Udo-Lindenberg-Ausstellung im Ockenfelser Bürgerhaus
Der Sonderzug nach Pankow fuhr über Ockenfels

Ockenfels. „Udo von A-Z“ war der Untertitel der Udo-Lindenberg-Ausstellung „Udographie“ am 12. und 13. Oktober im Ockenfelser Bürgerhaus. Stephan Kurenbach, 1980 in Bonn geboren und seit zwei Jahren Wahl-Ockenfelser, präsentierte eine große Auswahl seiner Tausende Stücke umfassenden Sammlung von Udo-Lindenberg-Artikeln. „Als ich vor zwei Jahren umgezogen bin, habe ich erst gemerkt, was sich da alles angesammelt hat“, sagt der 44jährige bei der Verbandsgemeinde Linz als Pädagoge arbeitende Lindenberg-Fan beim exklusiven Rundgang mit Blick aktuell durch die Ausstellung.Er sei mit seinem Vater 1983 in Wuppertal auf ein Lindenberg-Konzert gegangen und da hätte die Leidenschaft dann begonnen. Da war er gerade 13 Jahre alt, als er die Musik aus anfangs punkigen, dann rockigen Tönen des heute 78jährigen Udo Lindenbergs lieben lernte. „Diese Musik, die anders war, als der Mainstream-Geschmack, hat mich fasziniert“, sagt Kurenbach.
Mit dem Album Odyssee fing auch Kurenbachs Sammel-Odyssee an
Auf rund 400 Quadratmetern hat Stephan Kurenbach im Bürgerhaus von Ockenfels etliches von dem ausgelegt, hingestellt und angehängt, was sich in den letzten 30 Jahren angesammelt hat: Vinyl-Schallplatten, Hüte, Mantel, Merchandising-Artikel, Konzertplakate, T-Shirt oder auch zum Beispiel Musikkassetten. „Mit der hat alles angefangen“, Kurenbach greift eine Musikkassette vom Tisch. „Odyssee“ steht auf dem Cover. Es ist das 14. Studioalbum von Udo Lindenberg von 1983. Als vierter Titel ist da der „Sonderzug nach Pankow“ zu hören. Und dieser Text, den Lindenberg mit seiner auch heute noch rauen, leicht nuschelnden Stimme auf Mack Gordons und Harry Warrens Chattanooga Choo Choo von 1941 sang, machte Stephan Kurenbach zum Udo-Lindenberg-Fan.
„Diese Single hat nicht einmal der Udo“
Heute gibt es vermutlich nichts mit Lindenbergs Bild, Foto oder Namen, was nicht zumindest auch in Kurenbachs Sammlung ist. Selbst eine Vinylsingle von 1969, das, wie Kurenbach vermutet, seltenste Stück aus seiner Sammlung, auf der Udo Lindenberg in seinen Anfängen bei den Hooge-Singers „nur“ als Drummer mitwirkte. „Die hat nicht einmal Udo – irgendwann bekommt er sie“, sagt Kurenbach und legt das geschichtsträchtige Stück zurück auf den Ausstellungstisch.
Die gesammelten Artikel habe er bis vor etlichen Jahren persönlich auf Konzerten, Märkten und auch in Plattenläden gefunden und gekauft, „damals gab es ja noch keine Internetmärkte“, sagt Kurenbach. Heute sei das Sammeln durch die einschlägigen Markplatz-Angebote im Internet natürlich einfacher und schneller.
Aber es gibt auch ganz individuelle, nicht so einfach käufliche Exemplare. Zum Beispiel ein von Udo Lindenberg auf ein DIN A4 – Blatt gezeichnetes Selbstportrait mit einem Dankeschön – Schriftzug an einen Chris von 1981, darunter, auch handschriftlich von Lindenberg geschrieben: „keine Panik“. So etwas könnte in Fan-Kreisen schon 5.000 € wert sein, schätzt Kurenbach. Für deutlich weniger als ein Hundertstel davon bekommt man dagegen Stephan Kurenbergs Buch von 2019. Auf über 300 Seiten in „Udographie“ hat der Fan und Sammler sein Wissen über den Musiker zu Papier gebracht. Das musikalische Gesamtwerk und alles Wissenswerte zu Lindenbergs Karriere ist dort niedergeschrieben, natürlich auch viele Fotos von den Sammlungsgegenständen aus Kurenbachs Fundus. Die Sammlungspräsentation ist gewissermaßen die Ausstellung zum Buch; coronabedingt erst jetzt.
Sicherheitsmitarbeiter wachen über die Ausstellungsstücke
Im Udo-Lindenberg-Universum ist Stefan Kurenbach gut vernetzt, und so drängeln sich auch unmittelbar nach Ausstellungseröffnung die Fans im Eingangsbereich, wo die ersten Exponate die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. „Insgesamt werden bestimmt etwa 200 Sammler und Fans über die zwei Ausstellungstage kommen. Die sind in den Hotels in Linz, Königswinter und Bad Honnef untergebracht. Viele kenne ich natürlich“, sagt Kurenbach. Insgesamt rechnet er mit 2.000 Besuchern über die zwei Tage. Als eine der Besucherinnen eine Schallplatte hochhebt und fragt, ob man die Sachen denn auch kaufen könne, verneint ein Mitarbeiter Kurenbachs. Nun erklärt sich auch, warum der einen Aufdruck „Security“ auf dem Shirt hat: Damit es nach der Ausstellung keine Panik ohne Orchester gibt: Wegen fehlender Exponate.

Mit der Musikkassette fing es Mitte der 90er an: Stephan Kurenbachs erstes Lindenberg-Sammlerstück.

Das teuerste Stück aus Kurenbachs Lindenberg-Sammlung: Eine Vinyl-Single von 1969 auf der Udo Lindenberg bei den Hooge-Singers als Drummer mitwirkte.

Auch eine von Udo Lindenberg signierte Originalzeichnung von 1981 gehört zu Kurenbachs Sammlung.