Gäste rund 180 Luftballons gen Himmel fliegen ließen. Unterstützt wurde diese Aktion, ebenso wie der Aufbau auf dem Marktplatz, von Flüchtlingen aus Eritrea. „Das ist gelebte Integration“, kommentierte Marcel Möcking.

Schon zu Beginn während der Ansprachen tummelten sich rund 200 Gäste auf dem Marktplatz, der sich von Minute zu Minute füllte, bis etwa rund 500 Gäste mitfeierten. Plewa und Möcking verliehen ihrer Freude Ausdruck, dass sich so viele Remagener Bürger zum Tag der Demokratie, zu einer friedlichen und bunten Veranstaltung, auf dem Marktplatz eingefunden hatten. Den musikalischen Part eröffnete die Bigband des Inselgymnasiums Nonnenwerth.

Einstehen für Demokratie und Toleranz

Den Reigen der Ansprachen eröffnete der Innenminister des Landes Rheinland-Pfalz, Roger Lewentz. „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Dafür müssen wir einstehen“, begann er. Die 600 Polizisten, die den Trauermarsch und die Gegendemonstration begleiteten, seien im Einsatz, um auch die Rechten zu schützen. „Ich bin dankbar, dass sie alle an diesem Samstag Flagge zeigen, dass sie sich ihr Land nicht kaputtmachen lassen“, so Lewentz. Noch jeden Tag gebe es einen Anschlag auf Asylbewerber, und in Rheinland-Pfalz gebe es rund 150 gewaltorientierte Rechte. „Deswegen stehen wir hier, um für Demokratie und Toleranz auf die Straße zu gehen“, betonte der Landesinnenminister. „Wir werden als Landesregierung immer wieder hier in Remagen sein, um zu sagen: Wir wollen die Braunen hier nicht“, so Lewentz. „Es ist schade, dass wir nicht alle an einer Stelle stehen“, ließ Lewentz in Bezug auf die weitere Veranstaltung an der Fachhochschule wissen. E werde jedoch die Studenten besuchen. In Rheinland-Pfalz gebe es eine stabile Demokratie, aber trotzdem auch aktive Kräfte, die rechts und links an dieser Freiheit und der Demokratie zerrten. „Lassen wir friedlich, freundlich und demokratisch miteinander umgehen“, betonte Lewentz abschließend.

„ Trauerspiel der Ewiggestrigen und Verwirrten“

„Es ist ein Trauerspiel, dass Neonazis, Ewiggestrige und Verwirrte hier in Remagen wieder ihr Spektakel abziehen. Es ist eine Schande, was sich Rechte hier leisten“, meinte Landrat Dr. Jürgen Pföhler in seiner Ansprache. Sein Dank galt dem Förderverein Altes Jugendheim und der Stadt für die Ausrichtung dieses Tages. Es sei schön, dass sich viele Menschen engagierten und gegen die Feinde der Demokratie hielten. Was manchmal durch Facebook geistere, sei „einfach nur noch entsetzlich“. Der Dank des Landrats galt allen Demokraten im Kreis und vor allem auch der Polizei für ihren Einsatz.

Vor inzwischen über 500 Gästen sprach Bürgermeister Herbert Georgi, der betonte, dass es mittlerweile Brauch sei, dass die „Familie der Demokraten“ aus der Region sich im November auf dem remagener Marktplatz treffe. „Dass aus diesem Brauch keine Routine geworden ist, das erkennen Sie in diesem Jahr daran, dass etliche von denen, die in den Vorjahren mit uns zusammen gefeiert haben, nun im Rhein-Ahr-Campus gemeinsam mit den Studenten etwas Neues ausprobieren wollen. Ob diese Neuausrichtung etwas bringt, ob sich damit insgesamt neue Bürgerschichten für unser gemeinsames Anliegen gewinnen lassen, das werden wir sehen“, so der Stadtchef. Er sei den „Machern“ des Marktplatzfestes, Rolf Plewa und Marcel Möcking, sehr dankbar, dass sie wieder dafür gesorgt hätten, dass am Tag der Demokratie der Marktplatz „uns gehört. Uns, den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt, und unseren friedlichen Gästen“, so Georgi. „Wer nicht will, dass unser altes Stadtzentrum, dass unser Historisches Dreieck mit seiner 2000 Jahre alten Geschichte, dass unser kultureller Mittelpunkt mit 15 Kunstgalerien auf engstem Raum von braunem Pöbel überschwemmt wird, wer nicht will, dass eines Tages im November hier die braunen Fahnen wehen, der sollte sich sehr gut überlegen, ob wir dieses Bleiberecht so ohne Weiteres neuen Ideen opfern. Es ist nicht das Versammlungsrecht, das in den letzten Jahren am Tag der Demokratie den Stadtkern weitgehend nazifrei gehalten hat. Das waren wir alle mit unserem Fest. Und deshalb bin ich ihnen sehr dankbar, dass sie heute hier sind und mit uns feiern. Wenn man ein Fest feiert, noch dazu mit solchen Stars, wie wir sie heute mit den Räubern und Paveiern zu Gast haben, dann darf man sich auch freuen. Feiern sie, seien sie ausgelassen und freuen sie sich auch, dass wir in Deutschland nun schon auf 72 Jahre Frieden, auf 68 Jahre Rechtsstaat und Demokratie auf Basis des Grundgesetzes zurückschauen dürfen. Dafür sollten wir alle dankbar sein“, so Georgi, der für seine Ansprache tosenden Applaus erhielt.

Den erhielten natürlich auch die „Räuber“ und die „Paveier“, die von Heimat sangen und mit kölschen Songs das Publikum aufmischten. Über gut eineinhalb Stunden wurde auf dem Marktplatz gesungen, geschunkelt und gefeiert – ein freudiges und friedliches Miteinander ohne braunen Beigeschmack.