Das 820.000 Euro teure Pilotprojekt der Landesregierung kostet Koblenz bis 2026 lediglich rund 270.000 Euro
Familien werden in Grundschulen eingebunden
Stadtrat votierte für Programm gegen Bildungsnotstände in Lützel, Wallersheim und Neuendorf
Koblenz. Gegen Bildungsnotstände hat sich die Mainzer Landesregierung ein Pilotprojekt in drei Städten einfallen lassen: In Koblenz, Ludwigshafen und Wittlich sollen an Grundschulen Familienzentren eingerichtet werden. In Koblenz sind das die Willi-Graf-Grundschule in Neuendorf, die Regenbogenschule in Lützel und die Grundschule Wallersheim. Für diese sogenannten „Familiengrundschulzentren“ votierte jetzt der Koblenzer Stadtrat bei sechs Gegenstimmen.
Zuvor gab es eine lange Diskussion mit Anträgen zur Vertagung und verweisen in Jugendhilfe- und Schulträgerausschuss. Erstmals konnte dies und auch die gesamte Stadtratssitzung per Streaming über YouTube per Internet verfolgt werden. Jedoch waren einige Ratsmitglieder mit dem Livestream nicht einverstanden, so dass bei deren Wortbeiträgen die Übertragung pausierte. Das Pilotprojekt zielt darauf ab, die Eltern als Bildungspartner der Schulen zu stärken. Dabei sollen Angebote der Stadt in der Kinder- und Jugendhilfe mit denen der Schulen verknüpft werden und schon im Schuljahr 23/24 beginnen.
Da es in Sachen Schule, Betreuung und lernen bereits viele Angebote, auch von freien Trägern, gibt, sollen die unter dem Dach der Grundschule gebündelt und strukturiert werden. Aber ohne die Familien einzubinden, hat das wenig Sinn. Denn, so steht in der Beschlussvorlage für den Stadtrat: „...nehmen Eltern Einfluss auf ihre Kinder, indem sie einerseits ihre Kooperationsbereitschaft, Lernmotivation und Fähigkeit zur Selbststeuerung fördern, andererseits ihr Wissens- und Handlungsrepertoire durch Instruktion, Anregung und Vorbild erweitern und schließlich Lernumwelten auswählen und gestalten.“
Angedacht sind da u.a. Sprachkurse für Eltern, Kinderbetreuung, qualifizierte Hausaufgabenhilfe, Beratungsangebote für Kinder und Eltern, offene Sprechstunden, Elterncafé, Schuldenberatung, Elternkurse für Hausaufgaben, Kochen, den Umgang mit Medien, sinnvolle Alltagsgestaltung, Aufbau von Freundschaften sowie positive Erlebnisse miteinander. Das könnte der „Open Sunday“ in der Turnhalle sein mit Spielen, Kursen für Selbstverteidigung, nähen, schminken, ein Chor sowie eine Basketball- oder Fußball-AG.
Wer das alles machen soll und wie viele Fachkräfte dafür notwendig sind und in welchen Ämtern sie angesiedelt werden, ist aber noch nicht ganz klar.
Und weil das alles nicht im Schulträger- und Jugendhilfeausschuss auf den Tisch kam, wollten die Fraktionen von FDP und WGS noch Beratungen in den Ausschüssen und eine Entscheidung in der nächsten Ratssitzung Ende Juli. Dies wurde jedoch von der Ratsmehrheit abgelehnt, da die Zustimmung bei der Landesregierung eilt. Oberbürgermeister David Langner erklärte dazu: „Wenn wir im Juli beschließen wird bis dahin verwaltungsmäßig nichts passieren.“
Eigentlich sind alle Ratsmitglieder für dieses Pilotprojekt, für das die Stadt Koblenz bis 2026 rund 270.000 Euro (Gesamtkosten über 820.000 Euro) zahlen muss.
HEP
