Vor exakt 100 Jahren wurde in Kärlich eine Handballabteilung gegründet
Die Wiege des „Handballdorfs“ Kärlich befindet sich im Bereich Dalfter

Mülheim-Kärlich. Vor genau 100 Jahren, am 15. März 1923, gründete der TV Kärlich eine Handballabteilung. Die beliebte Sportart hat in der Stadt Mülheim-Kärlich nach wie vor eine wichtige Bedeutung. Heute finden die Spiele im Schul- und Sportzentrum statt. Die Anfänge des organisierten Handballs liegen jedoch im Bereich „Dalfter“. Der dortige Sportplatz existiert zwar noch, wird aber anderweitig genutzt. Die Geschichte des Platzes ist ebenfalls fast 100 Jahre alt: Die Gemeinde Kärlich stellte dem örtlichen TV im Jahr 1926 ein Gelände zur Verfügung, welches von den Vereinsmitgliedern für ihre Zwecke hergerichtet wurde. Im Jahre 1927 erfolgte die feierliche Einweihung des Platzes, dessen Entwässerung aufgrund des Untergrunds (Ton) jedoch lange ein großes Problem war. Trotz aller Schwierigkeiten mit der Unterhaltung des Platzes: Die Gemeinde Kärlich entwickelte sich schnell zum „Handballdorf“.
Die damaligen Handballspieler waren im Ort bekannte und geachtete Persönlichkeiten. Berühmt und berüchtigt bei auswärtigen Mannschaften war auch der Austragungsort der Heimspiele: Das Dalfter war legendär und gefürchtet. Kärlich gehörte zu den dominierenden Mannschaften in Rheinland; zunächst im Feldhandball, einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg aber auch im Hallenhandball. Zu den herausragenden Erfolgen gehört zweifelsfrei die Deutsche Handball-Meisterschaft der B-Jugend. Sie konnte im April des Jahres 1974 gefeiert werden. In dem 2008 erschienenen Buch „Die Kärlicher Löwen“ werden die beachtlichen Erfolge des Vereins von Autor Gerd Göddertz ausführlich aufgeführt.
Die ehemals selbständigen Gemeinden Mülheim und Kärlich wurden im Jahr 1969 zu einer Ortsgemeinde. Beim Handballsport erfolgte im Jahr 1980 eine Zusammenlegung: TV Mülheim und TV Kärlich bildeten fortan eine Handball-Spiel-Gemeinschaft (HSG). Im Jahre 1991 stieß auch der TV Bassenheim zur HSG hinzu. In der Saison 1997/98 gelang der spektakuläre Aufstieg in die 2. Bundeliga Süd. Drei Jahre lang konnte sich die HSG in der zweithöchsten Spielklasse halten. Die Spielgemeinschaft wurde 2009 aufgelöst.
Wie erwähnt, spielt der Handballsport nach wie vor eine wichtige Rolle in der Stadt Mülheim-Kärlich. Nicht nur in Kärlich, sondern auch im Stadtteil Mülheim kann man auf eine stolze Tradition zurückblicken: Die Anfänge des Handballsports im 1905 gegründeten TV Mülheim liegen ebenfalls rund 100 Jahre zurück, genauer gesagt im Jahre 1922. Der „Heimatort“ des Mülheimer Handballs war das Sportgelände in der Jahnstraße. Diese hieß ursprünglich Kraywiesenweg. Erst nach dem Bau des Sportgeländes und der Turnhalle erfolgte die Umbenennung im Jahre 1928, um so an den „Turnvater Jahn“ (Friedrich Ludwig Jahn, 1778-1852) zu erinnern.
An die Wiege des Kärlicher Handballs im Bereich „Dalfter“ erinnert heute kaum noch etwas. Der dortige Sportplatz ist den Menschen in der Region überwiegend als Ausgangspunkt für Wanderungen auf dem Streuobstwiesenweg bekannt: Insbesondere im Frühjahr lockt der beliebte Premium-Wanderweg Gäste aus Nah und Fern in die Stadt. Doch wer weiß: Vielleicht wird vor Ort irgendwann einmal eine kleine Erinnerung in Form einer Gedenktafel oder ähnlichem aufgestellt. Der Heimat-Chronist Horst Hohn würde dies zumindest begrüßen. Ein schöner Anlass wäre seiner Meinung nach das 50-jährige Jubiläum der Deutschen Meisterschaft (1974). Auf alle Fälle wird Horst Hohn im Rahmen seiner nächsten geführten Wanderung auf dem Streuobstwiesenweg an die Geschichte des Kärlicher Dalfters und den Handballsport in Mülheim-Kärlich erinnern. Interessierte können sich hierfür schon mal den 23. April notieren.

Die Anfänge des organisierten Handballsports des heutigen Stadtteils Kärlich befinden sich im Bereich „Dalfter“, wie Orts-Chronist Horst Hohn zu berichten weiß. Foto: privat