Seit nunmehr 100 Jahren im Dienste des Nächsten

„Runder“ Geburtstag der Helfer

„Runder“ Geburtstag der Helfer

Als Piratenchef wünschte Karl-Heinz Bernardy seiner Mannschaft beim Bad Breisiger Karnevalszug nur wenig „Beute“.TER

„Runder“ Geburtstag der Helfer

DRK-Übung 1947: Der Patient fühlt sich offensichtlich wohlund der Ortsvorsitzende Dr, Herbert Nonn(Bildmitte) scheint zufrieden.REPRO TER

Bad Breisig. Schon 100 Jahre alt, und kein bisschen müde. Im Gegenteil, der DRK Ortsverein Bad Breisig präsentierte sich am Karnevalssonntag trotz, oder gerade wegen des hohen Alters kreuzfidel. Sicherlich auch, weil die Mannschaft um den Vorsitzenden Karl-Heinz Bernardy und Bereitschaftsleiter René Krämer vor einem gesellschaftlichen Großeinsatz standen: Wie bei nahezu allen sportlichen und gesellschaftlichen Ereignissen in der Stadt und Umgebung bildeten die ehrenamtlichen Helfer des DRK die Flankendeckung auch zum Fastnachtszug. „Eigentlich ist das eine schöne Sache“, weiß René Cremer aus eigener Erfahrung. Schränkt jedoch ein: „Aber wie bei den meisten schönen Dingen gibt es Randerscheinungen, die man eigentlich nicht sehen will, aber die doch unübersehbar sind. Und da müssen wir da helfen.“

Cramer ist nicht nur Bereitschaftsleiter und somit verantwortlich dafür, dass das Zusammenspiel aller Hilfskräfte klappt, sondern zusammen mit Birgit Cremer-Schmidt, Jan-Boris Schäfer, Miriam Schüttler und Oliver Watschounek auch Ersthelfer. Sie sind sozusagen die Feuerwehr in Sachen „Erster Hilfe“. Cremer: „In der Zentrale in Koblenz läuft ein Notruf auf für Bad Breisig. Dann werden sofort Notarzt und Krankenwagen informiert, gleichzeitig aber auch der Ersthelfer vor Ort. Gewöhnlich sind wir vor den Einsatzfahrzeugen da und leiten erste Maßnahmen ein, die lebenswichtig sein können.“

Darüber machten sich die Gründerväter und -mütter noch keine Gedanken, als sich die Grundidee der Verletztenpflege im 18. Jahrhundert über ganz Europa verbreitet hatte. Da wurden sicherlich keine Gedanken an erste Hilfe nach Alkoholexzessen verschwendet, aber die Grundidee der Nächstenhilfe - manifestiert im 1. Genfer Abkommen zur Verbesserung der Verwundeten im Feld von 1864 - hatte doch bereits auf breiter Ebene Fuß gefasst. Auch in Bad Breisig, wo die Gründung des Ortsvereins mit dem Datum vom 30. Dezember 1914 belegt wird. Vereinsgebiet war damals die Bürgermeisterei Niederbreisig, bestehend aus den Gemeinden Nieder- und Oberbreisig, Brohl, Gönnersdorf, Rheineck und Waldorf. Und 160 Personen waren damals als Mitglieder eingetragen.

Zwei Weltkriege forderten in den ersten knapp 50 Jahren des Bestehens Vorstand und Mitglieder des Vereins, der zunächst eine Verbindung des „Vaterländischen Frauenvereins“ mit einer aus Männern bestehenden freiwilligen Sanitätskolonne war. Zwischen den beiden Weltkriegen, spätestens mit dem DRK-Gesetz von 1937, gingen die beiden Bewegungen dann unter einem Dachverband auf, der sich in Friedenszeiten die Aufgabe gestellt hatte, über alle gesellschaftlichen und religiösen Grenzen hinweg jedwede Not in der Bevölkerung zu lindern.

An dieser Zielsetzung hat sich bis heute wenig geändert, nur die Schauplätze und die Problemfelder haben sich verlagert. Über die Geschehnisse innerhalb des Vereins nach dem ersten Weltkrieg bis nach dem zweiten Weltkrieg ist nur wenig bekannt. Erst 1947 kam der Verein wieder an die Öffentlichkeit und gründet sich neu als DRK-Ortsverein Niederbreisig im Landesverband Rheinland-Pfalz, Kreisverband Ahrweiler. Erster Vorsitzender war damals Dr. med. Herbert Nonn, dem Wilhelm Brangenberg als Stellvertreter zur Seite stand. Dieser war dann 1961 bis 1969 selbst Vorsitzender, nachdem zwischenzeitlich, von 1956 bis 1961, Franz Witz den Verein geführt hatte. Die nächsten Jahr bis heute waren dann von Kontinuität geprägt: Zunächst war es Rudolf Hermann, der von 1969 bis 1991 die Geschicke des Vereins prägte, bevor er sein Amt in die Hände von Karl-Heinz Bernardy legte, der 2016 mit 25 Jahren im Amt sein „silbernes Vorsitzenden-Jubiläum“ feiert. Allerdings erst, nachdem er den Verein am Samstag, 28. Februar ab 19 Uhr in der Jahnhalle mit einem Festprogramm durch die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag geführt hat. Und zu beiden Anlässen werden ihm und dem Verein - Stand heute - 39 aktive Mitglieder und fünf freie Mitarbeiterinnen gratulieren, die immer da sind wo und wann es gilt, irgendwelche Löcher zu stopfen. „Solche Helferinnen oder auch Helfer arbeiten ehrenamtlich für den Verein, ohne sich fest als Mitglieder zu binden“, berichtet Bernardy. „Für uns sind sie unentbehrlich.“ Aber nicht nur diese 44 Personen werden bei den verschiedenen Feierlichkeiten anwesend sein. Schließlich hat der Verein neben den aktiven noch weitere Freunde und Gönner. Bernardy: „Insgesamt haben wir zu den aktiven noch über 500 passive Mitglieder, die den Verein finanziell unterstützen. Wobei die Beitragszahlung frei wählbar ist - ab einem Euro pro Monat, also einem Jahresbeitrag von zwölf Euro. Und über diese Gelder finanziert sich unter anderem der Ortsverein, der sich, wie bereits erwähnt, seit nunmehr 100 Jahren bei zahlreichen Anlässen engagiert und auch über den Kreisverband mit einbringt. So zum Beispiel bei Rennen auf der Nürburgring oder auch bei „Rock am Ring“, beim Rheinland-Pfalz-Tag oder bei sportlichen Großveranstaltungen. Da gehören die vielen „Kleinigkeiten“ wie Fastnachtszüge, lokale Sportveranstaltungen oder einfach nur Hilfseinsätze zum Alltag der Aktiven und ihres Vorsitzenden, der auch nach 24 Jahren noch kein bisschen amtsmüde ist. Woher bezieht man über einen derart langen Zeitraum die Motivation, Traditionen zu bewahren und ständig Neues zu bewegen? Bernardy: „Da gibt es gar kein Problem, schließlich bin ich erblich vorbelastet, denn schon meine Mutter, Johanna Bernardy, war hier unter anderem als Bereitschaftsleiterin und Ausbilderin engagiert. Was Wunder, dass ich schon im Alter von 12 Jahren um Jugend Rot-Kreuz kam und mich nunmehr seit 50 Jahren im Verein einsetze. Ich war als Ersthelfer aktiv, jahrelang im ganzen Kreis als Ausbilder tätig. Die Frage nach der Motivation stellt sich also gar nicht. Die ist da, und ich bin noch für fünf Jahre im Amt gewählt. Für Amtsmüdigkeit bleibt gar keine Zeit.“ Und wie er als Pirat nach dem Empfang am Sonntag im Rathaus seine Mannschaft zum Karnevalszug entließ, so wird er sich am 28. Februar in der Jahnhalle im feinen Zwirn zur 100-Jahrfeier den Ehrengästen stellen und Schirmherrin und Stadtbürgermeistern Gabriele Hermann-Lersch, Landrat Dr. Jürgen Pföhler, Bürgermeister Bernd Weidenbach sowie den DRK-Landesverband-Präsidenten Reinhard Kahl nebst Kreisverband-Vorsitzenden Achim Haag begrüßen. Für die Unterhaltung, auch der zahlreichen Gratulanten, sorgen auf dieser Geburtstagsfeier die Jugendrotkreuzler, das Blasorchester Brohltal sowie die Tanzgruppe Attention. Darüber hinaus meint ein Comedian: „Schwester Helga kommt zur Visite“.