Deutscher Gewerkschaftsbund Region Koblenz:

Urlaub Zuhause ist nicht freie Wahl

Kreis MYK. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist statistisch betrachtet nach wie vor gut, doch die Statistik hat einen gravierenden Schönheitsfehler, denn Deutschland hat einen der größten Niedriglohnsektoren in Europa. Laut einer DIW-Studie sind inzwischen - unter Berücksichtigung der Teilzeit- und Nebenjobs - bundesweit mehr als neun Millionen Menschen davon betroffen. Der Bruttolohn von 10,80 Euro ist die nach internationalen Standards in Deutschland geltende Grenze für Niedriglohn. Besonders dramatisch ist, dass es inzwischen deutschlandweit mehr als vier Millionen Menschen gibt, die in einem Vollzeitjob arbeiten, deren Lohn aber nicht ausreicht, um ein auskömmliches Leben zu führen. Allein in Rheinland-Pfalz waren 2017 im Jahresdurchschnitt 146.885 Menschen in Vollzeit beschäftigt zu Stundenlöhnen von weniger als 10,80 Euro. Das entspricht 18,6 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten.

Ähnlich sieht es im Landkreis Mayen-Koblenz aus: 20,1 Prozent aller Vollzeitbeschäftigten sind im Niedriglohnbereich angestellt, das sind 8.804 Menschen. „Es ist eigentlich ein Skandal, dass jeder Fünfte davon betroffen ist“, konstatiert Karin Fahrenholz-Krämer, Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes. „Und Frauen trifft es härter, 30,5 Prozent aller vollzeitbeschäftigten Frauen bekommen Niedriglohn, bei den Männern sind es 16,1 Prozent.“

Besonders hoch ist der Anteil bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ohne Berufsabschluss (38,6 Prozent) und bei Menschen, die nicht die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen (42,9 Prozent).

„Niedriglöhne schüren soziale Ängste und Unsicherheiten und verhindern eine fundierte Daseinsvorsorge für das Rentenalter“, betont Fahrenholz-Krämer und sieht in der Stärkung der Tarifbildung eine wichtige Möglichkeit der Veränderung. Stärkung heißt vor allem Erleichterung von Erklärungen zur Allgemeinverbindlichkeit, Verbesserung der Nachwirkung von Tarifverträgen, sowie Einführung von umfassenden Tariftreueregelungen im Rahmen der öffentlichen Auftragsvergabe.

Zugleich muss die Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen erleichtert werden. Denn gerade in den Branchen, die Niedriglöhne zahlen, ist die Tarifbindung extrem gering, wie zum Beispiel in der Gastronomie. Außerdem muss der gesetzliche Mindestlohn perspektivisch auf ein existenzsicherndes Niveau angehoben werden.

Notwendig ist auch ein deutlich verbessertes Anreiz- und Unterstützungssystem, welches Geringqualifizierten hilft, einen beruflichen Abschluss zu erwerben. Denn zu oft gehen niedrige Löhne einher mit niedriger Qualifikation.

Daher fordert die Vorsitzende des DGB-Kreisverbandes alle handelnden Akteure in den Jobcentern, Arbeitsagenturen, aber vor allem auch die Arbeitgeber dazu auf, Geringqualifizierten Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten, um ihnen damit den beruflichen Aufstieg und eine anständige Entlohnung zu ermöglichen.

PressemitteilungDeutscher GewerkschaftbundDGB Region Koblenz