Politik | 09.04.2013

Ex-Minister Norbert Blüm setzt sich für die Verlegung von Stolpersteinen ein

„Ich schäme mich noch heute“

Einen Stolperstein zeigen Initiatoren der Bürgerinitiative und Mitglieder des Schülerparlaments.Werner Meyer

Rheinbach. „Welche Schande! Ich schäme mich noch heute und verachte alle, die alles vergessen wollen.“ Sehr deutlich hat sich Ex-Bundesminister Dr. Norbert Blüm in einer Stellungnahme zum Streit um die Verlegung von Stolpersteinen in Rheinbach geäußert. Peter Mohr von der Bürgerinitiative „Rheinbacher für Stolpersteine“ hatte den in Bonn lebenden früheren Arbeitsminister angeschrieben und um einen Kommentar gebeten. Wie berichtet, hatte die CDU mit der FDP in Rheinbach die Verlegung von Stolpersteinen in der Stadt ohne Diskussion vertagt. Sehr schnell äußerte sich der CDU-Politiker in einem offenen Brief: „Stolpersteine erinnern uns im Alltag an die Grausamkeit des Judenmordes in unserem Land. Niemals darf sich ein solches Verbrechen in Deutschland wiederholen. „Erinnern statt Vergessen“ ist eine Abwehr gegen jedwede Barbarei. Ich selbst habe in meiner Heimatstadt Rüsselsheim einen Stolperstein gestiftet. Er erinnert an Frau Lang, eine gutmütige Frau aus der Nachbarschaft. Ich habe als Kind miterlebt, dass Frau Lang abgeholt wurde. Wir Kinder wussten, warum! Wir kannten den gelben Stern auf den Jacken und Mänteln der Juden. Die Erwachsenen sagten später, sie hätten nichts vom KZ gewusst. Wir Kinder wussten, wohin die Juden abtransportiert wurden. Kein Erwachsener hat aufgeschrieen wegen dieses Verbrechens. Welche Schande! Ich schäme mich noch heute und verachte alle, die Alles vergessen wollen.“

Die Initiative sieht diesen Brief des noch heute bekannten 78-jährigen CDU-Politikers als weiteren Antrieb und als Bestätigung, dass es richtig ist, gegen das Vergessen zu mahnen. Daher plant die Bürgerinitiative, am kommenden Samstag, 10 bis 13 Uhr, erneut an der Rheinbacher Hauptstraße vor der Raiffeisenbank auf ihr Anliegen hinzuweisen. Am darauf folgenden Montag, 15. April, Beginn 18 Uhr im Ratssaal Himmeroder Hof, wird der Ausschuss für Standortförderung, Gewerbe, Wirtschaft, Tourismus und Kultur der Stadt Rheinbach wieder den Bürgerantrag auf der Tagesordnung haben. Dazu teilten der Erste Beigeordnete Raffael Knauber und Fachgebietsleiterin Ruth Fabritius in der Vorlage mit: „In der Sitzung am 31. Januar 2013 vertagte der Ausschuss den Bürgerantrag auf Verlegung von Gedenk-Pflastersteinen (Stolpersteinen), verknüpft mit dem Auftrag an die Verwaltung, die Eigentümer der betreffenden Häuser zur geplanten Stolpersteinverlegung vertraulich zu befragen. Das Ergebnis liegt nun vor. Es wurden zehn Hauseigentümer angeschrieben. Ein elfter Wohnsitz konnte nicht eindeutig ermittelt werden. Bis zum 20. 3. 2013 hatten alle angeschriebenen Eigentümer geantwortet. Drei Antworten gingen anonym ein. Insgesamt befürworten fünf Eigentümer die Verlegung von Stolpersteinen vor ihrem Haus, zwei haben dazu keine Meinung, drei sprechen sich dagegen aus. Zwei Ablehnungen wurden schriftlich begründet. Eine Eigentümerin begrüßt die Aktion ausdrücklich und bietet an, die Aktion finanziell zu unterstützen.“

Bürgermeister Stefan Raetz, der ursprünglich auch gegen eine Verlegung der Stolpersteine gesprochen hatte wegen der oben angeführten Argumente, sich inzwischen aber für die Aktion einsetzt, hatte gegenüber „Blick aktuell“ geäußert, das Votum der Eigentümer werde kein rechtlich relevantes Veto bedeuten, da die Steine im öffentlichen Bereich liegen, wo allein die Stadt entscheide.

Einen Stolperstein zeigen Initiatoren der Bürgerinitiative und Mitglieder des Schülerparlaments. Foto: Werner Meyer

Leser-Kommentar
10.04.201314:44 Uhr
Schuh

Ein unbedingtes muss,finde es gut das die Stolpersteine uns daran erinnern was die Nazis verbrochen haben,bin zwar aus der sogenannten jüngeren Generation, trotzdem schäme ich mich für das was unsere Großeltern und Eltern getan haben. Die Steine erinnern mich immer wieder aufs neue das diese Zeit nicht wieder bei uns zum Alltag gehört.

Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • H. Schüller: "klimafreundliche Elektromobilität" ist eine Falschbehauptung, denn der Bahnstrommix enthält reichlich Kohlestrom aus dem vor wenigen Jahren neugebauten Bahnkraftwerk Datteln. Oberleitungsfreie Bahnen...
  • Martin Schaefer : Meiner Meinung nach ist nur eine Brücke für alle (Autobrücke) sinnvoll. Sei es um bei Hochwasser den Rhein queren zu können ohne nach Neuwied oder Bonn fahren zu müssen. Auch sehe ich darin die größte...
  • Claus Schulte: Aufgrund der Kosten sollte keine Brücke zwischen Erpel und Remagen gebaut werden. Die Planungs-, Genehmigungs- und Baukosten für eine Brücke und die benötigten Anschlußbauwerke zwische Erpel und Remagen belaufen sich auf viele Mio.
  • Karsten Fehr: Aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes ist eine Autobrücke an dieser Stelle als unrealistisch anzusehen; es handelt sich hier um das FFH-Gebiet "Rheinhänge zwischen Unkel und Neuwied" (DE 5510-302)....
  • K. Schmidt: Als Rheinland-Pfälzer ist man zunächst mal erstaunt, dass die Funktion des Ortsvorstehers in NRW überhaupt nur Bestandteil eines Auswahlprozesses in den Parteien ist. Hier werden Ortsvorsteher, augenscheinlich...
  • Joachim Steig : Ein schönes PM-Statement der Mehrheitsfraktionen im Stadtrat. Für eine wirksame und bürgernahe Arbeit von Ortsvorsteher oder Ortsvorsteherin ist aber weniger das Auswahlverfahren als die Qualifikation des Kandidaten oder der Kandidatin entscheidend.
Rund ums Haus
Dauerauftrag
bei Traueranzeigen
Alles rund ums Haus
Schulze Klima -Image
Image
Winter-Sale
Stellenanzeige
Vorabrechnung, Nr. AF2025.000354.0, November 2025
Empfohlene Artikel

Rheinbach. Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Rheinbach hat sich konstituiert. Die erweiterte Fraktion besteht aus insgesamt zwölf Mitgliedern. In ihrer ersten Sitzung wählte die Fraktion Marc Frings zum Fraktionsvorsitzenden. Stellvertretender Fraktionsvorsitzender ist künftig Carlo Knapp. Zur Geschäftsführerin der Fraktion wurde Miriam Bahners gewählt, die in der kommenden Ratssitzung außerdem zur Ortsvorsteherin des Rheinbacher Ortsteils Ramershoven gewählt werden soll.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Möhnen Immergrün eV Waldbreitbach

Traditionelles Möhnenessen sorgt für heitere Stimmung

Waldbreitbach. Am 14. November fand in der gemütlichen Atmosphäre der Nassens Mühle das traditionelle Möhnenessen des Möhnenvereins Immergrün statt. Insgesamt waren 67 Möhnen der Einladung gefolgt und verbrachten einen geselligen Abend miteinander.

Weiterlesen

Dauerauftrag
Wir helfen im Trauerfall
Anzeige Holz Loth
Dauerauftrag 2025
Imageanzeige
Imageanzeige
Sponsoring Genuss Shopping Bad Neuenahr-Ahrweiler
Gesucht wird eine ZMF
Daueranzeige "Rund ums Haus"
Anzeige Stadtwerke Andernach lt. Absprache mit Frau Jahnen-Kurtic
Ganze Seite Andernach
Stadt Linz
PR-Anzeige Hr. Bönder
Titelanzeige
Stellenausschreibung Verkehrsabteilung
Titelanzeige
Heimersheimer Weihnachtsmärktchen, 29. – 30.11.25