
Am 26.05.2025
LokalsportFV Engers gewinnt zum dritten Mal den Rheinlandpokal und zieht in den DFB-Pokal ein
Watzes Märchen findet sein Happy End
Engers. Watze lag daneben. Dass es Märchen nur im Märchenbuch gibt, hatte er gesagt. Mehrfach. Und dann hat er doch eins geschrieben. Auf dem Platz. Schließlich - Achtung, nächste Binse - schreibt der Fußball immer noch die schönsten Geschichten. Die hier, die ist aber eigentlich zu schön, zu kitschig ist, um wahr zu sein. Denn im Mittelpunkt steht ein strahlender Held, der mit dem größtmöglichen Triumph abtritt. Und dazu gibt es viele tapfere Recken - vor allem einen, der zweimal scheitern und aussortiert werden musste, um den Pokal dann doch in die Höhe zu stemmen.
David Eberhardt hatte 2020 und 2022 mit Blau-Weiß Karbach das Rheinlandpokalfinale gegen eben den FV Engers verloren. Dann galt er im Hundsrück - neuerdings relativ reich geworden - als zu alt, nicht mehr schnell genug. Die "Jungs vom Wasserturm" nahmen ihn gern. Eberhardt (36) dankte es ihnen. Der immer bescheiden lächelnde, 1,93 Meter große Innenverteidiger spielte in der Saison praktisch jedes Spiel und zeigte auch im Pokalfinale eine bärenstarke Leistung. Zusammen mit Kapitän Chris Meinert räumte er die vielen, vielen langen Schläge der Koblenzer ab und hätte fast noch selbst noch das 1:0 geköpft. Doch das wäre vielleicht zu viel des Guten gewesen.
So war es - nicht minder märchenhaft - Vadym Semchuck, der in der 75. Minute den so wichtigen Führungstreffer erzielte. Semchuck, der Fußballprofi aus der Ukraine, der 2022 vor dem russischen Überfall geflohen war und beim FV Engers eine neue Familie gefunden hatte. Aus 20 Metern knallte er den Ball mitten in die beste Koblenzer Phase hinein flach ins Eck und wurde am Ende zum "Man of the Match" gekürt. Beim ARD-Sportschau-Interview stand er später mit einem Shirt vor der Kamera, das zwei Herzen zeigte - eins in schwarz-rot-gold, eins in blau-gelb.
Vorausgegangen war dem Schuss übrigens ein simples Rezept von Coach Watzlawik, das schon vor drei Jahren zum Erfolg geführt hatte: der lange Einwurf. Damals hatte Chris Freisberg das Leder von der rechten Seite hereingeschleudert und Chris Meinert zum Tor des Tages vollendet. Dieses Mal war es Max Schmitten, der den Ball von fast der gleichen Position tief in den Strafraum warf. Die Kopfballabwehr der Koblenzer landete vor Semchucks Füßen. Der zog ab - und der Rest war Jubel.
Als dann in der Nachspielzeit erst Keeper Franjo Serdarusic die beste Koblenzer Chance - einen strammen Schuss aufs kurze Eck - glänzend parierte, fiel die endgültige Entscheidung vor rund 2500 weit überwiegend grün-weiß gewandeten Zuschauern im Gegenzug: Der starke Matthis Thewald legte beim Konter perfekt für Goran Naric auf, der den herausgeeilten Gästekeeper umspielte und aus 30 Metern ins leere Tor schoss. Naric - auch wieder so eine Geschichte, die vor wenigen Wochen noch keiner geglaubt hätte, als der jüngere Bruder von Teammanager Alex Naric nach schwerer Verletzung meilenweit vom Kader entfernt zu sein schien. Ganze 78 Minuten hatte der 29-Jährige in dieser Oberligasaison spielen können. Im Pokalfinale reichten ihm vier für das erlösende Tor.
Und so jubelten am Ende die Engerser und ließen ihren Erfolgscoach hochleben. Vor 13 Jahren hatte Sascha Watzlawik den Traditionsverein an einem Tiefpunkt - in der Bezirksliga - übernommen. Er übergibt ihn als gestandenen Oberligisten und dreifachen Pokalsieger. Kurz: Watze hat Vereinsgeschichte geschrieben. Dabei war er stets mehr als "nur" ein Übungsleiter. Er ist, wie seine Frau Angie, die bei jedem Heimspiel im Imbiss steht und überall mithilft, längst ein Teil der FVE-Familie geworden, machte auch Vereinschef Martin Hahn bei der abendlichen Feier am Vereinsheim deutlich. Mehr wollte er da noch nicht sagen. Schließlich sollen alle Fans am kommenden Samstag noch einmal wiederkommen. Dann spielt der FV Engers im letzten Saisonspiel gegen Wormatia Worms und wird anschließend seinen Erfolgstrainer feiern.

Die Engerser feiern den Pokalerfolg.

Die Engerser jubelten und ließen ihren Erfolgscoach Watzlawik hochleben.