Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner referierte beim CDU-Ortsverband Leutesdorf

Mit 70 Traktoren zum Neujahrsempfang

Mit 70 Traktoren zum Neujahrsempfang

Fast 70 Traktoren parkten beim CDU Neujahrsempfang auf der Leutesdorfer Rheinwiese. Fotos: HEP

Mit 70 Traktoren zum Neujahrsempfang

Im überfüllten Saal der Jugendherberge referierte Julia Klöckner beim CDU Neujahrsempfang.

Mit 70 Traktoren zum Neujahrsempfang

Beim Neujahrsempfang dankte Volker Berg der Ministerin mit einem Geschenk.

Mit 70 Traktoren zum Neujahrsempfang

Auf der Rheinstraße stand die Agrarministerin den Bauern Rede und Antwort.

Mit 70 Traktoren zum Neujahrsempfang

Die Agrarministerin im Gespräch mit den Landwirten.

Leutesdorf. Es war wohl die Ouvertüre von dem, was in allen Bundesländern am 17. Januar geschieht: Großdemos der Landwirte. Schon auf der Leutesdorfer Rheinwiese standen fast 70 Traktoren mit Plakaten mit verschiedenen Forderungen. Grund dafür war, dass Bundesagrarministerin Julia Klöckner der Einladung des Leutesdorfer CDU-Ortsverbands gefolgt war und zum 20. Neujahrsempfang in die Jugendherberge kam.

Protest der Landwirte

Das gelang erstmal nicht, denn die Landwirte löcherten Julia Klöckner, sie wurde begleitet von Ehemann Ralph Grieser, mit Fragen und Forderungen. Eine halbe Stunde lang stand die Politikerin auf der Rheinstraße in der Kälte, der Leutesdorfer Landwirt Volker Siemeister legte ihr schließlich sein Jackett um, den Bauern Rede und Antwort. Die Landwirte machen sich Sorgen um die Zukunft wegen neuen Verordnungen für Düngen, Insektenschutz und CO2-Imissionen und befürchten sogar ein Höfesterben.

„Bei der Düngerverordnung legten bisher alle Politiker jahrelanges Fehlverhalten an den Tag. 2017 gab es eine Verschärfung der Düngerverordnung“, führte die Landwirtschaftsministerin aus. Denn Deutschland wurde von der EU verklagt, weil zu viel Nitrat im Grundwasser ist. Julia Klöckner kritisierte, dass die Messstellen dafür nicht transparent seien und forderte die Umweltministerin auf, bundeseinheitlich punktgenaue Messstellen zu installieren.

Klöckner spricht Verschärfung der Düngeverordnung an

„Das Land Rheinland-Pfalz rufe ich auf, wie Nordrhein-Westfalen und Bayern die Messstellen zu überprüfen“, forderte die Politikerin, denn die EU-Umweltkommission schaue sich nur den Nitratgehalt im Grundwasser an.

„Bei der Nitratrichtlinie sind wir Deutschen die allerletzten, die die noch nicht umgesetzt haben. Die haben in Brüssel mit uns die Geduld verloren“, gab sie zu Bedenken und weiter: „In zehn Jahren düngen wir anders, die Veränderung ist aber heute.“

Pflanzenschutzmittel würden immer gebraucht, da die Produkte super aussehen sollen. Es gelte die Ernte zu sichern und Rückstände zu minimieren.

Landwirtschaft kein Klimakiller

„Wir müssen mit der Gen-Schere passgenaue Pflanzen züchten, die Erregerresistent und klimastabil sind. Dafür habe ich keine Mehrheit, weil SPD und Grüne sagen brauchen wir nicht“, bedauerte Julia Klöckner. Landläufig heißt es ja, dass die Landwirtschaft durch den CO2-Ausstoß einen hohen Anteil am Klimawandel hat. Dem widersprach die Ministerin: „Forst- und Landwirtschaft ist die einzige Branche, in der CO2 gespeichert wird und dafür bekommt die Landwirtschaft Geld aus Klimafond. Die Landwirtschaft trägt nur mit 7 Prozent zu den CO2-Imissionen bei. Das kommt aber beim Bürger nicht an.“

Bauern bemängeln Niedrigpreise

Dennoch sind die Bauern unzufrieden, besonders mit den Preisen: „Alles liegt am Boden bei den Preisen“, behauptete ein Landwirt. Julia Klöckner konterte: „Seit 2003 waren die Schweinefleischpreise noch nie so hoch. Aber 33 Cent für den Liter Milch finde ich auch zu wenig, da fehlen 10 Cent für die Kostendeckung.“

Höhere Preise für Lebensmittel gefordert

Schließlich ging es zum eigentlichen CDU-Neujahrsempfang in die Jugendherberge. Der Vortragsraum war mit etwa 100 Gästen völlig überfüllt, so dass den meisten Landwirten der Zutritt verwehrt werden musste.

Die Ministerin referierte im Prinzip über dieselben Themen, die zuvor schon auf der Straße angesprochen wurden. Aber es ging auch noch um das Tierwohl: „Dafür sind größere Ställe und mehr Auslauf notwendig“, unterstrich die Ministerin, „aber da gibt es Klagen in den Dörfern und auch Behörden sehen das oft nicht ein.“

Die Politikerin wandte sich gegen Preisdumping bei Lebensmitteln: „Wir geben für unsere Ernährung unter 10 Prozent unseres Einkommens aus und sind damit in der EU am unteren Ende“, und nannte als Beispiel: „Wie soll ein Erzeuger davon leben, wenn 100 Gramm Hähnchenfleischschenkel 14 Cent kosten? Wären das Ladenhüter würden sie schnell verschwinden“, glaubt sie.

Wichtig sei, in Schule und Kita schon entsprechendes Wissen über solche Wirtschaftszusammenhänge zu vermitteln. Und dann hatte Julia Klöckner noch eine halbe Stunde Zeit, um Fragen zu beantworten.

CDU-Ortsverbandsvorsitzender Volker Berg dankte der Ministerin mit einem Geschenk. Wie hat der kleine CDU-Ortsverband es geschafft, eine solch prominente Rednerin zu bekommen? „Wir haben Kontakt zu ihrer persönlichen Assistentin und die CDU-Landtagsabgeordnete Ellen Demuth hat uns auch geholfen bei der Einladung, die schon im Juni erfolgte“, antwortete Beate Kerres, zweite CDU-Ortsverbandsvorsitzende und weiter: „Von der Demo der Landwirte wussten wir im Vorfeld schon, wir hatten aber Angst, dass noch mehr kommen. Allerdings waren die Gäste überrascht.“

Positives Feedack zu Großdemo der Bauern

Die Demo fand Beate Kerres gut, „...denn die Bauern müssen ihre Meinung sagen können.“

Apropos Demo: Wer hat denn die organisiert? „Niemand! Wir haben uns untereinander kurzgeschlossen, als wir die Einladung zum Neujahrsgespräch sahen“, antwortete ein Landwirt.

So sei das auch keine Demo, die hätte angemeldet werden müssen: „Wir sind der Einladung gefolgt und deshalb ist jeder privat hier mit seinem Fahrzeug. Man hätte auch mit dem Zug kommen können“, hieß es und es gab ja auch keinen Konvoi durch Leutesdorf.