
Am 28.08.2025
Allgemeine BerichteAnke Beilstein, Landrätin des Kreises Cochem-Zell, meldet sich zu dem Statement von Marko Boos und Maximilian Mumm zu Wort.
Beilstein: „Es braucht Politiker, die Rückgrat zeigen!“
Region. In Zeiten wachsender politischer Unzufriedenheit melden sich auch auf kommunaler Ebene Stimmen zu Wort, die die Sorgen der Menschen unmittelbar erleben. So richteten MYK-Landrat Marko Boos und Maximilian Mumm, Bürgermeister der VG Maifeld, einen eindringlichen Appell an die Öffentlichkeit. Sie schildern die wachsende Diskrepanz zwischen den Problemen vor Ort – von maroden Straßen und leeren Gemeindekassen bis hin zu überlasteten Verwaltungen – und der oft zögerlichen Politik auf Bundesebene. Dies treibe die Menschen in die Arme der AfD, so die beiden Politiker. Nun meldet sich auf Anfrage von BLICK aktuell auch Anke Beilstein, Landrätin des Kreises Cochem-Zell, zu dem Statement von Mumm und Boos zu Wort.
„Inhaltlich teile ich die Aussagen von Herrn Landrat Boos und Herrn Bürgermeister Mumm dahingehend, dass wir wieder mehr Mut und Ehrlichkeit in der Politik brauchen. Ich beschränke das allerdings nicht auf ein Zurückdrängen der AfD, denn viel zu viele Menschen hadern innerlich mit den politischen Prozessen und deren Ergebnissen. Das führt zu massiven Vertrauensverlusten, zum „innerlichen Quittieren“ und damit zur Gefahr für unsere Demokratie.
Viel zu lange hat unsere gesamte Gesellschaft – Bürger wie Politiker – nach dem Fall der Mauer in einer Art Dornröschenschlaf gelebt und geglaubt, dass nun alles nur noch „besser“ werden kann. Die persönliche Vorsorge wurde vernachlässigt, an ihre Stelle trat die Erwartung eines Staates mit „Rundum-sorglos-Versicherung“. Umso härter treffen uns heute Krisen wie Migration, Corona oder Krieg – verbunden mit der Erkenntnis, dass wir in einer globalisierten Welt leben.
Wenn in diesem Lernprozess Kräfte auftreten, die „dem System“ Schuld geben, haben sie leichtes Spiel. Deshalb braucht es dringend wieder Politiker, die Rückgrat zeigen und unbequeme Wahrheiten aussprechen. Ich erlebe, dass das maximal belastend ist und in Zeiten schneller Kommentare in den sozialen Medien viel Kraft raubt. Gleichzeitig sehe ich darin aber einen notwendigen Lernprozess für eine Gesellschaft, die über Jahre hinweg mit immer neuen Versprechen sozialisiert wurde. Wichtig finde ich, dass sich auch die Presse ihrer Verantwortung dabei bewusst ist und nicht auf die schnelle Schlagzeile der Empörung setzt. Pressefreiheit wird es auch zukünftig nur im Rahmen einer demokratischen Meinungsfreiheit geben.“