
Am 26.02.2019
Allgemeine BerichteDie Unkeler KG lud zu ihrer Prunksitzung am Samstag in das Turnschuh-Gürzenich
„Barhocker“ und „Ratsherren“ sorgten für eine mitreißende Stimmung
Unkel. Zu ihrer Prunksitzung hatte die Unkeler KG, die 1930 damals noch als „Fidele Nordsterner“ vom Theaterverein ins Leben gerufen worden war, in das Turnschuh-Gürzenich der Kulturstadt am Rhein eingeladen. Und das war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Traditionell in Reimform begrüßte Manfred Himmelbach, ne ruude Pappnaas im Jeseech, die bunt kostümierte Narrenschar, darunter auch mit der Landtagsabgeordnete Ellen Demuth, mit dem Landrat Achim Hallerbach, dem VG-Chef Karsten Fehr mit „Zweitliga-Mütze“ und dem Hausherrn Stadtbürgermeister Gerhard Hausen ein veritabler „Prominenten-Auflauf“. Dann aber forderte Markus Winkelbach die Jecken auf: „Begrüßt mit uns das Schönste, was die KG in ihrem Jubi-Jahr zu bieten hat!“
Und schon zog Constanze I. „aus dem Hause Ottersbach“, eskortiert von den Mini-Tanz-Sternchen, den Sternen und den Majoretten, zusammen mit ihren Paginnen, Saskia Kessel und Paula Obliers, auf die Bühne. „Alaaf Ihr Jecken, groß und klein. Endlich darf ich Prinzessin sein!“ begrüßte die 16-jährigen Tollität ihr jeckes Völkchen, dem sie mit ihrem Sessionsmotto versprach: „Mir losse Üch nit im Dunkel, mir all sin Unkel“. Dann stimmte das Trio mit „Unkel sin mer all, verrückt auf jeden Fall und janz jeck op Karneval!“ das Prinzessinnenlied an, bevor die Ministerne und Sterne die Regie übernahmen. Auch wenn die Tänzerin behaupteten, „mit nix in d’r Täsch“, also ohne „Jold un Diamante, Luxus un Bling-Bling“ gekommen zu sein, Goldregen rieselten dann doch herab, als sie ihren Tanz beendet hatten. Und schon begann die Suche nach einem Besen, für den Markus Himmelbach dann einen „donnernden Applaus“ einforderte, obwohl diesen wohl eher Lukas Himmelbach verdient hätte, der die Bühne für den Auftritt seiner Majoretten säuberte. Bei der Truppe von Obermajorette Viktoria Ottersbach reihte sich auch die Prinzessin samt Saskia Wessel eine, um sich der Narrenschar wie auf einem Wolkenplatz hoch über den anderen Tänzerinnen zu präsentieren.
„Ein phänomenaler Auftritt. Unsere Tollität kann eben nicht nur singen“, schwärmte Manfred Himmelbach und forderet die Tänzerinnen zum „Ausmarsch-Gehopse“ auf .
Mit Karl Wester war Thomas Ottersbach mit Posaune und Trompete an Silvester 1983 unterwegs gewesen. „Ich kenn da noch ein paar, die Musik machen können“, hatte der Unkeler Musiker dem damaligen Neubürger kurz vor Karneval erklärt und die waren dann als „De jecke Dorfmusik“ mit an Rosenmontag 1984 unterwegs. „Werner Zimmermann hat die Truppe damals als seinen Ratsherren bezeichnet und aus diesem Namen ist eine Marke geworden“, kündigte Markus Winkelbach die Bläser-Boy-Group an. „Is dat schön, widder he ze sinn, in d’r Heimat“, freute sich Frontmann „Matlock“ Guido Schmitz, der diese Funktion von Thomas Ottersbach übernommen hat. Längst stand der Saal Kopf, als dann aber der Präsident verkündete: „Nach acht Jahren Abstinenz, der jüngsten seiner drei Töchter, unserer Prinzessin Constanze zuliebe mit seinen Ratsherren wieder auf der Bühne – Thomas ‚Otti‘ Ottersbach!, steppte der Bär im Saal. Spätestens da lag ihm nicht nur et Trömmelche, Engelbert „Angie“ Wallek zu Füßen. „Als ob er niemals weg gewesen wär“, schwärmte Markus Winkelbach, bevor Constanze zur Hymne der Kulturstadt „Ja das ist Unkel, Unkel am schönen Rhein!“ von ihrem Prinzessinnenthron beim Elferrat auf die Bühne kam und sich die Ratsherrn mit dem „Kleinen Gardeoffizier“ verabschiedeten.
In diese aufgekratzten Stimmung holte der Literat der KG mit dem „Huusmeistern vom Bundesdaach“ zwei hocherfahrene Bütten-Asse auf die Bühne. Im Gegensatz zum Organ-Spahn habe AKK keinen Ministerposten, entsprechend auch keinen Dienstwagen, keinen Chauffeur und auch keinen Parkplatz am Bundesdaach, witzelten sie über die neuen CDU-Vorsitzende. Nach Andreas Nahles, dem einzigen nach aktiven Eifelvulkan gingen die beiden auf den Brexit und die Insulaner ein.
„De Mama kritt schon widder en Kind“ verrieten die Tänzerinnen der „Herzblättchen“ und Beauty-Beraterin Valery Dancer, alias Petra Wallek von den Heisterer Möhnen, rückte ihrer Kundin, „Schwabbel“-Alex unter anderem mit Bauchweg-Klebbänder zu Leibe. Nötig war das weder bei den New Pearls noch bei den New Diamonds. Nicht mehr zurückhalten ließen sich die jüngeren Tänzerinnen mit dem „Let it go“-Hit der Disney-Eiskönigin, bevor die größeren mit ihrem „Fire-Festival im flammendem Rot“ auch die letzte Spur von Kälte aus der Halle trieben und die Narrenschar in Ekstase versetzten.
„Ihr braucht Euch gar nicht erst zu setzen“, so Manfred Himmelbach und schon kündigte der Radetzky-Marsch an, warum: Die „Barhocker“ zogen ein und verwandelten das Unkeler Gürzenich in ne „Kaffeebud“. Schon forderte „et Hörnche“, Frontman Andreas Kuhsel, mit nem Sirtaki auf zur griechischen Gymnastik, bevor er raderdoll griechischen Wein zur „Happy Hour mitten in der Nacht“ servierte, sodass alle am liebsten „Polka, Polka, Polka“ getanzt hätten. „Elf Mann, alle aus Unkel, die uns seit Jahren mit toller Musik begeistern, darunter Alexander Walbröl, der schon seit 50 Jahre Mitglied der KG ist“, verriet der Vorsitzende, der dem Goldjubilar stellvertretend für alle Barhocker den Sessionsorden verlieh.
Und schon erklang die „Henry Maske“-Melodie von „Conquest of Paradies“, zu der die „Flying Dancers“ traditionell mit Wunderkerzen in den Händen in dunklen Mönchskutten einziehen. Unter diesen kamen dieses Mal Kostüme in den Nationalfarben von Brasilien zum Vorschein, aber so richtig abheben wie noch vor Jahren zum Samba an der Copacabana von Rio wollte das Männerballet nicht. Immerhin sind die Tänzer um die letzten beiden Aktiven der ursprünglich elf Gründungsvätern, Christoph Arens und Jörg Kessel, schon etwas in die Jahre gekommen, ohne dass sie den Spaß an der Freud verloren hätten. „Davon kann man sich auf dem Gelände des ehemaligen Freibads beim Karneval im Sommer überzeugen, wen wir unser Silberjubiläum feiern“, lud die der Chef der Truppe die Jecken im Saal schon einmal ein. Auf die warteten neben den Unkeler „Sahnehäubchen“ auch noch die „Beckendorfer Knallköpp“, bevor „Fiasko“ die Prunksitzung beschloss, ohne dass die Musiker der die „Schwerelos“-Band eine Ähnlichkeit mit der gleichnamigen bauchigen Weinflasche haben, noch dass der „Nut föt dich“-Auftritt der Quartetts zu einem Reinfall oder Flop geworden wäre. DL

Als wär er nie weg gewesen: Old-Otti als Icecream-man lag nicht nur et „Trömmelche“ zu Füßen.

Beim Auftritt der Mini-Sternchen als Eisbrecher schmolzen die Herzen der Jecken im Nu.