Politik | 17.10.2018

Grundsatzvereinbarung soll Qualität von Fertiggerichten erhöhen

Weniger Zucker, Fett und Salz

Symbolbild. Foto: pixabay/ElasticComputeFarm

Berlin. 43 Prozent der Frauen, 62 Prozent der Männer und 15 Prozent der Kinder sind in Deutschland übergewichtig. Zu viel Zucker, gesättigte Fettsäuren und Salz erhöhen das Risiko für Übergewicht und Adipositas (Fettleibigkeit) und ernährungsmitbedingte chronische Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-II-Diabetes.
Angesichts ihres häufigen Vorkommens stellen diese Erkrankungen die Gesundheitssysteme weltweit vor enorme Herausforderungen. Weniger Zucker, Fette und Salz in Fertiglebensmitteln ist daher das Ziel der Reduktions- und Innovationsstrategie von Ernährungsministerin Julia Klöckner. Sie ist konsequent in mehreren Runden Tischen mit Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheits- und Verbraucherseite das Thema und die Zielsetzung des Koalitionsvertrages angegangen. Ein wichtiges Zwischenziel ist nun die Grundsatzvereinbarung, die die Ministerin mit der Ernährungswirtschaft schriftlich geschlossen und unterzeichnet hat. Eine Vereinbarung, die es bisher so noch nicht gegeben hat.

Weniger Übergewichtige in Deutschland

Dazu erklärt die Bundesernährungsministerin: „Mein Ziel ist es, die Häufigkeit von krankmachendem Übergewicht und ernährungsmitbedingten Krankheiten in Deutschland zu senken. Es ist gut, dass die teilnehmenden Wirtschaftsverbände sich nun in einer Grundsatzvereinbarung bereit erklärt haben, Maßnahmen und Ziele zur Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten festzulegen, die bis zum Jahresende konkretisiert werden. In den kommenden Wochen und Monaten müssen jetzt konkrete branchen- beziehungsweise produktbezogene Prozess- und Zielvereinbarungen folgen. Bis Ende des Jahres wird ein gemeinsam abgestimmtes Konzept vorliegen. Die Wirtschaft erkennt erstmals an, Teil der Lösung des Problems Übergewicht zu sein.“

Selbstverpflichtung der Ernährungsindustrie ab 2019

Die Ernährungsindustrie verpflichtet sich, ab 2019 den Gehalt an Zucker, Fetten und Salz in ihren Fertiggerichten zu reduzieren. Anerkennung sollen dabei auch Initiativen und Aktivitäten finden, die von Seiten der Lebensmittelwirtschaft bereits in den vergangenen Jahren geleistet worden sind. Ein erfolgreiches Modell für eine solche Selbstverpflichtung stellt die erhebliche Reduktion von Transfettsäuren in Lebensmitteln dar, die über eine freiwillige Vereinbarung der Lebensmittelwirtschaft mit dem Bundesministerium erreicht werden konnte.

Julia Klöckner weiter: „Wichtig ist mir auch die Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelhandwerk. Die Umsetzung muss praktikabel sein, die Belange kleiner handwerklicher Betriebe müssen wir im Blick behalten. Und deshalb ist auch die wissenschaftliche Begleitung so wichtig, um zum Beispiel Salzspitzen im Brot zu reduzieren. Der Geschmack und die Konsistenz müssen nach wie vor dem Verbraucher zusagen.“

Die Umsetzung ab 2019 wird durch ein Monitoring und ein übergeordnetes Beratungsgremium begleitet, in dem auch die Wissenschaft, Verbraucherorganisationen, Krankenkassen und Fachgesellschaften aus dem Gesundheitsbereich beteiligt sind. Schon im Herbst 2019 soll dem Gremium ein erster Fortschrittsbericht vorgelegt werden. Bis 2025 sollen die in den Prozess- und Zielvereinbarungen festgelegten Zielmarken erreicht werden.

An Kinder gerichtete Produkte besonders im Blick

Da Übergewicht im Kinder- und Jugendalter mit ernährungsmitbedingten Krankheiten im Erwachsenenalter assoziiert ist, sollen Maßnahmen bei speziell an Kinder und Jugendliche gerichteten Lebensmitteln eine besondere Priorität haben. Die Vereinbarung bietet Möglichkeiten für unterschiedliche Vorgehensweisen. Neben der Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten kommt beispielsweise auch die Verkleinerung von XXL-Portionsgrößen (Verpackungseinheiten) in Betracht. Bei der Bekämpfung von Übergewicht und Adipositas müssen Ernährungspolitik und Gesundheitspolitik Hand in Hand gehen.

Kein Zucker in Säuglings- und Kindertees

Dazu Bundesministerin Julia Klöckner: „Mit meinem Kollegen Gesundheitsminister Jens Spahn bin ich dabei im engen Austausch. Neben der Ernährungsindustrie könnten auch die Krankenkassen verstärkt ihren Beitrag dazu leisten, gesunde Ernährung und Ernährungswissen in unserer Gesellschaft voranzutreiben. Sie tun dies bereits heute bei der Umsetzung des Präventionsgesetzes. Ich kann mir gut vorstellen, mit der Gesundheitsseite ebenso wie mit der Ernährungsindustrie Einvernehmen über konkrete Maßnahmen zu erzielen.“

Bei der Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern will die Bundesernährungsministerin auch regulatorisch tätig werden. Bis Ende 2019 soll daher die Diätverordnung geändert werden. Dabei geht es um ein Verbot von zugesetztem Zucker und süßenden Zutaten (z. B. Stevia, Maltulose, Isomaltulose oder auch Dextrose) in Säuglings- und Kindertees sowie ein Verbot von zugesetztem Zucker und süßenden Zutaten in Kindermilchen. Was von Natur aus an Zucker und Süße vorhanden ist, darf auch in den Produkten bleiben. Laut Diätverordnung bezieht sich der Begriff „Säugling“ auf Kinder bis zum ersten Lebensjahr. „Kinder“ meint Kinder zwischen einem und drei Jahren. Derzeit steht auch eine EU-Regelung zu Getreidebeikost (z. B. Kinderkekse und Kinderzwieback) an. Hier fordert die Bundesministerin einen gleichgerichteten Ansatz ein wie auf nationaler Ebene.

Die Bundesernährungsministerin stockt entsprechend die Forschungsmittel auf: „Ab dem Haushalt 2018 habe ich eine deutliche Intensivierung der Forschungs- und Innovationsförderung in Auftrag gegeben. Wir werden die Fördermittel des Ministeriums deutlich steigern, um die Herstellung von Lebensmitteln mit reduzierten Gehalten an Zucker, Fett und Salz durch Begleitforschung zu beschleunigen. Dabei werden wir ganz besonders auf die Anwendbarkeit in handwerklichen Betrieben achten – und natürlich auf den guten Geschmack!“

Pressemitteilung Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Symbolbild. Foto: pixabay/ElasticComputeFarm

Leser-Kommentar
19.10.201813:31 Uhr
Uwe Klasen

Und so marschieren wir weiter in die gleichförmige Welt der Wohlstandsdiktatur! Obwohl NICHT nachgewiesen ist, dass Zucker krankmacht, dass eine niedrigere Salzzufuhr ohne weiteres der Gesundheit nützt oder Fettgehalte etwas bestimmtes Aussagen! Nicht was den Menschen schmeckt, sondern was Interessenverbände vorgeben soll als Leitlinie dienen. Und so fordern die Regulierer immer weitere Reuktionsziele, um nach deren erreichen, umgehend neue zu Fordern (siehe Autoindustrie, etc.)! Schöne neue Einheitswelt!

Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare

Remagen fordert konkrete Lösungen vom Land

  • K. Schmidt: Den "sozialen" Medien nach gibt es in Remagen zur Bürgermeisterwahl wohl einen AfD-Kandidaten, bisher bekannt ist nur Herr Ingendahl als weiterer Kandidat. Ich glaube, das ist das erste Mal in der Region hier.
  • Heidi Wittenschläger-Prange : Private Investoreren oder Gesellschaften bedeutet auch immer Gewinnmaximierung. Da fallen halt nicht so lukrative Abteilungen raus. Für eine HNO OP bei Kindern muss man dann sehr lange warten. Aber ein Kind was nicht hört, kann auch nicht sprechen.
  • Mitarbeiter Krankenhaus Remagen : Die Diskussionen über „Zentralisierung“ und „Strukturreformen“ mag auf dem Papier sinnvoll wirken, in der Realität bedeuten sie das, was wir in Remagen erleben: Den abrupten Verlust eines Krankenhauses!...
  • K. Schmidt: 1. Kann ich nachvollziehen, da gebe ich Ihnen/den Linken recht. 3. wäre auch wünschenswert, alleine der Bereich Geburt ist in den letzten Jahren doch massiv kaputtreformiert worden. Punkt 2 kann ich aber...

Krankenhausschließung nicht mehr abzuwenden

  • Uwe Holthaus: Diese Schliessung ist ein ganz herber Verlust , nicht nur für Remagen, sondern für die ganze Region. Nicht nur das tolle Krankenhaus , sondern auch die eingegliederten Praxen werden geschlossen, 118...
Dauerauftrag
Image
Kennziffer 139/2025
Weihnachten in der Region
Nikolausmarkt in Ehrenbreitstein
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0503#
Empfohlene Artikel

Mayen. Bei einer gemeinsamen Baustellenbegehung informierten sich der Landtagsabgeordnete Torsten Welling (CDU) und die Bundestagsabgeordnete Mechthild Heil (CDU) über den aktuellen Stand der Sanierung der Genovevaburg in Mayen.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Weihnachtszauber im Dorfhaus Dünstekoven

Theater, Musik und Show

Dünstekoven. Der Verein „Lück für os Heematsproch“ hat auch in diesem Jahr für die Weihnachtsveranstaltung, zu der alle Bürger bei freiem Eintritt eingeladen sind, eine besondere Idee umgesetzt.

Weiterlesen

Wahl des KEA-Vorstandes in Cochem-Zell: Einladung zur Vollversammlung

Elternmitwirkung im Fokus

Cochem. Am Donnerstag, dem 11. Dezember 2025, findet um 17:30 Uhr die Vollversammlung sowie die Wahl des Vorstandes des Kreiselternausschusses für den Bereich des Kreisjugendamtes Cochem-Zell statt.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Recht und Steuern
Wir helfen im Trauerfall
Baumfällung & Brennholz
Daueranzeige
Image
Betriebselektriker
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Nikolausmarkt in Oberbreisig
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25
Katharinenmarkt Polch
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0503#
Sonderpreis wie vereinbart
So 9 Weihnachten in der Region
Weihnachten in der Region
Zerspanungsmechaniker
Debbekoche MK
WIR SUCHEN IN VOLLZEIT Facharbeiter:in für Qualitätssicherung