Ehrenamt ist eine Lebenseinstellung

Sinzig. 11.09.2025, 13:00 Uhr Jennifer Eller ist nervös, mit dem Zug nach Berlin ist auch ohne gebrochenem Fuß und Gepäck schon eine Herausforderung, besonders wenn auf einmal der Bahnsteig gewechselt wird! Aber am Ehrenamtsfest des Bundespräsidenten in Berlin teilzunehmen, ist für die Preisträgerin einzigartig, die stellvertretend für das große Team des WassAHR Projektes des WSV Sinzig steht.
„Wir gehen ins fünfte Jahr! Unglaublich! Vor allen Dingen für die Sichtbarkeit, für die vielen Ehrenamtler, die sich seit der Flut im Ahrtal engagieren; für die vielen Menschen überall, die jeden Tag ihr Bestes geben und das ehrenamtlich! Manchmal wird man schon gefragt, ob man etwas verrückt ist, dass man so viel Zeit für andere investiert!“ so Jennifer Eller, „ Aber wenn wir die leuchtenden Augen und das „Kajak Lächeln“ sehen, wissen wir, warum wir es machen!“
Das Projekt „Wassahr positiv erfahren“ hat jedes Jahr seinen besonderen Schwerpunkt und seine besonderen Highlights. Jedes Jahr verändert sich das Projekt, nachdem was gebraucht wird oder was angefragt wird! Seit zwei Jahren steht das Projekt allen Menschen, die von der Flut oder deren Folgen betroffen sind, offen! Das Projekt ist inklusiv, im weitesten Sinne, d.h. Unabhängig welcher Herkunft, Gender oder ob mit oder ohne Behinderungen. Jede Person in ihrem Tempo, in ihrer Art und Weise kann dabei sein.!
2022 waren es Fun&paddel beim KC Vallendar, die Reise nach Xanten, die ersten Schritte im Wildwasser,… so setzt es sich bis jetzt die Erfolgsgeschichte fort. 2025 liegt der Fokus auf Vielfalt erleben!
-Der Kajak Frauenkurs mit Frauen von Merida, der Verein aus Sinzig, die sich ehrenamtlich auf allen Ebenen engagieren und größter Respekt verdienen,
-das zweite Inklusionschnupperpaddeln mit 53 Teilnehmenden und 55 Kanuten, die als Buddies unterstützen,
-Fahrten nach Oberjoch, abenteuerliche Gepäckfahrt auf der Weser und das große Inklusion Paddel 2.0, an dem auch das inklusive Special Olympics Team des Projektes und Wsv Sinzig teilnahm!
Über 75 begeisterte Menschen waren am 30. August von Andernach oder alternativ Brohl nach Sinzig unterwegs. Immer begleitet durch die wachsamen Augen des Technischen Hilfswerks Sinzig und der Wasserwacht Bad Breisig, die mit einem Strömungsretter an Bord waren. Viele Kanuten waren, ebenso wie das THW und die Wasserwacht, an dem Tag ehrenamtlich auf dem Wasser.
„Ehrenamt ist das, was viel Arbeit macht, manchmal auch viel Stress, kein Geld einbringt, aber viel innen drin mit einem macht! Wir haben im großen Team 40 Personen, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich einbringen. Wie haben so zusammen viele Menschen aufs Wasser gebracht und eine schöne Zeit gegeben. Das ist der Grund, warum wir einfach weitermachen, weil wir wissen, dass da draußen noch viele Menschen sind, wo es noch nicht wieder gut ist!“ so Jennifer Eller, die sich als Krankenschwester und in der Betreuung in das Projekt mit einbringt.
„Man muss sich vorstellen, die ganzen Menschen sind berufstätig und machen das nebenher. Eine Fahrt von uns sind mit allen, immer rund 1000 Stunden ehrenamtlicher Arbeit. Deswegen in dem Projekt steckt unser Herzblut und auch 2026 machen wir weiter! Im Kanusport ist in der freien Natur, bewegt sich, kommt zur Ruhe und kann einfach manchmal wieder durchatmen, wenn man vom Wasser runterkommt!“
Das Inklusionspaddeln 2.0 war für alle ein besonderes Ereignis, vor allen Dingen da innerhalb von fünf Tagen die Veranstaltung von der Mosel auf den Rhein umgeplant werden musste, mit Anpassung des Sicherheitskonzepts,…am Ende hatten alle Spaß auf dem Wasser und das ist es, was zählt.
Besonders war für alle Beteiligten der Besuch der Präsidentin des deutschen Kanu Verbandes Dajana Pefestorff, des Vizepräsidenten des Kanuverbandes Rheinland Martin Alt, Vizepräsidentin Freizeirsport Gabriele Koch sowie die Teilnahme vom Vorsitzenden der deutschen Kanujugend Marco Seider.
Und eine Woche später dann der Besuch beim Ehrenamtfestes beim Bundespräsidenten - was für ein ereignisreiche Wochen!
„Wir sind chaotisch und liebenswert. Es läuft nicht alles perfekt, aber wir lernen gemeinsam daraus. Und das ist es auch, was das Ehrenamt ausmacht! Menschen schenken ihre Freizeit, da kann auch schon mal was schiefgehen, man muss improvisieren und kann zusammen darüber lachen! Unser Betreuerteam ist zu großen Teilen selbst chronisch krank oder behindert, für uns zählen drei Dinge: dabei sein, teilzuhaben und Spaß! Und einfach zu machen!“
Hinter dem Projekt steht ein ganzes Team voller engagierter Menschen, Kanuten, Sozialarbeitern, Pädagogen, Krankenschwestern, Lehrer,…und ihre Erfahrungen, Fähigkeiten und Persönlichkeiten mit einbringen - nur zusammen ist man ein Team.
„Ehrenamt - das ist das, was man trotzdem macht, auch wenn es kein Geld bringt. Und da draußen gibt es so viele Möglichkeiten, sich ehrenamtlich mit einzubringen! Menschen, die immer nur kritisieren, was mit der Gesellschaft ist und was man noch alles tun sollte, sage ich, sich ehrenamtlich langfristig zu engagieren. Denn damit verändert ihr in kleinen Schritten so vieles. Wir alle gemeinsam für unsere Gesellschaft! Wertschätzung von ehrenamtlicher Arbeit, Respekt, den Menschen gegenüber, die ihre Freizeit für andere einsetzen. Wir gemeinsam als Gesichter für ein gesundes Miteinander,“ so Jennifer Eller