Stephan Neuhaus-Kiefel, Seelsorger in der Region Ahrtal, hat seine Zulassung zu geistlichen Amtshandlungen zurückgegeben
Ahrtaler Pastor tritt zurück: „Es ist mir nicht möglich an einen personalen Gott zu glauben“
Tiefgreifende Glaubensgründe gaben Anlass zu diesem Schritt
Kreis Ahrweiler. Stephan Neuhaus-Kiefel, Seelsorger der Alt-Katholiken in der Region Ahrtal, hat seine Zulassung zu geistlichen Amtshandlungen zurückgegeben und seine Tätigkeit als Priester im Ehrenamt in Zuordnung zur Gemeinde Koblenz beendet.
Anlass zu diesem Schritt gaben tief greifende Glaubensgründe, die zu dieser bewussten Entscheidung geführt hätten, so der 50-Jährige.
Der Geistliche erklärt, es sei ihm derzeit nicht möglich, an einen personalen Gott zu glauben, wie man ihn in den Gottesdiensten anspreche. „Das Bild von einem Gott, der für mich da ist, der mein Leben lenkt, der mich behütet, der mal eingreift und auch mal nicht, dieses Bild stimmt für mich nicht mehr“, so Neuhaus-Kiefel.
Er sei sich bewusst, dass die Menschen in der Gemeinde ein Recht darauf hätten, dass der Priester nicht nur am Altar, sondern auch zu der Botschaft steht, die er zu verkünden hat.
Gleichzeitig sei er davon überzeugt, erläutert er, dass die Zweifel am traditionellen Gottesverständnis, die auch bei vielen kirchentreuen Christinnen und Christen vorhanden seien, aus seiner Sicht im Gottesdienst und in der Seelsorge ernster genommen und angesprochen werden müssten, um als Kirchen zukunftsfähig bleiben zu können und nicht in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden. Er erhoffe sich, dass von seinem persönlichen Schritt auch ein Impuls ausgehe, den Austausch über den Gottesbegriff im 21. Jahrhundert positiv voranzubringen.
Zur Person
Neuhaus-Kiefel studierte Theologie in Lantershofen und an der Universität Bonn. Im Jahr 2000 fand er zur Alt-katholischen Kirche. 2009 wurde er in Wiesbaden zum Priester geweiht, vier Jahre später initiierte er das Angebot alt-katholischer Gottesdienste in der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler. Im Hauptberuf arbeitet Stephan Neuhaus-Kiefel seit neun Jahren als freiberuflicher Trauer- und Hochzeitsredner.
Das ist aber traurig, Herr Müller das Sie diesen Verlust nicht verschmerzen können, das tut mir richtig leid. Früher war das bei armen und auch reichen Leuten so, das die Famile einen Sohn geopfert hat (gezwungen hat? ) Priester zu werden. Ich glaube aber, auch heute gibt es viele junge Priester die durch altes Denken verzweifelt sind. Sie können sich nicht entfalten, dürfen nicht heiraten und kommen nicht weiter.
Ich hätte nicht gedacht, das Herr Neuhaus - Kiefel 50 Jahre alt ist, er sieht so jung aus. Ich wünsche ihm alles Gute und das er die Trauerreden weiter macht. Hochzeitsreden ebenso, sie sind ja erfreulicher, aber auch Hochzeiten sind weniger geworden. Bei den Beerdigungen ist es auch immer öfter so, das kaum noch jemand mitgeht, ein rechter Trauerzug will da nicht mehr gelingen. Die Leichenschmause früher, da hat heute auch kaum noch einer das nötige Geld für und es gibt ja kaum noch Lokale, die da Platz haben. Unsere Traditionen gehen still und leise davon.
Herr Stephan Neuhaus - Kiefel ist mir seit vielen Jahren persönlich bekannt. Wir haben viele ernsthafte Gespräche geführt, vorwiegend in meinem Antiquariat. Ich habe großen Respekt vor seiner weitreichenden Entscheidung, die ihm sicherlich nicht leicht gefallen ist. Ich spürte schon damals seine Zweifel, sein Ringen um einen Glauben weit jenseits von oberflächlicher Froemmelei. Für ihn bildete und bildet der christliche Glaube und eine fortschrittliche, "weltliche" Lebenseinstellung eine harmonische Einheit, etwas, was sich gegenseitig bedingt und nicht im Gegensatz zueinander steht. Sein Glaube und sein weltliches, soziales und politisches Engagement, insbesondere zugunsten von Menschen, die sich nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden, beeindruckt mich auch als Atheist, der gerne das Gespräch mit Gläubigen sucht. Für mich gehört er zu den wenigen christlichen Glaubensvertreter*innen, die das Christentum im Sinne von Jesus, des Urchristentums, predigt und auch glaubwürdig lebt. Für mich ist er das Fleisch gewordene Paradigma für eine Kirche "von unten". Seine Predigten waren immer klar formuliert und hatten immer einen direkten Bezug zu den alltäglichen Nöten und Handlungsweisen der Menschen. Auch seine Trauerreden, bei denen ich ab und an selbst anwesend war, waren immer sehr detailreich und sehr niveauvoll, völlig frei von einer bigotten Froemmelei. Vielleicht wird Herr Stephan Neuhaus - Kiefel auch auf meiner eigenen Beerdigung eine solch differenzierte Trauerrede halten, wer weiß. Ich hätte nichts dagegen.
Respekt Herr Neuhaus-Kiefel für ihr Austreten aus einer Institution, die schon vor Jahrhunderten Prunk, Protz, Geldgier, sexuellen Ausschweifungen, Scheinheiligkeit, Vertuschung u. Verlogenheit frönte, Kriege anzettelte u. führte, das alles im Namen Gottes, von dem niemand weiß, ob es ihn tatsächlich je gegeben hat. Zumindest ist er nie da, wenn man ihn braucht.
Ich komme aus einer hochkatholischen Familie, die selbst einen Sohn für das Priesteramt geopfert hat, obwohl er es nicht wollte, bin vor 40 Jahren aus diesem Verein ausgetreten, was ich bis heute nicht bereut habe, im Gegenteil. Ich habe noch nie so einen so unglücklichen, zerrissenen Menschen gesehen, der an diesem unwirklichen Glauben zerbrochen ist u. der leider zu früh verstorben ist. Das beschäftigt u. verfolgt mich bis heute. Auch die "neue" Generation der sogen. geistlichen Elite hat nichts dazugelernt, vertuscht, lügt dass es nur so kracht, verblendet weiter u. denkt, dass es mit verlogener Reumütigkeit getan ist.