30 Jahre Wachtberger Jugendorchester
Aus kleinem Spielkreis wurde Aushängeschild für die Gemeinde
Hans Werner Meurer leitet von Anfang an das Nachwuchsensemble - Trägerverein sorgt für nötigen Rückhalt
Berkum. Als „kleiner Spielkreis mit kurioser Besetzung“ startete das Wachtberger Jugendorchester im Jahr 1985, doch mit nunmehr 30 Jahren ist das Geburtstagskind mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen. In einer Feierstunde im Berkumer Limbachsaal zeigten die 30 Nachwuchsmusiker um ihren Gründungsdirigenten Hans Werner Meurer, dass man sich um die musikalische Zukunft des Drachenfelser Ländchens keine Sorgen machen muss.
Damals, 1985, gab es noch eine eigene Wachtberger Musikschule, die von Evelyn Neuse geleitet wurde. In ihr entstand die Vision, Kindern nicht nur Instrumentalunterricht zu geben, sondern ein eigenes Nachwuchs-Ensemble zusammenzustellen. Der Orchesterleiter war schnell gefunden und sollte sich als Glücksgriff erweisen, denn Hans Werner Meurer ist auch heute noch Chef des mittlerweile sehr renommierten Ensembles.
Mit acht Blockflöten fing alles an
Dabei hatte er es nicht leicht, denn zu Anfang bestand das Orchester aus acht Blockflöten, zwei Klarinetten, zwei Querflöten, einer Geige und einem Cello. Meurer machte die Partituren blockflötentauglich, sodass die Zuhörer der ersten Konzerte so manches ungewöhnliche Arrangement zu hören bekamen.
Mittlerweile musizieren gut 30 Mädchen und Jungen im Alter von 8 bis 20 Jahren auf Querflöte, Klarinette, Fagott, Horn, Trompete, Posaune, Schlagzeug, Geige und Cello im Wachtberger Jugendorchester, das nach wie vor sehr bläserlastig ist und ständig Bedarf nach neuen Streichern hat.
Meurer erinnerte sich in seinem Rückblick daran, dass in der Anfangszeit noch alle Noten von Hand geschrieben, auseinandergeschnitten und für die einzelnen Instrumente neu zusammengesetzt werden mussten. „Heute kann sich keiner mehr vorstellen, was das für eine Arbeit war“, schmunzelt er. Die ersten so selbst zusammengebauten Stücke - es handelte sich um ein Medley von James Bond-Filmmusik und den Hit „The Entertainer“ - sei damals mangels Alternativen rauf und runter gespielt worden.
Gemeinsame Auftritte mit dem Kammerorchester
Mittlerweile gehe das dank Computer viel einfacher, und in der Zwischenzeit seien zahlreiche Noten, Instrumente und Zubehör angeschafft worden, auch dank der Unterstützung der Gemeinde Wachtberg und zahlreicher Sponsoren. Eine riesige Anzahl von Kindern ist an die Musik im Orchester herangeführt worden, und viele davon sind mittlerweile im Wachtberger Kammerorchester aktiv, das 1994 gegründet wurde und mit dem man zu besonderen Anlässen gemeinsame Auftritte pflegt.
Unter den zahlreichen Probenwochenenden, Ausflügen und Konzertreisen ist besonders der Auftritt beim Deutschen Generalkonsulat in Istanbul in Erinnerung geblieben: „Dort haben wir vor einem erlauchten Publikum unter Palmen mit Blick auf die untergehende Sonne am Bosporus gespielt - einfach unvergesslich“, erinnert sich Meurer.
Künstlerische Leistung braucht Fantasie
Dr. Nicole Wagner, die Vorsitzende des Trägervereins, dankte Meurer für seine nunmehr drei Jahrzehnte währende vorbildliche Arbeit als Spiritus Rector des Orchesters. Sie hob aber auch hervor: „Fantasie brauchen wir für jede künstlerische Leistung, für jede Musikinterpretation und für jedes Konzert. Damit können wir den Jüngeren dazu verhelfen, die Musik in ihrer gesamten Vielfalt kennenzulernen.“
„Ohne Hans Werner Meurer gäbe es das Orchester nicht, wäre es nicht zu einem Markenzeichen Wachtbergs geworden und würde nicht drei Jahrzehnte lang sein Publikum begeistern“, wusste auch Altbürgermeister Hans-Jürgen Döring, der einst das Wachtberger Jugendorchester mit aus der Taufe gehoben hatte. Da gebe es zudem hinter den Kulissen ehrenamtliches Engagement vom Feinsten. Denn das Orchester sei ursprünglich eine Einrichtung der Gemeinde gewesen und habe einen ehrenamtlich geführten Förderverein gehabt. „Heute sorgt ein Trägerverein fürs Existenzielle - derzeit hervorragend geleitet und repräsentiert durch Dr. Nicole Wagner.“ Nicht umsonst habe der Verein Kunst und Kultur in Wachtberg (KuKiWa) dem Orchester 2011 den Wachtberger Kulturpreis verliehen. Vizebürgermeister Oliver Henkel gratulierte ebenfalls namens der Gemeinde Wachtberg und wusste: „Das Spiel in einem Orchester ist nicht nur ein akustischer Genuss - es ist eine Lebensschule. Wo sonst kann man besser verstehen, dass Teamarbeit nur dann funktioniert, wenn jeder Einzelne das Beste gibt und wenn der Chef eine klare Vorstellung vom Ergebnis hat und die Möglichkeiten des Teams richtig einschätzt.“ Er selbst habe mit neun Jahren Waldhornunterricht erhalten und war sich sicher: „Wäre ich Mitglied eines solchen Jugendorchesters gewesen - ich hätte nicht schon nach zwei Jahren damit aufgehört.“ Klassische Instrumente brauchen nun mal das gemeinsame Musizieren. Die Gemeinde Wachtberg könne sich wirklich glücklich schätzen, dass es das Wachtberger Jugendorchester gäbe und dass die jungen Musiker es mit Leben füllten. Henkel wusste aber auch, dass aller Anfang schwer ist und nicht jeder Anfängerton schon sitzen kann. „Vor vielen Jahren begann ein Nachbarjunge in unsere Straße mit dem Trompetenspiel. Ich weiß, welchen Prüfungen man da in den ersten Wochen und Monaten ausgesetzt sein kann“, schmunzelte er. Doch Orchesterleiter Hans Werner Meurer sei ein lebendes Beispiel für die Tatsache, dass nichts so jung hält wie die Arbeit mit jungen Menschen. „Seine unerschöpfliche Energie und seine Begeisterung für die Musik sind der Lebensnerv des Orchesters.“
Das Wachtberger Jugendorchester feierte sein 30 jähriges Bestehen, Orchesterleiter Hans Werner Meurer und Trägervereins-Chefin Dr. Nicole Wagner freuten sich auf den Geburtstagskuchen.Foto: JOST
