28 Mädchen und Jungen nehmen an der Sommerakademie Koblenz teil

Alles andere als ein reiner Freizeitspaß

Alles andere als ein reiner Freizeitspaß

Jugendliche Sommercamp-Teilnehmer mit BetreuerInnen und Arbeitgebervertretern in der Jugendherberge Büdingen/Hessen.

Alles andere als ein reiner Freizeitspaß

Auch Andrea Brinkmann und Brigitte David (v. l.) nahmen sich Zeit für Bewerbungsgespräche mit den Camp-Teilnehmerinnen und -Teilnehmern.

Alles andere als ein reiner Freizeitspaß

Camp-TeilnehmerInnen bei der Gestaltung der Kulissen fürs Musical.Fotos: privat

Mayen-Koblenz. Ein Jahr vor dem Schulabschluss sollten Jugendliche sich spätestens damit beschäftigen, wie sie sich ihr Berufsleben vorstellen. Tatsächlich steht vielen 14- oder 15-Jährigen der Sinn in diesem Abschnitt ihres Lebens jedoch nach völlig anderen Dingen. Die von der Globus-Stiftung und der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen finanzierte Sommerakademie des Bildungsträgers Phase BE aber beweist: Lernen kann echt cool sein. Berufsorientierung auch. Um acht gab es Frühstück, eine Stunde später begann das Programm: Lesen, Mathe, Arbeiten am PC und Auftreten. Am Nachmittag stehen Sport, Berufskunde und Coaching auf dem Stundenplan, aber auch verschiedene Musical-Arbeitsgruppen. Zwischendurch wurde gelesen. Bis zehn dauerte das Abendprogramm, um elf war Nachtruhe angesagt. Das dreiwöchige Sommercamp von Phase BE, an dem zum ersten Mal auch 28 Jugendliche aus dem Raum Koblenz und aus Alzey teilnehmen konnten, war alles andere als ein reiner Freizeitspaß. Ein Vergnügen aber war es ganz sicher, betonen die Mädchen und Jungen, die sich zu Beginn ihres dreiwöchigen Abenteuers im hessischen Büdingen kaum oder gar nicht kannten, mittlerweile aber zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen sind. Doch es waren nicht nur die Arbeitseinsätze, das Musicalprojekt oder das Camp-Parlament, die von allen mit viel Ernst und Engagement absolviert wurden. „Dort gab´s nichts, was nicht schön war“, beteuert Saman mit Nachdruck. Und Nadine ist davon überzeugt, dass das Camp ihr Leben verändert hat: „Sogar Mathe habe ich hier verstanden.“ Sara ist mit dem festen Vorsatz nach Hause gefahren, sich ein Buch zu kaufen– früher wäre sie nicht im Traum darauf gekommen, dafür Geld auszugeben.

Bewerbungsgespräch auf Probe

Ein Tag, dem alle jungen Leute mit Bangen entgegenblickten, war der „Personaler-Tag“. Unter realistischen Bedingungen mussten sämtliche Camp-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer Bewerbungsgespräche führen– angemessen gekleidet und mit echten Arbeitgebern. Kein Wunder, dass auch das Lampenfieber-Level ähnlich hoch war wie bei einem „echten“ Bewerbungsgespräch. „Ich war unglaublich aufgeregt“, gesteht Rebecca. „Aber jetzt weiß ich, was auf mich zukommt und bin sehr viel selbstbewusster.“ Als Arbeitgebervertreterinnen hatten auch Brigitte David und Andrea Brinkmann von Globus den weiten Weg an den Rand des Vogelsbergs auf sich genommen. Nach der Marathon-Sitzung waren sie mehr als angetan– von den jungen Bewerberinnen und Bewerbern genauso wie vom Projekt an sich. „Die Jugendlichen waren alle sehr gut vorbereitet und haben sich intensiv mit ihrer Situation auseinandergesetzt. Das war schon ein deutlicher Unterschied zu anderen jungen Menschen in diesem Alter.“ Spürbar sei aber auch die Begeisterung für das ungewöhnliche Feriencamp gewesen, betonte Personalleiterin David. Wie es möglich ist, dass eine Gruppe einander fremder Jugendlicher innerhalb weniger Tage zur eingeschworenen Gemeinschaft wird, die mit Eifer Dinge lernt, denen sie im bisherigen Leben eher skeptisch gegenüberstand, und sich schließlich beim Abschied weinend in den Armen liegt, erklärt Phase BE-Geschäftsführerin Antke Kreft. „Natürlich waren die jungen Leute erst mal skeptisch, schließlich wusste keiner genau, was auf ihn zu kommt. Aber schon diese Ungewissheit verbindet. Außerdem bringen unsere Teamer viel Wissen und Erfahrung mit und legen Wert darauf, dass auch die anstrengendste Arbeit Spaß macht und einen Bezug zum realen Leben der Mädchen und Jungen hat.“ Die Arbeit in kleinen Gruppen biete die Möglichkeit, auf jeden Jugendlichen einzugehen. Das verschaffe Erfolgserlebnisse, die viele aus ihrem Schulalltag überhaupt nicht mehr kennen. Wie verbindend auch Kleinigkeiten sein können, bekräftigt Nadine: „Die Teamer haben uns von Anfang an angelächelt, obwohl sie uns gar nicht kannten.“

Mit Musik und Tanz geendet

Den Abschluss des Sommercamps bildete die Aufführung des Musicals, an dem die Jugendlichen drei Wochen lang hart gearbeitet hatten– auf der Bühne, im Marketing-Team und hinter den selbst gebauten Kulissen. Nichts Geringeres als eine eigenhändig modernisierte Fassung von Schillers „Räubern“ hatte die Gruppe sich vorgenommen. „Ich hätte nie im Leben geglaubt, dass ich mal auf einer Bühne stehe, singe und tanze.“ So wie Saman ging es wohl auch vielen Eltern, die als Ehrengäste zur Aufführung eingeladen waren und sich angesichts der neu entdeckten Talente ihrer Sprösslinge die eine oder andere Träne nicht verkneifen konnten. Tränen flossen dann auch, als sich die Jungen und Mädchen voneinander verabschieden mussten- Wie sie ohne einander klarkommen sollten, vermochten die meisten sich nicht vorzustellen. Allerdings wird es noch reichlich Gelegenheit geben, die neuen Freundschaften zu festigen, denn die zweite Phase der Sommerakademie, die Nachbetreuung in Koblenz, wird es noch das ganze Schuljahr geben. Reichlich Gelegenheit für weitere Treffen also. Auch wenn es für eine endgültige Bilanz demnach noch zu früh ist, ist Frank Schmidt, Leiter der Agentur für Arbeit Koblenz-Mayen, nach seinem Besuch des Camps bereits jetzt von diesem Projekt begeistert. „Wir werden alles daran setzen, dass wir auch im nächsten Jahr wieder dabei sind, damit Jugendliche aus der Region rund um Koblenz die Chance bekommen, Berufsorientierung auf diese Weise kennenzulernen.“

Pressemitteilung

Bundesagentur für Arbeit