Kunstforum ´99 stellt aus

Dank des Kulturforums wird dasAmtsgericht zu einem angenehmeren Ort

Dank des Kulturforums wird das
Amtsgericht zu einem angenehmeren Ort

17 Künstler des Kunstforums ´99 stellen derzeit im Amtsgerichts Rheinbach ihre Werke aus unter dem Motto „Landschaft“.Foto: JOST

Rheinbach. „Landschaft – geht das denn heute in der Kunst überhaupt noch?“

Diese Frage stellte Eva Vahjen, die Vorsitzende des Kunstforums `99, bei der Eröffnung der Jubiläumsausstellung „Landschaft“ im Amtsgericht Rheinbach.

Die Antwort auf diese Frage gäben die Kunstwerke selbst, die in den Fluren des Gerichtsgebäudes anlässlich des 20-jährigen Bestehens des Kunstforums zu sehen seien, so lautete ihre augenzwinkernde Antwort.

Neben Amtsgerichts-Direktorin Sylvia Wurm begrüßte Vahjen auch Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) zur Ausstellungseröffnung.

„Dank des Kulturforums wird das Amtsgericht zu einem angenehmeren Ort – vor allem für diejenigen, die nicht freiwillig hierherkommen, denn sie werden durch die Kunst aufgeheitert und abgelenkt von ihren Sorgen und Problemen“, bemerkte er in seinem Grußwort.

Damit betätigte sich das Kunstforum in gewisser Weise auch als Türöffner in Bereiche, in die man so häufig komme und nutze Kunst als Medium, um unbekannte Orte besser kennen zu lernen. Das Motto „Landschaft“ sei gut gewählt, denn er finde es schön, zu entdecken, wie Künstler die Landschaft wahrnehmen – und das sei doch durchaus anders als der „normale“ Mensch.

Auch nach 20 Jahren

immer noch sehr aktiv

Auch nach 20 Jahren sei das Kulturforum noch immer sehr aktiv, wenn es auch unterschiedliche Phasen durchgemacht habe, wie es nun einmal typisch für einen Zusammenschluss von Künstlern sei, so Raetz weiter. Doch man sehe sich nach wie vor als starke Stimme für die Kunst in der Gesellschaft, denn die habe auch heute noch einen schweren Stand. „Dabei handelt es sich doch um einen großen Schatz, der gezeigt werden muss.“ Nach wie vor habe man das gemeinsame Ziel nicht aufgegeben, der Kunst und Kultur in der Stadt ein Haus zu geben, mittelfristig ergebe sich vielleicht rund um das Pallotti-Quartier eine Möglichkeit dazu, erklärte der Bürgermeister. Allerdings gebe es auch noch andere gesellschaftliche Gruppen, die Raum für ihre Aktivitäten benötigten, schränkte er ein.

Vahjen machte darauf aufmerksam, dass man bei dieser Ausstellung etwas Neues ausprobieren wolle. Erstmals werde von den Mitarbeitern des Amtsgerichts ein „Best Picture“ gewählt. Die hätten dabei die Auswahl unter den Werken von nicht weniger als 17 beteiligten Künstlern. Darunter auch die beiden Fotografinnen Christa Dygatz und Heike Geerdes, die in ihren Werken eine Bildästhetik aufgriffen, die an schwarze Romantik erinnerten. Beide Künstlerinnen stellten eine landschaftliche Idylle dar, ließen aber gleichzeitig durch das Mittel der Fotografie mystische Orte entstehen, die den Betrachter in ihre Bilder hineinzögen.

Häusliche Materialen

werden verwendet

Häusliche Materialien wie Tuch und Faden verwende Elisabeth Wankerl für ihre Kunst, bei dem sie sich dem Thema „Landschaften“ mehrdeutig nähere. Objektiv sichtbar seien in ihrem Werk das Tuch und der Faden, verwandelt würden sie in das subjektiv Sichtbare jenseits der real existierenden Welt. Kuratiert hatte die Ausstellung Orlando Morrone, der auch selbst seine Werke zeigte. Ebenso wie Ingrid Thoma hatte er sich mit dem oft flirrenden Licht in oder über einer Landschaft auseinandergesetzt und einen vielschichtigen Farbauftrag verwirklicht. Beide kokettieren mit dem Nostalgischen, ohne in die Klischeefalle zu tappen, so Vahjen.

Ganz anders Otto Jarosch und Bernhard Swierczek. Beide provozierten mit ihren Arbeiten, befassten sich mit dem Ende der Natur. In Jaroschs „Blut“ scheine die derzeitige Natur zu enden und eine neu zu beginnen. Auch Swierczek habe nicht den Wunsch, eine landschaftliche Idylle wiederzugeben, vielmehr gibt er in „Garzweiler“ Verarbeiten und Ausbeuten wieder und zeige ein Gefühl von Verlorenheit und Einsamkeit. Gegenwartsbezogen gehe Günter Wankerl an das Thema heran, „Grauwacke“ heiße sein auf den zweiten Blick irritierendes Bild, so Vahjen weiter. Trotz seines Bezugs zum Vorzeitigen werde das naturhafte im Werk von Wankerl nicht heroisiert.

Grenzen und

Unendlichkeit von Landschaft

Elke Mohr und Olga Pollnau reflektierten in ihrer Auseinandersetzung mit Landschaft über Grenzen von Landschaft und über die Unendlichkeit von Landschaft. Der Horizont sei in ihren Werken ein wesentliches Gestaltungselement, und aus einiger Entfernung betrachtet, entsprächen ihre Bilder ganz und gar Naturerscheinungen. Landschaftsszenen, gesehen durch die Augen der Maler, seien immer subjektive Momenteindrücke, gefiltert durch die künstlerische Auffassung und den gewählten Ausschnitt. Barbara und Udo Heyder verstünden es nicht nur, technisch äußerst präzise mit Pastell und Aquarell umzugehen. Beide schafften es auch meisterlich, einen Ausschnitt einer Außenansicht so zu filtern, dass sie das Innerste des Betrachters berührten.Bei Claudia Becher und Annette Bröcker werde Gegenständliches nur angetippt. Ihren Bildern liege eine andere Ebene bezüglich des Raumes und seiner Behandlung zugrunde, sie umrissen keine Landschaft, deren Zugehörigkeit zu einer Gegend sich ausloten ließe. Dass Landschaften der Malerei auch reduziert sein könnten, ohne Plastizität und Emotionalität zu verlieren, bewiesen Jutta Regling und Marita Dymny. Ihre Arbeiten wirkten fast unecht und über das Gemalte hinaus befremdlich, seien frei von Menschen und Fauna. Die Perfektion der Oberfläche sei eindrucksvoll, beide Künstlerinnen definierten verschiedene Abstraktionsgrade von Landschaftsmalerei und schafften so eine malerische Fiktion.

Erinnerung an berühmte Werke

Hin und wieder seien in der Ausstellung auch Bildelemente zu erkennen, die den Betrachter an berühmte Werke anderer Künstler erinnerten. Als Beispiel nannte Vahjen die Arbeit „Meer“ von Mariola Hornung, in dem sich ein gewaltiges Wellengebirge auftürme. Die gezeigten Wellenkonstruktionen schienen jedoch völlig aus dem Kontext herausgelöst zu sein. Das Bild gehöre zu den Arbeiten, die man gegenständlich ebenso wie abstrakt lesen könne und erinnere an die aufgestellten Eisschollen in Caspar David Friedrichs „Eismeer“. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. April zu sehen in den Räumen des Amtsgerichts Rheinbach zu dessen üblichen Öffnungszeiten.