Allgemeine Berichte | 24.06.2014

Jehovas Zeugen Bonn-Bad Godesberg/Wachtberg

100 Jahre Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen

Arthur Winkler organisierte die Tätigkeit der Zeugen Jehovas im Bonner Raum, bevor ihn die Nazionalsozialisten 1941 ins KZ einlieferten. JZ

Wachtberg. In diesen Tagen denken viele an den Ausbruch des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren. Die Wachtberger Gemeinde von Jehovas Zeugen erinnert sich dabei an die 100-jährige Geschichte ihrer Glaubensbrüder, die aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigerten. Bereits während des 1. Weltkrieges wurde Reinhold Weber, ein Bibelforscher (wie Jehovas Zeugen damals genannt wurden) von einem Kriegsgericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Er verbüßte diese Strafe im Festungsgefängnis Köln. Nach seiner Entlassung wurde er erneut vor ein Kriegsgericht gestellt, dass ihn am 26. August 1918 an die psychiatrische Klinik der Akademie Köln überwies. In den Gerichtsakten findet sich folgende Aussage: „Er könne sich nicht denken, dass der Herr Jesu von seiner Waffe Gebrauch mache, entgegen seinem Worte: „Liebet eure Feinde.“ … Selbst auf die Gefahr des Todes hin, würde er den Dienst verweigern.“

Die Geschichte der Wehrdienstverweigerer aus Gewissensgründen setzte sich im 2. Weltkrieg fort. Allein 350 Zeugen Jehovas wurden unter dem NS-Regime wegen Kriegsdienstverweigerung hingerichtet. Darunter befand sich auch der 35-jährige Paul Gross, der für den 20. April 1943 zum Grenadier-Ersatz-Bataillon 366 nach Bonn einberufen wurde. Noch am gleichen Tag verweigerte er in Bonn den Wehrdienst und wurde vier Monate später mit dem Fallbeil hingerichtet. Über 12.000 weitere Zeugen Jehovas wurden inhaftiert, viele kamen ins KZ.

Einer von ihnen war Arthur Winkler, der Anfang der 1930er Jahre das Gemeindeleben von Jehovas Zeugen im Raum Bonn/Wachtberg organisierte. Als am 28. Juni 1914 die Schüsse auf den Erzherzog Franz Ferdinand und seiner Frau Sophie fielen, die den 1. Weltkrieg auslösten, war Arthur Winkler 16 Jahre alt. Damals gehörte er zu den vielen, die sich von der Kriegseuphorie anstecken ließen und sich freiwillig an die Front meldeten. Sein Einsatz in Frankreich endete vor Reims mit einer schweren Verwundung. Über 15 Millionen Menschen hatten im 1. Weltkrieg ihr Leben verloren und weitere 20 Millionen waren verwundet. Diese Erfahrungen führten dazu, dass Arthur Winkler nun den Krieg ablehnte. 1924 kam er in Kontakt mit den Bibelforschern. Durch die biblischen Gespräche mit ihnen verfestigte sich in ihm der Wunsch „nie wieder den Krieg zu lernen“ (Jesaja 2,4). Das biblische Konzept der Gleichheit aller Menschen und der tätigen Nächstenliebe wurde sein Lebensprinzip.

Das kann Johannes Weverinck (63) aus der Wachtberger Gemeinde nur bestätigen. Er erinnert sich, dass sein verstorbener Bonner Freund Egon Becker oft von einem Kindheitserlebnis mit Arthur Winkler erzählte. Da dessen Vater bereits unter den Nationalsozialisten inhaftiert worden war, brachte Arthur Winkler täglich Milch und Brot für den jungen Egon sowie dessen Bruder und Mutter, obwohl er selbst nur wenig davon hatte und half ihnen so zu überleben. Winkler selbst wurde im Herbst 1941 verhaftet. Über das KZ Vught, das Kölner Zuchthaus Klingelpütz und andere Stationen gelangte er im September 1944 ins KZ Sachsenhausen. Nach der Befreiung aus dem KZ lebte er in den Niederlanden und war dort bis zu seinem Tod 1972 als Bibellehrer tätig.

„Es bewegt mich, dass meine Glaubensbrüder in der Vergangenheit und bis zur heutigen Zeit sich so konsequent für ihre Überzeugung einsetzen,“ meint Annelie Lenzo aus der Wachtberger Gemeinde. „Selbst im Jahr 2014 sind noch Hunderte von ihnen inhaftiert, allein 602 in Südkorea und über 50 in Eritrea - und das wegen ihrer Wehrdienstverweigerung aus Gewissensgründen.“

Arthur Winkler organisierte die Tätigkeit der Zeugen Jehovas im Bonner Raum, bevor ihn die Nazionalsozialisten 1941 ins KZ einlieferten. Foto: JZ

Leser-Kommentar
Bildergalerien
Neueste Artikel-Kommentare
  • Martin Schaefer : Meiner Meinung nach ist nur eine Brücke für alle (Autobrücke) sinnvoll. Sei es um bei Hochwasser den Rhein queren zu können ohne nach Neuwied oder Bonn fahren zu müssen. Auch sehe ich darin die größte...
  • Claus Schulte: Aufgrund der Kosten sollte keine Brücke zwischen Erpel und Remagen gebaut werden. Die Planungs-, Genehmigungs- und Baukosten für eine Brücke und die benötigten Anschlußbauwerke zwische Erpel und Remagen belaufen sich auf viele Mio.
  • Karsten Fehr: Aus Gründen des Umwelt- und Naturschutzes ist eine Autobrücke an dieser Stelle als unrealistisch anzusehen; es handelt sich hier um das FFH-Gebiet "Rheinhänge zwischen Unkel und Neuwied" (DE 5510-302)....
  • K. Schmidt: Als Rheinland-Pfälzer ist man zunächst mal erstaunt, dass die Funktion des Ortsvorstehers in NRW überhaupt nur Bestandteil eines Auswahlprozesses in den Parteien ist. Hier werden Ortsvorsteher, augenscheinlich...
  • Joachim Steig : Ein schönes PM-Statement der Mehrheitsfraktionen im Stadtrat. Für eine wirksame und bürgernahe Arbeit von Ortsvorsteher oder Ortsvorsteherin ist aber weniger das Auswahlverfahren als die Qualifikation des Kandidaten oder der Kandidatin entscheidend.

Ahrtalbahn: Feierliche Eröffnung am 12. Dezember

  • H. Schüller: Danke, dass Sie meine Kommentare lesen. Ihre Antwort belegt allerdings, dass Sie über die Petition und das darin zitierte Gerichtsurteil urteilen, obwohl Sie es nicht einmal gelesen haben. Wer ein fehlerhaftes...
  • Horst Krebs: Am meisten sind die Menschen von der Oberleitung betroffen, die im 30m Bereich der Oberleitung wohnen. Die magnetischen Wechselfelder machen krank, es gibt eine Menge Studien darüber, vor allem in der Schweiz.
  • Boomerang : Das ganze Gezeter hier erinnert schwer an die Helikoptermütter die durch die Wohnung rennen und alles abpolstern un Steckdosen zukleben. Wir haben als Kinder auch Verbote missachtet,aber wir haben beigebracht...
Kreishandwerkerschaft
Alles rund ums Haus
Daueranzeige
Anzeigenauftrag #PR106350-2025-0492#
Mitarbeiter für Verkauf/Büro (m/w/d)
Stellenanzeige Verkaufstalente
Empfohlene Artikel

Adendorf. Für erfolgreiche und beliebte Events wird gemeinhin gerne der Topos „Publikumsmagnet“ verwendet. Der Adendorfer Martinsmarkt, der vergangene Woche mit der 15. Auflage so etwas wie ein kleines Jubiläum feiern konnte, ist ein eben solcher Publikumsmagnet.

Weiterlesen

Werthhoven. Am 14. Dezember 2025 findet auf der Wiese vor der Jakobuskapelle in Werthhoven das 17. Werthhovener Choralblasen zum dritten Advent statt, Beginn ist um 16:30 Uhr. Das Choralblasen hat sich als liebgewonnene Traditionsveranstaltung etabliert. Die angestrahlte Kapelle, der älteste Sakralbau Wachtbergs, wird ins rechte Licht gerückt. Der große Weihnachtsbaum wird rechtzeitig aufgestellt und von der Jugendgruppe festlich geschmückt.

Weiterlesen

Berkum. Vom 4. bis 6. Dezember 2025 findet in Wachtberg-Berkum, Oberdorfstraße 32, neben dem Tennisclub, zum zweiten Mal das skandinavische Weihnachtsevent „Weihnachten im Schuppen“ statt. Im Mittelpunkt stehen Wohnaccessoires, Dekoration und Feinkost im nordischen Stil, die Haus und Hof verschönern. In hyggeligem Ambiente können Besucherinnen und Besucher bei einem Glögg, einer der besten Zimtschnecken Bonns oder einem Jul-Hotdog entspannt nach Geschenken Ausschau halten.

Weiterlesen

Weitere Artikel

Kreisparteitag Ahrweiler am 29. November

Neuwahlen zum CDU-Kreisvorstand

Kreis Ahrweiler. Der CDU-Kreisverband Ahrweiler lädt am Samstag, 29. November, 10 Uhr, zu seinem diesjährigen Kreisparteitag ein. Er findet statt in der Brohltalhalle, Im Bröhl, 56651 Oberzissen.

Weiterlesen

FWG Maifeld e.V.

Neubau in Polch besichtigt

VG Maifeld. Vertreterinnen und Vertreter der Freien Wählergruppe Maifeld e.V. (FWG) informierten sich jüngst vor Ort über den aktuellen Stand der Bauarbeiten am neuen Bürogebäude im Wallgraben. Der Rohbau ist mittlerweile weitgehend fertiggestellt und verdeutlicht bereits das künftige Erscheinungsbild des Verwaltungsneubaus.

Weiterlesen

Kreishandwerkerschaft
Dauerauftrag
Dauerauftrag Imageanzeige
Baumfällung & Brennholz
Schulze Klima -Image
Seniorengerechtes Leben
Kreishandwerkerschaft - Anzeige Bad
Franz-Robert Herbst
PR-Anzeige Hr. Bönder
Tag der offenen Tür
Stellenausschreibung Verkehrsabteilung
Shopping-Genuss-Abend in Bad Neuenahr-Ahrweiler am 20.11.25
Imageanzeige