Bewegende Gedenkfeier für die Flutopfer im Stadtgebiet

„Diese Nacht hat Herzengebrochen und Seelen geschunden“

„Diese Nacht hat Herzen
gebrochen und Seelen geschunden“

„Wir vergessen nicht“. Bürgermeister Guido Orthen gedachte mit zahlreichen Menschen der Flutopfer im Stadtgebiet.Fotos: DU

„Diese Nacht hat Herzen
gebrochen und Seelen geschunden“

Schlammverschmierte Kerzen erinnerten an die Flutopfer.

„Diese Nacht hat Herzen
gebrochen und Seelen geschunden“

Den zahllosen Helfern dankten stellvertretend, von rechts Peter Diewald (erster Beigeordneter Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler), Richard Lindner (Löschzugführer Bad Neuenahr), Christian Niemeyer (stellv. Ortsbeauftragter THW Ortsverband Ahrweiler), Wilhelm Hartmann (Organisationsteam Spontanhelfer), Jürgen Gehring (Helfer-Shuttle), Barbara Krutzsch (Stadtverwaltung Bad Neuenahr-Ahrweiler), Klaus Kniel (Ortsvorsteher Heppingen), Jan Deuster (Stadtwerke Andernach), Jörg Meyrer (Pfarreiengemeinschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler), Christiane Thul-Steinheuer (private Initiative Versorgung) und Tim Sulewski (Junggesellenverein Heimersheim).

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Mit einer bewegenden und auch emotionalen Gedenkfeier gedachte die Kreisstadt kürzlich im Kurpark der Menschen im Stadtgebiet, die der verheerenden Flutkatastrophe vom 14./15. Juli zum Opfer gefallen waren. Mit großem Zuspruch der Bevölkerung, aber auch von ehrenamtlichen Helfern und Mitgliedern der verschiedenen Hilfsorganisationen und Hilfsdienste. Dezenter Blumenschmuck und schlammverschmierte Grabkerzen standen sinnbildlich für die 73 Flutopfer in Bad Neuenahr-Ahrweiler. „Die leise dahinplätschernde Ahr, die unserem Tal den Namen gibt, die für uns Erbauung und Lebensquell war, wurde zu einem reißenden Fluss, zu einer reißenden Flutmasse mutiert. Bis heute sind das Tal und auch unsere Stadt von dieser entfesselten Naturkraft gezeichnet.

„Menschen, die

Spuren hinterlassen haben“

Wir wollen der Menschen, die durch die Flutwelle aus unserer Gemeinschaft gerissen wurden, verletzt wurden und vermisst werden, gedenken. Wir empfinden tiefe Trauer und Schmerz, Lücken im Leben von Familien, Freunden, Bekannten und Nachbarn sind entstanden. Leben ist ausgelöscht. Aber, die Menschen sind nicht vergessen, denn hinter Zahlen stehen Menschen, die mit uns gelebt haben, geliebt haben und geliebt wurden. Menschen, die Spuren hinterlassen haben und in den Herzen ihrer Lieben weiterleben mit allem, was sie ausgemacht hat. Diese Nacht hat Herzen gebrochen und Seelen geschunden. Niemand geht unverletzt zur Tagesordnung über. Wir vergessen nicht. Aber auch wenn wir Menschenleben und die Erinnerungsstücke, die Zeugen des eigenen Lebens und der eigenen Geschichte, des eigenen Lebens waren nicht ersetzen können, ist es jetzt wichtig, dass wir den Blick behutsam, aber doch entschlossen und mit dem Willen zum Aufbau in die Zukunft richten. Das glaube ich, hätten auch die Menschen, die ihr Leben verloren haben, gewollt.

„Wir können uns halten -

weil wir gehalten werden“

Und wir sind es auch denen, die die Flut überlebt haben und zutiefst mit ihrer Heimat verbunden sind, ein Stück schuldig. Zukunft wir gelingen, wenn wir alle gemeinsam, Hand in Hand für die Menschen und unsere Heimatstadt handeln, wenn wir jeden Tag neu ein Stückchen aufbauen und uns gegenseitig Halt geben. Wir können uns halten - weil wir gehalten werden“, so Bürgermeister Guido Orthen. Stadtwehrleiter Marcus Mandt brachte in seiner Gedenkansprache einige Aspekte der Flutnacht aus Sicht der Feuerwehren ins Gedächtnis: „Die Meldungen kamen im Minutentakt in unsere Einsatzzentrale. Insgesamt gab es in dieser Nacht im Stadtgebiet mehr als 1.700 Notrufe. Die Flut kam schnell und mit ihr alles, was sie bereits mitgerissen hatte. Menschen auf Dächern, an Laternenmasten, auf Fahrzeugen. Viele Menschen konnten wir in der Nacht noch retten, zu einigen war kein Durchkommen mehr möglich. Manchen konnten wir erst nach vielen Stunden helfen, manchen auch gar nicht mehr.

Machtlos gegen

die Macht der Ahr

Gegen die Ahr mit ihrer ganzen Macht waren wir, die Feuerwehr, machtlos. Ein Gefühl, das wir als Feuerwehr nicht kennen. Wir sind doch die, die immer da sind. Die, die man ruft, wenn nichts mehr geht. Dieses Gefühl nagte schwer an uns. Die großen Feuerwehrhäuser in Ahrweiler und Heimersheim waren nicht mehr erreichbar, überflutet, stark beschädigt. Alles konzentrierte sich auf den letzten Stützpunkt in Bad Neuenahr, alle Brücken waren unpassierbar. Die südliche Stadt war für uns nicht mehr erreichbar. Stellvertretend zwei Ereignisse dieser Nacht, die noch lange im Gedächtnis bleiben: Auf dem Höhepunkt der Flut konnten wir fünf Bewohner einer Wohngemeinschaft für behinderte Menschen, die von den Fluten eingeschlossen waren, retten. Zwei Feuerwehr-Kameraden waren am Ahrweiler Feuerwehrhaus von der Flut mitgerissen und konnten sich mit viel Glück am Ahrtor-Friedhof an einem Mahnmal und an einem Baum festhalten. Sechs Stunden lang waren alle Rettungsversuche erfolglos. Während dieser Rettungsmaßnahmen konnten jedoch vier weitere Menschen gerettet werden - sie hatten sich in Bäumen und an Laternenmasten festgeklammert. Nach sechs Stunden wurden auch die Feuerwehrleute erfolgreich gerettet.

„Gemeinsam schaffen wir das“

Viele Feuerwehrleute hatten selbst in der Nacht ihr Hab und Gut verloren. Wir sind Bürger dieser Stadt. Wir wollen einfach nur für alle da sein - retten, löschen, bergen, schützen.“ Dechant Jörg Meyrer und Pfarrer Friedemann Bach rückten anschließend Worte der Erinnerung und der Zuversicht in den Fokus. Unter dem Motto „Wir waren und sind nicht allein - gemeinsam schaffen wir das“, wurde den zahllosen freiwilligen Helfern aus nah- und fern, den Hilfsorganisationen- und Diensten und anderen Initiativen gedankt, die nach der Flutkatastrophe für das Ahrtal und die Stadt zu unverzichtbaren Helfern und Unterstützern wurden - in unzähligen Bereichen. Mit einem gemeinschaftlichen Imbiss und der gefühlvollen Klaviermusik von Violina Petryschenko fand die Gedenkfeier einen würdigen Abschluss.