Eine Postkarte aus dem Jahr 1898 erzählt

Erinnerung an eine Ahrweiler Familie

Erinnerung an eine Ahrweiler Familie

Die Kinder von Joseph Heymann: Moses mit Frau Meta (ohne Hut), (v.li.) Illa, Rosalie, Bertha und Sophie. Foto: Sammlung Bertram

Erinnerung an eine Ahrweiler Familie

Karte von Sophie Heymann an Pensionat Münch - Vorderseite Alt-Ahrweiler. Fotos: Sammlung Ley

Erinnerung an eine Ahrweiler Familie

Karte von Sophie Heymann an Pensionat Münch - Rückseite.

Ahrweiler. Aus der Sammlung Heinz Ley aus Dernau wurde Matthias Bertram eine alte Postkarte zugeschickt, da diese einen Hinweis auf eine Sophie Heymann gab. Ley vermutete, dass es sich hierbei um ein Mitglied der jüdischen Familie Heymann handeln würde, über die Bertram in seinem Buch „ … in einem anderen Lande“ ausführlich berichtet hatte. So war es denn auch. Aber nicht nur dies, die Karte zeigte ein sehr altes Foto von Ahrweiler, welches sicher vor 1894 aufgenommen worden war, da auf dem Foto die Ahrweiler Synagoge in der Altenbaustraße noch nicht gebaut ist. Geschrieben wurde die Karte 1898 von Ahrweiler nach Bad Neuenahr an Hilda Johnson, die offensichtlich im Pensionat Münch in Bad Neuenahr wohnte. Dieses Pensionat Münch wurde von Fräulein Auguste Münch in der Oberstraße 31 in Neuenahr seit 1879 betrieben. Im Jahr 1907 beschloss der Rat der Gemeinde Neuenahr „ … einen festen Betrag von 500 M an Frl. Münch zu zahlen, um den Bestand der Schule zu ermöglichen.

Zur Errichtung einer höheren Töchterschule von Seiten der Gemeinde sind die Verhältnisse noch nicht geeignet.“ Das beeindruckende Gebäude wurde wohl im Rahmen der Errichtung der „Villa Sibilla“ abgerissen. Als Sophie Heymann diese Karte 1898 an Hilda Johnson schrieb, war sie ein Mädchen von 17 Jahren, geboren in der Niederhut 61 in Ahrweiler als Tochter von Joseph Heymann und seiner Frau Marianne geb. Simon. Sophie heiratete 1912 Sally Adler aus Kassel und wohnte zeitweise in Wittlich. Ende des Jahres 1938 flüchtete die Familie nach Amsterdam.

Ehemann Sally starb in Holland. Sophie lebte zuletzt allein in Amsterdam in der Uiterwaardenstraat 86. Sie wurde, so gut es ging, unterstützt von ihrer Tochter Ilse, die bei einer Familie Rothschild in Amsterdam als Kindermädchen wohnte. Sophie wurde 1943 verhaftet, über Westerbork nach Bergen-Belsen gebracht und von dort nach Sobibor, wo sie von den Nazis ermordet wurde.

Tochter Ilse arbeitete in Bergen-Belsen als Krankenschwester. Kurz vor Kriegsende wurde sie von dort mit einem Zug deportiert. Sie erkrankte an Typhus, überlebte die Krankheit und den Holocaust.

Aus Algerien konnte sie nach langer Irrfahrt nach Palästina gelangen. Zum Andenken an Sophie Heymann wurde in der Niederhutstr. In Ahrweiler ein Stolperstein verlegt.