
Am 13.08.2013
Allgemeine BerichteGemeinde Wachtberg
Der letzte der vier „Ländchenslehrer“ ist tot
Ein Nachruf auf Professor Bernhard Weisgerber
Wachtberg/Berkum. Die Nachricht vom Tode Bernhard Weisgerbers kam - zumindest für Außenstehende - überraschend. Noch im Frühjahr hatte er die Witwe seines verehrten Lehrers und besten Freundes Carl Cüppers bei einem Besuch im Wachtberger Gemeindearchiv begleitet. Gemeinsam mit Margret Cüppers und deren Tochter Elisabeth sowie der ehemaligen Cüppers-Schülerin Gertrud Oehl aus Gimmersdorf stöberte er in alten „Wachtberger“ Schulchroniken und lachte über die zahlreichen Schulanekdoten, die besonders die 91-jährige Margret Cüppers zum Besten gab.
Nun ist Bernhard Weisgerber am 7. Juli dieses Jahres in Bonn verstorben. Am 21. November 1929 in Rostock geboren machte er nach den Wirren des Zweiten Weltkrieges 1949 in Marburg sein Abitur und studierte anschließend an den Universitäten Marburg und Bonn sowie an der Pädagogischen Akademie Bonn. Als Sohn des berühmten Sprachwissenschaftlers Leo Weisgerber war ihm die Affinität zur Sprache und Pädagogik förmlich in die Wiege gelegt worden. Doch vor Beginn seiner eigentlichen wissenschaftlichen Karriere sammelte Bernhard Weisgerber erst einmal ganz praktische Erfahrungen als sogenannter Junglehrer im Ländchen. Als Mentor wurde ihm 1953 der schon seit 1945 in Gimmersdorf im besten Sinne als „Dorfschulmeister“ wirkende Carl Cüppers zugeteilt.
Vorbild und lebenslanger Freund
„Nach nur drei Studiensemestern denkbar schlecht vorbereitet“, schrieb Weisgerber im Herbst 2008 im Nachruf auf Cüppers, „hat er [Cüppers] mir vieles beigebracht, was mir das Akademiestudium nicht bieten konnte. Ihm verdanke ich es, dass mir der Beruf des Dorfschulmeisters Freude und Erfolg bereitet hat. Gemeinsam haben wir Unterricht vorbereitet und gehalten, Arbeitsmittel dafür erfunden und hergestellt, eigene Lehrpläne entwickelt …“. Über das gemeinsame schulische Wirken hinaus verband die beiden eine lebenslange Freundschaft bis zum Tode von Carl Cüppers.
In dieser kreativen Zeit wirkte Weisgerber unter anderem in Niederbachem, Werthhoven und Oberbachem, wo er Schulleiter wurde. Weisgerber, seine Kollegen Franz Josef Heiliger, Wendelin Antz und besonders natürlich Carl Cüppers prägten als die vier „Ländchenslehrer“ die Wachtberger „Schulszene“ über viele Jahre. Zum erweiterten Kreis gehörte auch der Werthhovener Lehrer Fritz Schreyer, der heute noch in Wachtberg lebt. Sie arbeiteten als Pädagogen zusammen, trafen sich auch privat unter anderem in einem legendären Wanderclub und blieben einander freundschaftlich verbunden.
Weg als Wissenschaftler und Autor
Mit der Arbeit „Beiträge zur Neubegründung der Sprachdidaktik“ wurde Bernhard Weisgerber 1963 an der Universität Bonn promoviert.
Es folgte die Dozentur an der Pädagogischen Hochschule Rheinland in Neuss und schließlich die Professur an der Bergischen Universität Wuppertal. Mit zahlreichen Veröffentlichungen zu Sprachwissenschaft- und Didaktik machte sich Weisgerber einen Namen, verlor aber nie den Bezug zu seinen pädagogischen Wurzeln. So schrieb er Schulbücher wie das „Weinheimer Lesebuch“ oder „Hallo Peter - wir lernen Deutsch“. In einem Sprachbuch für das 3. Schuljahr, das er mit Franz Josef Heiliger verfasste, findet sich in der Kapitelüberschrift „Ein Königsschloss in Gimmersdorf“ eine Reminiszenz ans Ländchen. Auch Belletristik wie „Tage in Sosnoviec“ kam aus Weisgerbers Feder oder zuletzt eine wunderbare Skizze zu Spaziergängen auf dem Rodderberg, zu dessen Füßen er in Mehlem mit seiner Frau Anne lebte.
Wachtberg blieb er mit drei wichtigen Publikationen zur hiesigen Schulgeschichte verbunden: In der Reihe des Heimatvereins Niederbachem schrieb er „Carl und Walter Cüppers und ihr Wirken im Drachenfelser Ländchen in den Jahren nach 1945“ (1999), „Zwergschulen im Drachenfelser Ländchen“ (2000) sowie im Jahr 2008 „Schulchroniken als historische Dokumente“.
Liebenswürdig und bescheiden trat Bernhard Weisgerber anderen gegenüber auf, aber in der Sache war er klar und bestimmt. Sein ganz persönliches Wissen um eine besondere Ära in der Schulgeschichte des Drachenfelser Ländchens wird in Zukunft fehlen; alle, die Bernhard Weisgerber gekannt und geschätzt haben, werden ihn schmerzlich vermissen.
Pressemitteilung
Gemeinde Wachtberg

Ländchenslehrer (v.l.n.r.) Franz Josef Heiliger, Bernhard Weisgerber, Wendelin Antz und Carl Cüppers im Jahr 1955.Foto: privat