Am Wochenende startete die 51. Auflage des Langstreckenrennens auf dem Nürburgring.

Frikadelli Racing gewinnt das 24-Stunden-Rennen

Frikadelli Racing gewinnt das 24-Stunden-Rennen

Anstelle von Prosecco wurde der Sieger Pokal von Felipe Fernandez Laser mit Kölsch gefüllt. Fotos: BURG

Frikadelli Racing gewinnt das 24-Stunden-Rennen

Frikadelli Racing gewinnt mit dem Ferrari 296 GT3 die 51. Auflage des Langstreckenrennens auf dem Nürburgring.

Frikadelli Racing gewinnt das 24-Stunden-Rennen

Der überglückliche Teamchef Klaus Abbelen nach der Champagnerdusche zum Gesamtsieg.

Frikadelli Racing gewinnt das 24-Stunden-Rennen

Nach Einbruch der Dämmerung um gibt das Rennen eine ganz besondere Atmosphäre.

Nurbürgring. Ob hochsommerliche Witterungsbedingungen, sintflutartiger Regen, Hagel oder Nebel: Es sind die Wetterkapriolen der Eifel, die die Geschichte des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring seit jeher prägten. In diesem Jahr sollten die rund 230.000 Zuschauer und Akteure von diesen Witterungskapriolen aber verschont bleiben. Und so konnten sich die Fans, die schon seit Montag die Zeltstädte an der Nordschleife bevölkerten, bis auf wenige Regenschauer zum Wochenstart, über schönstes Eifelwetter und einen spannenden Rennverlauf ohne Unterbrechungen freuen.

Mit einem neuen Distanzrekord von 162 Runden und 4.111,23 zurückgelegten Kilometern gewann Frikadelli Racing mit dem Ferrari 296 GT3 die 51. Auflage des Langstreckenrennens auf dem Nürburgring. Zudem endete mit dem Sieg von Earl Bamber, Nick Catsburg, David Pittard und Felipe Fernandez Laser im italienischen Frikadelli-Boliden die 20-jährige Siegesserie der deutschen Sportwagenhersteller. Auf Position zwei kreuzte der ROWE-BMW von Marco Wittmann, Sheldon van der Linde, Dries Vanthoor und Maxime Martin die Ziellinie. Mit einer fulminanten Aufholjagd vom 31. Startplatz hatte das Fahrerquartett des BMWs zudem für einen spannenden Rennverlauf gesorgt. Am Ende der 24-stündigen Renndistanz verpasste damit das ROWE-Team seinen zweiten Gesamtsieg nach 2020 um nur 26,91 Sekunden. Mit einem Rückstand von 1:44.311 Minuten komplettierte die Besatzung des Team Bilstein Mercedes-AMG Raffaele Marciello, Luca Stolz und Philip Ellis mit dem dritten Rang das Podium. Die weiteren Plätze belegte als Vierter der Mercedes-AMG GT3 mit Adam Christodoulou, Maximilian Götz, Fabian Schiller vom Team GetSpeed vor dem besten Porsche 911 GT3 R des Rutronik Teams, der von Dennis Olsen, Matteo Cairoli und Julien Andlauer pilotiert wurde. Der bestplatzierte Audi R8 LMS GT3 brachte das Audisport Team Land auf Position sechs ins Ziel. Auf Position sieben sah der zweite Ferrari 296 GT3 vom Team WTM by Rinaldi Racing die Zielflagge. Platz acht belegte ein weitere Mercedes-AMG vom Team Bilstein um Fahrer und Teambesitzer Hubert Haupt. Gefolgt vom Lamborghini Huracán GT3 EVO2 des ehemaligen Audi Teams von ABT-Sportsline. Komplettiert wurden die Top 10 durch den unter anderem von Niko Menzel (Kelberg) gesteuerten Porsche 911 GT3 von Falken Motorsports.

Der von Scherer Sport PHX eingesetzte Audi R8 LMS GT3 von Schramm, Beretta, Winkelhock und Feller belegte vor dem Legenden-Audi um die früheren DTM-Meister Timo Scheider, Mike Rockenfeller und Martin Tomczyk den elften Rang. Die zwei weiteren Scherer Sport Audis mit den Startnummern 1 und 5 waren innerhalb kürzester Zeit auf eine Ölspur verunfallt. Nach insgesamt sechs Siegen seines Teams bei dem Langstreckenklassiker in der Eifel, hätte sich Phoenix-Chef Ernst Moser sicherlich einen erfolgreicheren Abschied gewünscht. Für den 62-jährigen Teamchef des in Meuspath beheimateten Teams war es das Letzte 24h Rennen. Moser hatte angekündigt, dass er sich zum Jahresende vom Phoenix-Kommandostand zurückziehen wird. Erfolglos verlief das Rennen auch für den zu den Favoriten zählende Manthey-Porsche. Nach einem Reifenschaden und weiteren Problemen beendete das Team das Rennen vorzeitig. Insgesamt sahen nur 16 Besatzungen der 32 gestarteten GT3-Boliden die Zielflagge.

Licht und Schatten

Licht und Schatten hielt das Rennen auch für die Piloten aus der Region bereit. Während Joachim und Jürgen Nett (Mendig/Mayen) sich über einen Klassensieg und Michael Mönch (Adenau) über den zweiten Klassenrang freuen konnten, musste Marc Hennerici (Mayen), Tobias und Tim-Florian Wahl (beide Remagen) sowie Daniel Mertens (Müllenbach), nach dem Aus ihrer Fahrzeuge vorzeitig die Heimreise antreten. Joachim Nett (Mendig) fuhr bei seinem Klassensieg in der V5 gemeinsam mit Daniel, Tobias, und Ulrich Korn (alle Buchholz) einen von Adrenalin Motorsport betreuten Porsche Cayman. Ebenfalls einen Porsche Cayman von Adrenalin Motorsport pilotierte auch Jürgen Nett (Mayen) in der Klasse V6. In dieser verwies er gemeinsam mit Christian Büllesbach (Buchholz), Andreas Schettler (Baden-Baden) und Carlos Arimon (Spanien) die weiteren Klassen-Kontrahenten auf die Plätze. Im Feld der 10 gestarteten seriennahen Fahrzeuge mit Frontantrieb (VT2) gelang Michael Mönch (Adenau) mit seinen drei Teamkollegen in einem Mini John Cooper vom Team Bulldog Racing die Fahrt auf den zweiten Wertungsrang. Ebenso wie bei den Fahrern aus der Region zeichnete sich auch das Bild bei den Teams, die nicht mit einem GT3-Boliden den Asphalt des Nürburgrings für die 24h Hatz unter ihre Räder genommen hatten. Dieses galt auch für Schmickler Performance aus Bad Neuenahr-Ahrweiler, wo nur einer der beiden eingesetzten Porsche am Ende die Ziellinie kreuzte. Während das Team für den in der Klasse V6 eingesetzten Porsche 911 nach 107 gefahren Runden das vorzeitige Aus verkünden musste, belegte der Porsche Cayman mit 124 Runden in der V2 den zweiten Rang. Glückliche Gesichter am Ende beim Adenauer Team von Teichmann Racing, nach dem alle vier betreuten Fahrzeuge das Rennen beenden konnten. Während der Porsche Cayman (P5 von 10 Autos) in der Cup 3 Wertung ebenso wie die beiden Toyota GR Supra (P7 u. P8 von 16 Autos) in der SP10 im Mittelfeld der jeweiligen Klassen landeten, konnte das Team in der Klasse für Alternativen Treibstoffe mit Rang 3 einen Podiumsplatz verbuchen. In dem viel beachteten Projekt pilotierten Profi-Rennfahrer Dirk Adorf (Michelbach), YouTube-Star Felix von der Laden (Lübeck) und die beiden Brüder Björn Griesemann (Köln) und Georg Griesemann (Bornheim) einen, mit einem synthetischen Gemisch aus grünem Wasserstoff und Kohlendioxid befeuerten Toyota GR Supra GT4 EVO aufs Podium. Das auch von Toyota Gazoo Racing Europe mit Sitz in Köln tatkräftig unterstützte Projekt könnte bei den auch sicherlich den Rennsport erreichenden Diskussionen um die Minderung der CO2-Belastung durch Verbrennungsmotoren, eine heute schon zukunftsweisende Alternative zum Erhalt des Motorsports auf der Eifel-Rennstrecke darstellen. „Wir möchten beim 24-Stunden-Rennen ein Zeichen im Bereich E-Fuels setzen. Die Technologie ist da, sie kann heute schon weitere CO2-Emissionen vermeiden und wir wollen effektive Nutzungsmöglichkeiten aufzeigen“, erklärte hierzu Björn Griesemann vor dem Rennen.

Emotionale Momente

Bei aller Freude über den Erfolg gab es aber auch sehr emotionale Momente. Vor allem beim Team von Frikadelli Racing bei einem Interview von Klaus Abbelen mit dem Motorsport-Magazin.com. „Diesen unerwarteten Erfolg widmen mein Team und ich vor allem Sabine, die sicher im Himmel zugeschaut und uns die Daumen gedrückt hat“, sagte Abbelen und fährt fort. „Es ist nicht zu fassen, was heute passiert ist. Wir sind hier bei unserem Heimspiel mit einem völlig neuen Auto erstmals an den Start gegangen und haben damit auf Anhieb auch unseren ersten Gesamtsieg erzielt.“ Sabine Schmitz, die Lebensgefährtin von Teamchef Abbelen, die auch als „Königin der Nordschleife“ galt und selbst zweimalig als einzige Frau den Langstreckenklassiker gewinnen konnte, war 2021 im Alter von nur 51 Jahren an einem Krebsleiden verstorben. Das Paar selbst hatte gemeinsam mit, Kenneth Heyer und Dr. Edgar Althoff 2008 mit Platz drei das bis dato beste Teamergebnis für Frikadelli Team eingefahren.