Politik | 04.03.2015

Heimatverein Niederbachem diskutierte über Schließung des CAP-Marktes

Ein Fünkchen Hoffnung für den Fortbestand des Geschäfts

Bürgermeisterin Renate Offergeld hat zu einem letzten Gespräch eingeladen

Über die Schließung des CAP-Marktes in Niederbachem sprachen (von links): UNO-Vorsitzender Wilhelm Ippendorf, Gebäude-Eigentümer Friedel Reinartz, Ortsvertretungsvorsitzender Andreas Wollmann, AWO-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch, Moderator Dr. Walter Höpner, Bürgermeisterin Renate Offergeld und Heimatvereins-Vorsitzender Hans Thelen. -JOST-

Grafschaft. Die Schließung des CAP-Marktes in Niederbachem bewegt anscheinend die Gemüter. Etwa 100 Bürger folgten der Einladung des Heimat- und Verkehrsvereins zu einem „Runden Tisch“ im evangelischen Gemeindehaus, bei dem Lösungen für die problematische Situation gesucht werden sollten. Unter der Leitung von Dr. Walter Töpner diskutieren Bürgermeisterin Renate Offergeld, AWO-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch, Ortsvertretungsvorsitzender Andreas Wollmann, UNO-Chef Wilhelm Ippendorf, Gebäudeeigentümer Friedel Reinartz und Heimatvereins-Vorsitzender Hans Thelen das Thema. Am Ende blieb ein Fünkchen Hoffnung, dass es in irgendeiner Form doch noch weiter gehen könnte.

„Wir hatten uns an den CAP-Markt gewöhnt, es ist sehr gerade, dass er nun bald Geschichte sein wird“, schickte Thelen vorweg. Damit stehe die wichtigste ortsnahe Lebensmittelversorgung von Niederbachem vor dem Aus, und es sei die Frage, wie es weiter gehe. „Fliegende Händler sind jedenfalls keine Dauerlösung“, war sich Thelen sicher.

Betroffenheit im Ort ist groß

Auch Höpner wusste: „Die Betroffenheit im Ort ist groß, aber die Schließung wirft auch Fragen auf.“ Viele bezweifelten zwar, dass es überhaupt noch etwas bringe, darüber nachzudenken - „Ich glaube aber schon.“ Vielleicht könne man aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und das eine oder andere verbessern, dann könne es vielleicht neue Perspektiven geben. Schließlich gebe es in Deutschland 100 CAP-Märkte, nur der in Niederbachem funktioniere nicht. Damit sei eine ein Verlust an Lebensqualität verbunden, es gehe aber auch ein sozialer Treffpunkt und eine Anlaufstelle verloren.

AWO-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch wies darauf hin, dass man mit dem CAP-Markt immerhin sieben Jahre lang eine wohnortnahe Lebensmittelversorgung zu Verfügung gestellt habe. In einer Marktwirtschaft müsse man aber gegen die Konkurrenz bestehen, die in Berkum und in Mehlem schier übermächtig geworden sei. Im Lebensmittelbereich sind es ohnehin schwer, mit kleinen Margen über die Runden zu kommen, da in Deutschland die Leute einfach zu wenig Geld für Lebensmittel ausgeben würden. „Das kann man beklagen, nützt aber nichts, man muss damit klar kommen, denn man kann die Kundschaft nicht ändern“, wusste Windisch. Fünf Jahre nach der Gründung seien dann auch noch die Zuschüsse der „Aktion Mensch“ weggefallen, „danach haben wir nur noch zugeschustert.“

Keiner hat sich die Entscheidung leicht gemacht

Keiner bei der AWO habe sich die Entscheidung leicht gemacht, aber es habe einfach nicht funktioniert. „Deshalb haben wir letztlich die Reißleine gezogen, denn das Geld, das wir hätten investieren müssen, würde an anderer Stelle fehlen.“ Schließlich dürfe man das große Ganze der AWO nicht durch ein einzelnes Projekt gefährden. Deshalb habe die Gesellschafterversammlung beschlossen, den CAP-Markt in Niederbachem zum 30. Juni diesen Jahres zu schließen. Man habe letztlich 1,5 Millionen Euro Umsatz machen müssen, um auf eine schwarze Null zu kommen, „und das schaffen wir hier einfach nicht.“ Windisch räumte ein, dass die AWO nun mal kein Experte in der Lebensmittelbranche sei und ein anderer Träger mit anderen Konzepten und besserem Know-how möglicherweise erfolgreicher wirtschaften könne. Aber mit einem durchschnittlichen Kassenzettel von zehn Euro könne man auf Dauer nicht existieren.

Bürgermeisterin Renate Offergeld unterstrich, dass sie das soziale Projekt mit seinen 17 überwiegend gehandicapten Mitarbeitern als vorbildliche erachtet und dass die Gemeinde immer dahinter gestanden habe. Noch im vergangenen Jahr habe sie Windisch angeboten: „Wenn etwas schief geht, kommen Sie zu uns, wir bemühen uns, dass wir das wieder hin bekommen.“ Sie bedauerte, dass die AWO die Gemeinde zu spät über die Schließungsabsicht informiert habe, wolle aber an diesem Abend das Signal aussenden: „Lassen Sie uns noch einmal gemeinsam überlegen, wie wir den CAP-Markt retten können.“

Acker für die Geschäfte drumherum

Ortsvertretungs-Vorsitzender Andreas Wollmann machte deutlich, dass nicht nur eine wichtige Einkaufsmöglichkeit verloren gehe, sondern auch ein Anker für die Geschäfte drumherum. Deshalb sei es umso wichtiger, die Lücke wieder zu schließen. Die Ortsvertretung werde sich jedenfalls in ihrer nächste Sitzung intensiv mit dem Thema beschäftigen. Die darin vertretenen Parteien stimmten darin überein: „Wir wollen retten, was zu retten ist.“ So lud am Ende Bürgermeisterin Offergeld alle Beteiligten zu einem Gespräch ein, um nach Perspektiven zu suchen. Das Ziel sei es, in den bisherigen Räumen eine Nachfolgelösung zu finden. „Die Tür ist noch nicht ganz zu“, zeigte sie sich verhalten zuversichtlich.

Etwas 100 Niederbachemer hatten sich im Evangelischen Gemeindezentrum eingefunden, um auf Einladung des Heimatvereins und seines Vorsitzenden Hans Thelen (links) über die Zukunft des CAP-Marktes zu reden.

Etwas 100 Niederbachemer hatten sich im Evangelischen Gemeindezentrum eingefunden, um auf Einladung des Heimatvereins und seines Vorsitzenden Hans Thelen (links) über die Zukunft des CAP-Marktes zu reden.

Über die Schließung des CAP-Marktes in Niederbachem sprachen (von links): UNO-Vorsitzender Wilhelm Ippendorf, Gebäude-Eigentümer Friedel Reinartz, Ortsvertretungsvorsitzender Andreas Wollmann, AWO-Geschäftsführer Franz-Josef Windisch, Moderator Dr. Walter Höpner, Bürgermeisterin Renate Offergeld und Heimatvereins-Vorsitzender Hans Thelen. Fotos: -JOST-

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