Am 20.11.2023

Allgemeine Berichte

Die Kirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde bei der Flut stark beschädigt

Die Pius-Kirche wird sich verändern

Bad Neuenahr. Der Wiederaufbau und die kirchliche Nutzung der Kirche St. Pius X. in Bad Neuenahr-Ahrweiler standen immer an erster Stelle unserer Überlegungen“, betonen Armin Küpper und Tobias Pfanner als Mitglieder des Verwaltungsrates der Kirchengemeinde Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Allerdings mussten wir nach intensiver Prüfung aller Rahmenbedingungen und Optionen leider feststellen, dass der hierfür erforderliche finanzielle Aufwand für uns als Pfarrgemeinde nicht leistbar ist.“ Der Kirchenraum, das Pfarrhaus und -heim sowie die Kita aus den Jahren 1968/69 wurden durch die Flut 2021 stark beschädigt. St. Pius wird nicht mehr als Kirchenraum wiederaufgebaut. Eine Machbarkeitsstudie soll nun Varianten eines sozialen Wohnprojektes und Tageshospiz auf dem vorhandenen Grundstück prüfen. Um über die zukünftige Gestaltung und Nutzung des Geländes und der darauf befindlichen Gebäude zu informieren, laden Vertreter der kirchlichen Gremien und Pfarrer Jörg Meyrer alle Interessierten zu einer Informationsveranstaltung am Dienstag, 28. November um 19.30 Uhr in das Sängerheim in Bachem (Neuenahrer Straße 11) ein.

Mehr als ein Jahr haben sich die verantwortlichen Haupt- und Ehrenamtlichen mit verschiedenen Optionen auseinandergesetzt und die Rahmenbedingungen eingehend geprüft. Sie hatten sich dazu mit unterschiedlichen kirchlichen und kommunalen Gruppen, Interessenten und Institutionen ausgetauscht und beraten. „Darunter fiel auch die Suche nach möglichen Kooperationspartnern für eine multifunktionale Nutzung – neben der rein kirchlichen Nutzung. Leider ergaben sich aber keine Verbindlichkeiten, die für eine Finanzierung erforderlich gewesen wären. Neben den finanziellen Aspekten muss auch gewährleistet sein, dass ein solcher Raum stabil und gut ausgelastet betrieben werden kann. Dazu braucht es zum Beispiel Personal“, nennt Küpper ein Beispiel auf der Suche nach Lösungen.

Wohnen im Ahrtal

Die Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Malteser Hilfsdienst und der Caritasverband Rhein-Ahr-Eifel hatten sich vor einiger Zeit im Rahmen eines Workshops „Wohnen im Ahrtal“ ausgetauscht. Ziel war es, zu eruieren, wie Wohnraum geschaffen werden kann, der eine Alternative zu vorherrschenden Wohnformen (Einfamilienhäuser, klassische Wohnungen) darstellt und für Menschen finanziell leistbar ist. Dabei war der Standort zunächst offen. Parallel kam der Hospiz-Verein Rhein-Ahr mit dem Vorschlag eines Tageshospiz in ihrer Trägerschaft auf die Kirchengemeinde zu. Der Diözesancaritasverband Trier hat in diesem Zusammenhang eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Diese soll prüfen und ausloten, inwieweit ein soziales Wohnprojekt und Tageshospiz möglich wäre. Die Ergebnisse werden im ersten Quartal 2024 erwartet und werden dann auch zeigen, ob und inwieweit bereits Bestehendes in die Planungen aufgenommen werden kann. Eine Entscheidung fällen die kirchlichen Gremien vor Ort. Die Idee würde sich an die Kita und das Integrative Mehrgenerationen-Quartier (IMQ) anschließen und somit ein vielfältiges, generationenübergreifendes und inkludierendes Quartier darstellen, so Meyrer. „Hier werden keinesfalls exklusive Wohnungen entstehen“, betont der Pfarrer. Bei aller berechtigter Trauer gehe der Blick auf ein zukunftsorientiertes Konzept. Ein „Genau-so-weiter“, wie vor der Flut sei weder zukunftsweisend noch an der aktuellen Lebenswirklichkeit der Menschen ausgerichtet. Ein Vorschlag, der noch im Raum schwebe, sei ein Flut-Museum im Kirchenraum zu eröffnen. „Aber solch eine museale Nutzung dient mehr den Touristinnen und Touristen als den Einwohnerinnen und Einwohnern von Bad Neuenahr-Ahrweiler“, stellt der Seelsorger klar.

„Kirche vor Ort“ soll weiterhin ihren Platz haben

„Wir bedauern es sehr, die Entscheidung, das Kirchengebäude nicht mehr wiederaufzubauen, jetzt so treffen zu müssen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund der sehr aktiven Gruppe in St. Pius, die seit der Flut eine Vielzahl von Veranstaltungen rund um die Kirche organisiert hat“, betont Pfanner. Mit der Aufgabe des Kirchenraums als sakralem Ort wird eine Profanierung (Entweihung) einhergehen. Der Verwaltungsrat möchte die Gruppe ausdrücklich einladen, sich weiterhin zu engagieren und ihre Angebote fortzuführen. „Daher legen wir großen Wert darauf, dass bei der zukünftigen Nutzung Räumlichkeiten geschaffen werden, wo ‚Kirche vor Ort‘ stattfinden kann. Diese zu gestalten und mit Leben zu füllen ist eine Chance, in die sich die Gruppe hoffentlich einbringen wird“, sagt Küpper. Eine von zwei Vorgaben, die die Kirchengemeinde in die Machbarkeitsstudie gegeben haben, sei daher ein Raum, der für Gottesdienste, Andachten und andere Treffen genutzt werden kann. Die zweite Vorgabe lautet, einen Ort für Erinnerungskultur an die Kirche St. Pius X. zu schaffen.

St. Pius – seit jeher ein Ort der Transformation

Das Gebäude weiterhin als Kirchenraum zu halten, sei finanziell nicht leistbar und nicht nachhaltig. Zwar würden Teile durch die ADD finanziert, jedoch gäbe es dort keinen Spielraum für Modernisierungen oder Veränderungen, erläutert Meyrer. Viele Betroffene im Ahrtal kennen das aus eigener Erfahrung: „Wenn vorher konventionelle Heizkörper das Haus warmgehalten haben, zahlt die Versicherung nicht einfach eine nachhaltigere und effizientere Fußbodenheizung.“ Innovationen wären daher nicht möglich. Bei einer geringer werdenden Anzahl an Gottesdienstteilnehmenden und den Vorgaben aus dem neuen Immobilienkonzept des Bistums Trier gilt es, die Kosten für Unterhalt und Betrieb für die nächsten Jahrzehnte mitzudenken.

„Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, betonen alle Verantwortlichen. Sich von einer Kirche zu verabschieden an der viele Emotionen und Erinnerungen hängen, sei besonders im Flutgebiet, das durch viele Veränderungen geprägt sei, schwierig. Doch es sei auch eine Chance, etwas Neues zu gestalten und Kirche ein anderes Bild zu geben – nicht als Ort von sakralen Feiern, sondern als Ort, wo Leben in seiner Vielfalt abgebildet wird und Nächstenliebe als das Merkmal des Christentums plastisch gelebt wird. Der Kirchenraum mit angrenzendem Pfarrhaus- und heim wurden nach dem II. Vatikanischen Konzil gestaltet und galten daher damals als wegweisend für eine neue und moderne pastorale Arbeit. „Der Blick war in St. Pius schon immer auf die Zukunft ausgerichtet“, erklärt Pfarrer Meyrer. Das soll auch weiterhin so bleiben – unabhängig vom Kirchengebäude. „Transformation“ sei hier ein Stichwort, das von der Frage geleitet wird: „Womit dienen wir den Menschen in unsrer Stadt am meisten?“.

Auch ohne St. Pius ist die Feier von Gottesdiensten in der direkten Umgebung gewährleistet. „Seit der Flut nutzen wir die Kapelle St. Anna für Werktags- und Sonntagsgottesdienste wie auch für Trauerämter“, berichtet Meyrer. Er feiere dort sogar seine meisten Gottesdienste. Sieben weitere Kirchen gibt es auf dem Gebiet der Pfarrei und insgesamt zehn Kapellen.

„Uns ist es wichtig, dass auch bei der Nachnutzung christliche Werte und Aspekte berücksichtigt werden. Mit den aktuellen Ideen eines sozialen und integrativen Wohnprojektes und einem Tageshospiz würde wieder etwas für die Menschen vor Ort geschaffen“, betonen Küpper und Pfanner. Dies sei ein gutes Hoffnungszeichen für die Bewohnerinnen und Bewohner von Bad Neuenahr-Ahrweiler.

BA

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