Allgemeine Berichte | 19.09.2025

Beuys im Bunker

Ingrid Derra (l.) und Heike Hollunder.  Foto: privat

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Wer an Joseph Beuys denkt, denkt an einen provokanten Künstler, an Fettecken, an Baumpflanzaktionen in Kassel oder eine gereinigte Badewanne im Schloss Morsbroich. Dass der auffällige Künstler mit Hut und Filz eng mit dem Regierungsbunker verbunden ist, ist kaum bekannt.

Joseph Beuys, der als Zeichner, Bildhauer und Aktionskünstler verehrt, aber auch oft missverstanden wurde, war auch als politischer Aktivist unterwegs. Sein politisches Engagement begann 1967 mit der Gründung der „Deutschen Studentenpartei“.

Am 17. März 1979 ist er als Mitbegründer der Partei der Grünen dabei, für die er sich im Juni 1979 als Kandidat für die Direktwahlen zum Europaparlament aufstellen lässt.

In Anglerweste und Filzhut, seinen Markenzeichen, erschien Joseph Beuys zusammen mit anderen Demonstranten am 4. April 1981 zu einer angekündigten Demonstration gegen den NATO-Doppelbeschluss und die atomare Bedrohung am Marienthaler Regierungsbunker.

Als Beuys auf ein am Zaun angebrachtes Metallschild mit der Aufschrift: „Unbefugten ist Zutritt untersagt. BzS Außenstelle Marienthal“ den Satz: „Dies ist nicht mein Bunker“, inklusive Unterschrift, kritzelt, schreibt der Leiter der Dienststelle Marienthal, Ernst Walker, daneben: „Stimmt!“. Und unterschreibt wiederum mit seinem Namen. Der damalige für Sicherheit zuständige Mitarbeiter Joseph Marquet schraubt das Schild kurzerhand ab und nimmt es mit in sein Büro, wo Ernst Walker ihm erlaubt, es mit nach Hause zu nehmen. 2010 kommt es zu einer zufälligen Begegnung zwischen Marietta Marquet und der Museumleiterin Heike Hollunder. Marietta Marquet überlässt das Metallschild der Dokumentationsstätte. Hier endet Kapitel eins Joseph Beuys und der Regierungsbunker.

1981 fertigte der Künstler Joseph Beuys in der Auseinandersetzung mit dem Regierungsbunker Zeichnungen an, die das Ahrgebirge zeigt, in dessen Inneren sich der Regierungsbunker befindet. Drumherum sind Zäune und Antennen zu erkennen. Diese Zeichnungen werden als Offsetlithographien 70-mal vervielfältigt, im Krefelder Kunstmuseum 1982 ausgestellt und anschließend für 270 DM das Stück verkauft. Alle Exemplare sind handschriftlich signiert und mit einem roten Stempelsatz versehen: „JOSEPH BEUYS: Bonzenbunker“. Farbe und Typografie dieses Stempels erinnern stark an die offiziellen Verschlussgrade des Bundes, mit denen man Akten ihrer Geheimhaltung zuführt.

Die Zeichnungen unterscheiden sich lediglich in den individuellen Bleistiftbildaufschriften von Joseph Beuys, wie z.B. „Da wird unsere Regierung sitzen“, „Fragen Sie, was Bonns Bunker gekostet hat“, oder „Lasst euch die Nachrüstung nicht gefallen“ oder aber: „Hier wollte H. Schmidt rein“.

Nachdem das Beuysbunkerschild im Regierungsbunker gelandet war, kam es zu Kontakten zwischen Beuys Schülern und Künstlern, die in die Krefelder Ausstellung involvier waren und dem Regierungsbunker. Einer der Künstler hatte alle 70 Bonzenbunker-Blätter als Kopie in seinem Besitz und es entstand die Idee, mit diesen eine Ausstellung zu organisieren. Da es sich um Kopien handelte, musste die Einwilligung der Beuys Erben eingeholt werden, denn Joseph Beuys war schon 1986 mit nur 64 Jahren verstorben. Die Verhandlungen zogen sich lange hin, letztendlich erlaubte Eva Beuys die Ausstellung im Regierungsbunker nicht. Hier endet das zweite Kapitel Beuys und der Regierungsbunker.

Anfang des Jahres 2025 erhielt Heike Hollunder einen Anruf aus einer Galerie in Berlin. Johannes Stüttgen, Meisterschüler und enger Freund von Joseph Beuys hatte sein Archiv an die Sammlung der Berliner Galerie verschenkt. Darin befand sich auch ein Brief den Hollunder vor etlichen Jahren an ihn gesandt hatte, mit der Bitte die geplante Ausstellung im Regierungsbunker zu unterstützen, was allerdings auch nicht zum gewünschten erfolg geführt hat. Da die Galerie im Besitz von originalen Bonzenbunker-Blättern war, die auf dem Kunstmarkt nicht mehr zu finden sind, bot sie dem Museum zwei Blätter zum Kauf an. Der Vorstand des Heimatverein mit Ingrid Derra an der Spitze zögerte nicht lange und so kamen die Zeichnungen: mit den Aufschriften BON(N)ZENBUNKER und GEISTERBAHN DER SPD von Berlin aus in den Bunker. Hier endet vorläufig das letzte Kapitel Joseph Beuys und der Regierungsbunker, aber wer weiß das schon so genau. Joseph Beuys hätte sich sicher gefreut, wenn er wüsste, dass nun zwei seiner Bilder dort hängen, wo sie eigentlich hingehören und seine politische Botschaft verkünden, die er künstlerisch ausgedrückt hat. Er nutzte seine Kunst und seine Öffentlichkeit, um sich mit den drängenden Fragen seiner Zeit auseinanderzusetzen: soziale Gerechtigkeit, Versöhnung, Ökologie…Themen, die heute aktueller denn je scheinen.

Ingrid Derra (l.) und Heike Hollunder. Foto: privat

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