Leserbrief
Kliniksterben ist ein Angriff auf unsere Lebenszeit
Leserbrief: Kliniksterben ist ein Angriff auf unsere Lebenszeit
Sehr geehrte Damen und Herren,
medizinische Versorgung ist kein Luxus, sondern eine Frage von Leben und Tod. Der Staat hat die Pflicht, hier für Sicherheit zu sorgen – das ist Daseinsfürsorge im Kern.
Wenn beiMinistertreffen nur über Geld geredet wird, darf dieses Geld nicht auf dem Rücken von Patientinnen, Angehörigen und Pflegekräften eingespart werden. Mittel sind vorhanden, siewerden nur falsch verteilt.
Wer seine Hausaufgaben nicht macht, verliert das Vertrauen der Menschen – und am Ende auch ihre Stimmen bei den Wahlen.
Wenn der Staat seine Pflicht zur Versorgung nicht mehr erfüllt, zwingt er Patientinnen und Patienten, sich neue Wege zu suchen. Und vielleicht müssen sich auch die politisch Verantwortlichen bald neue Wähler:innen suchen – denn Vertrauen ist keine Einbahnstraße.
Die Realität ist erschreckend: In Rheinland-Pfalz wurden in den letzten Jahren mehrere Krankenhäuser geschlossen – Meisenheim (2021), Adenau (2022), Kirn (2023) und Remagen (2025). Jede Schließung bedeutet längere Wege im Notfall, weniger Sicherheit für die Bevölkerung und eine zusätzliche Belastung für die verbleibenden Kliniken.
Doch die Liste der gefährdeten Häuser ist noch länger. Das Krankenhaus in Nastätten im Rhein-Lahn-Kreis gilt als stark gefährdet. Die DRK-Kliniken in Rheinland-Pfalz stehen vor dem Rückzug des Trägers, betroffen sind u. a. Neuwied und Altenkirchen.
Weitere kleinere Häuser in ländlichen Regionen sind durch Reformen und Zentralisierung besonders bedroht. Auch das Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (GKM), 2014 gegründet, um mehrere Häuser unter einem Dach zu vereinen, zeigt, wie wenig Fusionen die Probleme gelöst haben.
Statt Synergien zu schaffen, wurden Defizite nur verschoben. Heute ist das GKM schwer belastet, die Gesellschafter streiten über die Finanzierung, und die Frage bleibt: Welches Haus folgt als nächstes? Rheinland-Pfalz verliert Schritt für Schritt seine wohnortnahe Versorgung.
Die Verantwortung liegt klar bei den Gesellschaftern des GKM – Stadt Koblenz, Landkreis Mayen-Koblenz, Rhein-Hunsrück-Kreis und die Stiftung Evangelisches Stift Koblenz.
Politisch tragen David Langner (SPD), Oberbürgermeister von Koblenz, Marko Boos (SPD), Landrat des Landkreises Mayen-Koblenz, sowie Volker Boch (parteilos),
Landrat des Rhein-Hunsrück-Kreises Verantwortung. Auf Landesebene ist
Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD) zuständig. Sie alle müssen handeln, bevor weitere Kliniken verschwinden.
Das Kliniksterben ist ein dramatisches Warnsignal. Versorgung ist eine staatliche Pflichtaufgabe – kein Sparprogramm. Wer diese Verantwortung ignoriert, gefährdet Leben, verspielt Vertrauen und am Ende auch politische Legitimation.
Kernbotschaft: Es geht nicht um Geld, sondern um Lebenszeit und Daseinsfürsorge.
Mit besorgten Grüßen
Stefan Müller, Mayen
