Stephan Neuhaus-Kiefel, Seelsorger in der Region Ahrtal, hat seine Zulassung zu geistlichen Amtshandlungen zurückgegeben

Ahrtaler Pastor tritt zurück: „Es ist mir nicht möglich an einen personalen Gott zu glauben“

Tiefgreifende Glaubensgründe gaben Anlass zu diesem Schritt

Ahrtaler Pastor tritt zurück: „Es ist mir nicht möglich an einen personalen Gott zu glauben“

Stephan Neuhaus-Kiefel. Foto: Archiv

27.01.2022 - 08:14

Kreis Ahrweiler. Stephan Neuhaus-Kiefel, Seelsorger der Alt-Katholiken in der Region Ahrtal, hat seine Zulassung zu geistlichen Amtshandlungen zurückgegeben und seine Tätigkeit als Priester im Ehrenamt in Zuordnung zur Gemeinde Koblenz beendet.

Anlass zu diesem Schritt gaben tief greifende Glaubensgründe, die zu dieser bewussten Entscheidung geführt hätten, so der 50-Jährige.

Der Geistliche erklärt, es sei ihm derzeit nicht möglich, an einen personalen Gott zu glauben, wie man ihn in den Gottesdiensten anspreche. „Das Bild von einem Gott, der für mich da ist, der mein Leben lenkt, der mich behütet, der mal eingreift und auch mal nicht, dieses Bild stimmt für mich nicht mehr“, so Neuhaus-Kiefel.

Er sei sich bewusst, dass die Menschen in der Gemeinde ein Recht darauf hätten, dass der Priester nicht nur am Altar, sondern auch zu der Botschaft steht, die er zu verkünden hat.

Gleichzeitig sei er davon überzeugt, erläutert er, dass die Zweifel am traditionellen Gottesverständnis, die auch bei vielen kirchentreuen Christinnen und Christen vorhanden seien, aus seiner Sicht im Gottesdienst und in der Seelsorge ernster genommen und angesprochen werden müssten, um als Kirchen zukunftsfähig bleiben zu können und nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Er erhoffe sich, dass von seinem persönlichen Schritt auch ein Impuls ausgehe, den Austausch über den Gottesbegriff im 21. Jahrhundert positiv voranzubringen.


Zur Person


Neuhaus-Kiefel studierte Theologie in Lantershofen und an der Universität Bonn. Im Jahr 2000 fand er zur Alt-katholischen Kirche. 2009 wurde er in Wiesbaden zum Priester geweiht, vier Jahre später initiierte er das Angebot alt-katholischer Gottesdienste in der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler. Im Hauptberuf arbeitet Stephan Neuhaus-Kiefel seit neun Jahren als freiberuflicher Trauer- und Hochzeitsredner.

Artikel bewerten

rating rating rating rating rating
02.02.2022 09:51 Uhr
Gabriele Friedrich

Das ist aber traurig, Herr Müller das Sie diesen Verlust nicht verschmerzen können, das tut mir richtig leid. Früher war das bei armen und auch reichen Leuten so, das die Famile einen Sohn geopfert hat (gezwungen hat? ) Priester zu werden. Ich glaube aber, auch heute gibt es viele junge Priester die durch altes Denken verzweifelt sind. Sie können sich nicht entfalten, dürfen nicht heiraten und kommen nicht weiter.
Ich hätte nicht gedacht, das Herr Neuhaus - Kiefel 50 Jahre alt ist, er sieht so jung aus. Ich wünsche ihm alles Gute und das er die Trauerreden weiter macht. Hochzeitsreden ebenso, sie sind ja erfreulicher, aber auch Hochzeiten sind weniger geworden. Bei den Beerdigungen ist es auch immer öfter so, das kaum noch jemand mitgeht, ein rechter Trauerzug will da nicht mehr gelingen. Die Leichenschmause früher, da hat heute auch kaum noch einer das nötige Geld für und es gibt ja kaum noch Lokale, die da Platz haben. Unsere Traditionen gehen still und leise davon.



01.02.2022 15:14 Uhr
Wolfgang Huste

Herr Stephan Neuhaus - Kiefel ist mir seit vielen Jahren persönlich bekannt. Wir haben viele ernsthafte Gespräche geführt, vorwiegend in meinem Antiquariat. Ich habe großen Respekt vor seiner weitreichenden Entscheidung, die ihm sicherlich nicht leicht gefallen ist. Ich spürte schon damals seine Zweifel, sein Ringen um einen Glauben weit jenseits von oberflächlicher Froemmelei. Für ihn bildete und bildet der christliche Glaube und eine fortschrittliche, "weltliche" Lebenseinstellung eine harmonische Einheit, etwas, was sich gegenseitig bedingt und nicht im Gegensatz zueinander steht. Sein Glaube und sein weltliches, soziales und politisches Engagement, insbesondere zugunsten von Menschen, die sich nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden, beeindruckt mich auch als Atheist, der gerne das Gespräch mit Gläubigen sucht. Für mich gehört er zu den wenigen christlichen Glaubensvertreter*innen, die das Christentum im Sinne von Jesus, des Urchristentums, predigt und auch glaubwürdig lebt. Für mich ist er das Fleisch gewordene Paradigma für eine Kirche "von unten". Seine Predigten waren immer klar formuliert und hatten immer einen direkten Bezug zu den alltäglichen Nöten und Handlungsweisen der Menschen. Auch seine Trauerreden, bei denen ich ab und an selbst anwesend war, waren immer sehr detailreich und sehr niveauvoll, völlig frei von einer bigotten Froemmelei. Vielleicht wird Herr Stephan Neuhaus - Kiefel auch auf meiner eigenen Beerdigung eine solch differenzierte Trauerrede halten, wer weiß. Ich hätte nichts dagegen.



29.01.2022 12:16 Uhr
juergen mueller

Respekt Herr Neuhaus-Kiefel für ihr Austreten aus einer Institution, die schon vor Jahrhunderten Prunk, Protz, Geldgier, sexuellen Ausschweifungen, Scheinheiligkeit, Vertuschung u. Verlogenheit frönte, Kriege anzettelte u. führte, das alles im Namen Gottes, von dem niemand weiß, ob es ihn tatsächlich je gegeben hat. Zumindest ist er nie da, wenn man ihn braucht.
Ich komme aus einer hochkatholischen Familie, die selbst einen Sohn für das Priesteramt geopfert hat, obwohl er es nicht wollte, bin vor 40 Jahren aus diesem Verein ausgetreten, was ich bis heute nicht bereut habe, im Gegenteil. Ich habe noch nie so einen so unglücklichen, zerrissenen Menschen gesehen, der an diesem unwirklichen Glauben zerbrochen ist u. der leider zu früh verstorben ist. Das beschäftigt u. verfolgt mich bis heute. Auch die "neue" Generation der sogen. geistlichen Elite hat nichts dazugelernt, vertuscht, lügt dass es nur so kracht, verblendet weiter u. denkt, dass es mit verlogener Reumütigkeit getan ist.



Kommentare können für diesen Artikel nicht mehr erfasst werden.
Stellenmarkt
Weitere Berichte

72-Stunden-Aktion in der Region Westerwald/Rhein-Lahn

Jugendliche gestalten aktiv ihre Welt

Westerwald/Rhein-Lahn. In der Zeit vom 18. bis 21. April haben sich in der Region Westerwald/Rhein-Lahn rund 150 junge Menschen an der 72-Stunden-Aktion beteiligt. Diese Sozialaktion wird vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) organisiert und zielt darauf ab, dass sich Jugendliche in ganz Deutschland für gemeinnützige Projekte einsetzen. mehr...

Regional+
 

Tierheim u. Tierschutzverein Kreis Ahrweiler e.V.

Brunhilde sucht Familienanschluss

Kreis Ahrweiler. Eine alte, kranke Katzendame (Nierenkrank) sucht ein neues Zuhause für immer. Nach dem Verlust ihres Frauchens landete sie im Tierheim und brauchte einige Zeit, um sich einzuleben. Nun sehnt sie sich nach einem liebevollen Zuhause, in dem sie gestreichelt werden kann, aber auch ihre Ruhe haben darf. Am liebsten zieht sie sich in einen dunklen Raum zurück. Sie hofft darauf, dass jemand sie so akzeptiert, wie sie ist und gibt die Hoffnung nicht auf. mehr...

VertreterInnen aus dem Westerwald bereiteten im Ausschuss wichtige Themen für Synode vor

Wäller Synodaler: Kirchenasyl ist notwendig

Westerwaldkreis. Das Kirchenasyl war eines der zentralen Themen der Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Mitglieder des Kirchenparlaments haben sich Zeit genommen, um sich über die Gründe und die Praxis des Kirchenasyls auszutauschen. Dieter Eller ist einer der vier Menschen aus dem Westerwald, die Mitglied der Kirchensynode sind. Er betont: „Wir hatten den Tagesordnungspunkt nicht als Werbeveranstaltung fürs Kirchenasyl geplant. mehr...

Anzeige
 
Sie müssen angemeldet sein, um einen Leserbeitrag erstellen zu können.
Weitere Berichte
Wohnmobil-Unfall: Ersthelfer greift ein

Unfall in der Eifel: Hilfsbereite Frau zwischen Fahrzeugen eingeklemmt

Wohnmobil-Unfall: Ersthelfer greift ein

Schleiden-Gemünd. Am Dienstag, 7. Mai gegen 10.30 Uhr befuhr ein 78-jähriger Niederländer mit seinem Wohnmobil die Dürener Straße von Schleiden-Gemünd in Richtung Schleiden-Herhahn. Eine 67-jährige Pkw-Fahrerin aus Schleiden befuhr die Dürener Straße hinter dem Wohnmobil in gleicher Fahrtrichtung. mehr...

14-jährige stürzt in Straßengraben

Verkehrsunfall in Montabaur: Jugendliche Fahrradfahrerin verletzt - Schwarzer SUV nach Unfall gesucht

14-jährige stürzt in Straßengraben

Montabaur. Am 8. Mai zwischen 07:40 Uhr und 07:50 Uhr wollte eine 14-jährige Radfahrerin in Montabaur von der Neptunstraße in die Straße Am Himmelfeld einbiegen. Als ein PKW von der Straße Am Himmelfeld... mehr...

Sumpfgebiet mit vielfältiger Flora und Fauna

FWG VG Mendig informierte sich über das Projekt Thürer Wiesen

Sumpfgebiet mit vielfältiger Flora und Fauna

Thür. Einen sehr informativen Nachmittag erlebten Mitglieder der FWG VG Mendig in den Thürer Wiesen. Rainer Hilger, ehemaliger Thürer Ortsbürgermeister, berichtete über einige wichtige Punkte zur Historie. mehr...

Neue persönliche Bestzeit gelaufen

Leichtathletin des SV Blau-Gelb Dernau beim Aggerstadion Opening in Troisdorf

Neue persönliche Bestzeit gelaufen

Dernau. Die Troisdorfer Leichtathletikgemeinschaft startete am 5. Mai als Ausrichter mit dem Aggerstadion Opening für die Unter-16-Jährigen in die Freiluftsaison 2024. Paula Dahmen, diesmal einzige Teilnehmerin vom SV Blau-Gelb Dernau 1922 e. mehr...

Überraschungen beim Deichmeeting

LG Rhein-Wied

Überraschungen beim Deichmeeting

Neuwied. Überraschungen und nicht erwartete Ergebnisse machen den Sport so besonders. Beim „Lotto Deichmeeting präsentiert von Rhodius Mineralquelle“ gab es im Neuwieder Rhein-Wied-Stadion gleich zwei davon. mehr...

Fußball C-Junioren Leistungsklasse

Auch gegen den Tabellennachbarn behält Hausen die Oberhand

Mayen. Im Spitzenspiel am 27. April spielte die JSG Stadtdörfer Hausen gegen den SGL Heimersheim, einen Konkurrenten aus den Vorjahren. Die Heimersheimer gewannen das Hinspiel mit 1:0 und führten nun Punktgleich die Tabelle mit der JSG Stadtdörfer Hausen. mehr...

LESETIPPS
GelesenNeueste
Kommentare
Kowelenzer Rose:
Briefwahl gegen rechts ist ein gutes Thema. Danke für die Infos in diesem Artikel. Für alle Menschen in Koblenz, auch für autofahrende Menschen, sind mehr Radwege sehr wichtig, weil dann mehr Platz für alle ist und weniger Unfälle passieren. Ehrenamt unterstützen klingt auch gut. ...
Amir Samed:
Die Ampel führt Deutschland in den wirtschaftlichen Abgrund. Die Unternehmen der Bundesrepublik sind kaum noch innovativ, leiden unter den hohen Energiekosten, den Fesseln einer überbordenden Bürokratie und einem Fachkräftemangel, der durch eine falsche Bildungspolitik verursacht wurde. Der Staat mischt...
Andreas Kopkau:
Super die Beiden...
Haftnotiz+
aktuelle Beilagen
Inhalt kann nicht geladen werden

 

Firma eintragen und Reichweite erhöhen!
Service