Verein Kunst und Kultur in Wachtberg
Wachtberger Kultur blüht auf der Initiative der Kulturinteressierten
Podiumsdiskussion im Ließemer Köllenhof beschäftigte sich mit der Frage, ob der Förderverein auf dem richtigen Weg ist
Ließem. Mit schwierigen Fragen plagt sich der Förderverein „Kunst und Kultur in Wachtberg“ (KuKiWa) seit einiger Zeit, gab der Vorsitzende Alfred Schneider offen zu. „Welchen Sinn macht unsere Arbeit überhaupt? Ist das Geld richtig angelegt? Wäre es anderswo besser investiert? Wie geht es weiter mit der Kulturförderung in der Gemeinde Wachtberg?“ Eine Podiumsdiskussion im Ließemer Köllenhof sollte dazu beitragen, herauszufinden, ob der Förderverein auf dem richtigen Weg ist – oder sein Handeln in eine andere Richtung lenken muss.
Diskussion über Kulturförderung im Drachenfelser Ländchen
Unter der Überschrift „Ist das Kunst, oder kann das weg? Warum fördern wir?“, diskutierten Wachtbergs Bürgermeisterin Renate Offergeld, der Leiter des Kultur- und Sportamtes des Rhein-Sieg Kreises, Rainer Land, Jazzmusiker und „Bonnjour“-Chefredakteur Erwin Ruckes sowie Altbürgermeister und KukiWa-Gründer Hans-Jürgen Döring über die Situation der Kulturförderung im Drachenfelser Ländchen. Unter der Leitung der Wachtberger Journalistin und Historikerin Dr. Barbara Hausmanns war man sich zunächst einig darin, dass das kulturelle Leben in der Gemeinde Wachtberg und insbesondere die gerade laufenden 8. Wachtberger Kulturwochen nur dank der zahlreichen Menschen möglich sei, die ehrenamtlich und mit viel Herzblut im kulturellen Bereich tätig seien. Allerdings sei der Wert der Kultur ohnehin nicht an Zahlen festzumachen. Ob angesichts zunehmend leerer Kassen künftig auch an der Kultur gespart werden solle, wollte Hausmanns von Bürgermeisterin Offergeld wissen. „Diese Frage stellt sich derzeit in der Gemeinde Wachtberg gar nicht“, versicherte diese. Die Gemeindeverwaltung werde auch künftig die Kulturarbeit nach Kräften unterstützen, wie sie es bereits in der Vergangenheit eindrucksvoll getan habe. Dabei sei besonders das „Sponsoring“ wichtig in dem Sinne, dass die Gemeinde die Räume für diverse Veranstaltungen kostenlos bereitstelle und auch die Organisation und Durchführung der Veranstaltungen personell stark unterstütze. Besonders Marlies Schmidt von der Stabsstelle Kultur sei ein enormer Aktivposten, ohne die so Manches nicht laufen würde.
Keine Kürzungen im Haushalt vorgesehen
Offergeld fühle sich jedenfalls verpflichtet, die bisherige Unterstützung der Kulturarbeit vorzuführen: „Im Haushalt 2015 werden wir nach derzeitiger Sachlage keine Kürzungen vornehmen, die die Kultur betreffen.“ 2012 hätten im Gemeindeetat immerhin rund 112.000 Euro für die Kultur bereitgestanden, vor allem wegen der Personalkosten für diesen Bereich. Es gebe keinen Anlass, daran zu rühren, zumal sich die Veranstaltungsorte auch als lebendige Orte der Kommunikation darstellten. „Von welchem Niveau aus wird nicht gekürzt“, fragte Erwin Ruckes absichtlich etwas provokativ. Von Null aus könne man bekanntlich nicht mehr viel wegschneiden. Was in der Gemeinde Wachtberg für die Kultur ausgegeben werde, reiche in der Stadt Bonn noch nicht einmal für die Garderobenfrauen. Dennoch finde er das „Wachtberger Modell“ sehr gut, nachdem die Gemeinde die Infrastruktur stelle, der Verein KuKiWa die Förderung der Kultur übernehme und sich die Bürger freiwillig und ehrenamtlich aktiv beteiligten. „Der Humus, auf dem die Wachtberger Kultur blüht, ist die Initiative und die Freude am Mitmachen der Kulturinteressierten.“ Dies dürfe man auf keinen Fall zerreden und müsse es weiterlaufen lassen, wie es sei – bis auf die eine oder andere kleine Verbesserung.
Die Jugend gewinnen
Rainer Land fand ebenfalls: „Was in Wachtberg kulturell geboten wird, ist für eine Gemeinde dieser Größenordnung schon etwas Besonderes.“ Vor allem die Kulturwochen seien mittlerweile weit über das Drachenfelser Ländchen hinaus bekannt, so etwas gebe es selten im gesamten Rhein-Sieg-Kreis. Insbesondere in kleineren Kommunen sei die Kultur eine Frage dessen, was gewachsen sei und wie man es weiter wachsen lasse. Allerdings brauche das Ehrenamt auch einen kompetenten Sparringspartner in der Verwaltung und der Politik, was jedoch immer schwieriger werde, weil die Kommunen personell und damit auch in ihrer Kreativität zunehmend ausbluteten. Altbürgermeister Döring stellte die Frage: „Was würden die Menschen hier verlieren, wenn das Engagement nachlässt und der Nachwuchs ausbleibt?“ Mit der Jugend habe der Verein tatsächlich Probleme, und wenn man die nicht bald zur Mitarbeit gewinne, gehe auf absehbare Zeit ein Stück Seele verloren. Noch werde die Kultur erfreulicherweise nicht von oben verordnet, sondern stecke in den Menschen selbst, und das Verlangen nach Kultur bleibe immer lebendig. Deshalb müsse man auch in Zukunft ein Klima schaffen, in dem die kulturell Aktiven sich zu Hause fühlten und ihre Arbeit gerne präsentierten.
Kultur als „Integrationsmaschine“
Sein Vorschlag war daher, die Kulturförderung stärker an der Kinder- und Jugendarbeit auszurichten. Hier sei auch der Verein KuKiWa gefordert, Kultur dorthin zu bringen, wo sie noch nicht sei. Schließlich sei Kultur auch eine Art „Integrationsmaschine“, hatte KukiWa-Vorsitzender Alfred Schneider festgestellt. Deshalb sei es bestimmt auch nicht verkehrt, bewusst stärker auf fremde Kulturkreise zuzugehen und sie vermehrt in die Wachtberger Kulturarbeit zu integrieren.
