Allgemeine Berichte | 17.09.2014

Erfolgreiche Römerwoche in Wachtberg

Geschichten von Offiziersgattinnen, Hilfssoldaten und mittelalterlichen Baumeistern

Wanderungen auf den Spuren der alten Römer im Rahmen des Projekts „Römisches Rheinland“

Bei der Römer-Wanderung des Wandervereins Wachtberg trafen die Wanderer unterwegs unter anderem auf (v. l.) einen ripuarischen Rebellen, eine römische Offiziersgattin, einen römischen Auxiliar sowie einen mittelalterlichen Baumeister. Jost

Wachtberg. Das Projekt „Römisches Rheinland 2014“ trifft auch in der Gemeinde Wachtberg auf großes Interesse, derzeit läuft die „Römerwoche“ mit zahlreichen Veranstaltungen rund um das historische Thema. 2000 Jahre nach dem Tod von Kaiser Augustus blickt die Region zurück in die Zeit des Anfangs der Zeitrechnung. Denn damals, in den Jahren 58 bis 51 v. Chr., siedelten sich die Römer auch im Gebiet der heutigen Gemeinde Wachtberg erstmals an.

Die Region diente den Römern einst zur Versorgung der Legionslager in Bonn und Remagen. Es entstand eine gute Infrastruktur mit Straßen und etlichen landwirtschaftlichen Gütern, die die Nahrungsmittel für die römischen Soldaten produzierten. Der Wachtberger Raum mit seinen fruchtbaren Böden wurde damals zur Getreidekammer des Legionslagers Remagen.

Gesichert ist auch die Nutzung der Steinbrüche am Hümerich in Berkum und am Dächelsberg in Oberbachem, wo man Steine für den Straßen- und Hausbau sowie für den Tonabbau und dessen Verarbeitung in Adendorf gewann. Im fünften Jahrhundert endete die römische Zeit am Rhein, doch noch heute zeugen einige Funde aus der Römerzeit von dieser Epoche. Auf den spektakulärsten Fund stieß man 1879 mit dem „Berkumer Matronenheiligtum“, das heute im Rheinischen Landesmuseum in Bonn aufbewahrt wird. Dieses herausragende Exponat wird während der Römerwoche im Berkumer Rathaus, zusammen mit anderen Exponaten, ausgestellt.

Schon die Römer nutzten die Steinbrüche

Los ging die Römerwoche mit einer Wanderung auf den Spuren der alten Römerstraßen, die einst durch das Gemeindegebiet führten. Diese seien von hohem wirtschaftlichem und militärischem Interesse gewesen, weil die Römer Trachytsteinbrüche in Berkum ausbeuteten und das Steinmaterial zum Rhein transportieren mussten, berichtete der stellvertretende Vorsitzende des Heimatvereins Niederbachem, Dr. Walter Töpner. Das Material sei in steinarmen Gegenden am Niederrhein für den Straßenbau und militärische Zwecke verwendet worden.

Römische Siedlungen habe es unter anderem bei Adendorf, Villip und in Niederbachem gegeben, das bezeugten zahlreiche historische Funde und Ausgrabungen. Zur Dokumentation habe der Heimatverein Niederbachem ein kleines Römermuseum in der Alten Schule eingerichtet. „Viele Ausstellungsstücke wurden als Dauerleihgaben vom Rheinischen Landesmuseum in Bonn zur Verfügung gestellt“, freute sich Töpner.

Zumindest die Fundorte in Niederbachem konnten die Wanderer mit eigenen Augen bewundern. Doch damit nicht genug wurde bei einer Rast der Dorfplatz in Oberbachem zur Theaterbühne umfunktioniert. Ein Ensemble des Laienspielkreises präsentierte dort ein kleines Theaterstück, das Ulf Hausmanns eigens für diesen Anlass geschrieben hatte. Darin ging es vor allem um die Schönheitspflege der Gutsherrin aus der nahe gelegenen Villa Rustica in Niederbachem.

Treffen mit historischen Persönlichkeiten

Am Sonntag begaben sich etwa 50 Wanderer auf römische Spurensuche. Unterwegs trafen sie gleich mehrfach auf historische Persönlichkeiten, die ihnen das Leben zur Römerzeit in kurzen Spielszenen näher brachten. Als Gattin eines römischen Centurio erzählte Dr. Barbara Hausmanns aus ihrem Eheleben, von ihren Kindern und den Sänftenträgern, die sie gerade im Stich gelassen hatten. Volker Gütten berichtete als ripuarischer Sohn des Stifters des Matronenheiligtums und von seinem Kampf gegen die Römer, denn er war einst ein Rebell, Freigeist, Hühnerdieb - und schwängerte nicht wenige fremde Frauen. Friedrich Oettler schlüpfte am Wachtberg-Ehrenmal in die Uniform eines römischen Soldaten der Hilfstruppen, eines Auxiliars, der 20 Jahre Dienst in der Truppe tat, um die römischen Bürgerrechte zu erlangen. Wenn er denn überlebte. Jörg Ostermann schließlich dozierte als mittelalterlicher Baumeister Domenicus Badenheuer über den Bau der Burg Münchhausen aus Überresten der römischen Wasserleitung.

Die Burg Münchhausen bei Adendorf birgt so manche Geheimnisse. Die im Jahre 893 im „Prümer Urbar“ erstmals erwähnte Burg ist wohl die älteste im Drachenfelser Ländchen und lag ursprünglich in unmittelbarer Nähe der heute nur noch in Fragmenten vorhandenen Aachen-Frankfurter Heerstraße. Einst als Schutz für die Ritter und Adligen gebaut, die damals diese bedeutende Heerstraße benutzten, wurde sie als Bollwerk und zeitweise als Zollstätte an der Krönungsstraße benutzt.

Selbst Karl der Große besuchte Burg Münchhausen

Selbst Karl der Große soll einmal hier gewesen sein, was ihm allerdings nicht zum Vorteil gereichte, denn er sei bei einem Jagdunfall schwer verletzt worden, und niemand habe die Blutungen stillen können, so die Legende. Erst als man die in der Nähe beheimatete Heilige Lüfthildis herbeigerufen habe, sei es dieser gelungen, mit Hilfe ihrer Kräuter den Kaiser wieder gesund zu machen. Noch heute ist es aber ein großes Rätsel, wieso das inzwischen zugemauerte Tor an der Nordseite der Burg in sage und schreibe acht Metern Höhe zu finden ist. Möglich, dass es früher dort eine Rampe, eine Zugbrücke oder eine andere Zuwegung gab, doch darüber könne man heute nur noch spekulieren.

Doch die Burg Münchhausen sei einer der wenigen Orte, wo es in Wachtberg überirdische römische Spuren zu sehen gebe, berichtete Ostermann. Wurden doch zu ihrer Errichtung auch Teile der römischen Wasserleitung benutzt, einige Fragmente sind noch heute am westlichen Rundturm zu sehen. Davon überzeugte sich auch Bürgermeisterin Renate Offergeld, die sich den Wanderern kurz anschloss.

Weitere interessante Veranstaltungen

Im Rahmen der Römer Woche gibt es noch folgende Veranstaltungen: Bereits ausgebucht sind die Kochkurse am Donnerstag und Freitag, 18. und 19. September, mit dem Titel: „Auf den Herden unserer Zeit ... aber nach römischen Rezepten“. Irene Zimmermann und der Partnerschaftsverein Wachtberg wagen in der Küche des Schulzentrums Berkum einen kulinarischen Blick in die Römerzeit. Am Samstag, 20. September, führt eine Wanderung auf den Spuren der Römer rund um Adendorf, Treffpunkt ist um 14 Uhr der dortige Dorfplatz. Besucht werden der Standort der Villa Rustica mit römischer Ziegelei, Burg Münchhausen mit römischen Spolien und das Museum Hansen mit römischen Fundstücken. Abschluss der Römerwoche ist am Sonntag, 21. September, eine Wanderung entlang der römischen Wasserleitung, beginnend um 9 Uhr ab Rathausparkplatz Berkum.

Bei der Römer-Wanderung des Wandervereins Wachtberg trafen die Wanderer unterwegs unter anderem auf (v. l.) einen ripuarischen Rebellen, eine römische Offiziersgattin, einen römischen Auxiliar sowie einen mittelalterlichen Baumeister. Foto: Jost

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